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Deutsche Asse im Ski alpin, Biathlon, Skispringen: Dieser Winter macht Lust auf mehr

Sigi Heinrich

Update 11/01/2018 um 11:13 GMT+1 Uhr

Die Skispringer fliegen der Konkurrenz davon, die Biathlon-Stars sind erfolgreich, die Alpinen überzeugen - Deutschlands Wintersportler sind bärenstark in die Olympia-Saison gestartet. Trotzdem gibt es Zweifel, ob die gute Form nicht zu früh kommt und bis nach PyeongChang anhält. Eine falsche Sichtweise, findet Eurosport-Blogger und -Kommentator Sigi Heinrich.

Wintersportler Freitag, Luitz, Herrmann (v.l.n.r.)

Fotocredit: Eurosport

Als sich unser aller Felix (Neureuther) am 26. November beim Training in den USA einen Kreuzbandriss zuzog und mithin - zunächst - das Ende aller Olympiaträume vermeldete, schien der gesamte Winter mit ihm schon vorbei zu sein. Quasi eingedampft. Total. Horror. Kein Felix, keine Medaille.
Mittlerweile hofft er ja wieder mit Hilfe ärztlicher Kunst, doch noch in Südkorea ein paare Schwünge in den Schnee zaubern zu können. Sollte dieses Kunststück klappen, wird er natürlich in aller Munde sein und doch ist mittlerweile vieles in kurzer Zeit ganz anders geworden. Es war fast so, als habe seine Verletzung bei den Teamkollegen eine Art Trotzreaktion ausgelöst. Sie sprangen lustvoll in die Bresche.
In Neureuthers Paradedisziplinen Slalom und Riesenslalom (Fritz Dopfer, Stefan Luitz, Phillip Schmid) sowieso, aber auch im Speedbereich fährt Deutschland nicht mehr hinterher (Thomas Dressen, Andreas Sander, Sepp Ferstl, der jüngere). Ein vormals zerknirschter Sportdirektor Wolfgang Maier fühlt sich plötzlich vom Glück geküsst, wobei vor allem eine Personalie maßgeblich diese Erfolgswelle ausgelöst hat. Matthias Berthold aus Österreich hat mit seiner beharrlichen, geduldigen und fachlich hochqualifizierten Arbeit den Grundstein für diese wunderbare Momentaufnahme gelegt.

Der deutsche Zweifler

Momentaufnahme? Da ist er wieder, der ständig vorhandene Stachel, der bei uns Deutschen wohl im Erbgut steckt. Der kleine Unsicherheitsfaktor, der Zweifler, der Pessimist gar, der hinter jeder Slalomstange dann doch den Abgrund wittert. Sind sie nicht zu früh in Form, die winterlichen Stars?
Denn da wären ja noch andere wie die Adler, die gerade eben derartig schwungvoll durch die Lüfte sausen, als wollten sie direkt nach PyeongChang fliegen wollen. Business Class. Natürlich vergesse ich Viktoria Rebensburg nicht, die plötzlich in fast in allen Disziplinen (Slalom mal ausgenommen) eine Medaillenkandidatin zu sein scheint. Laura Dahlmeier ist wieder zurück im Biathlon. Denise Hermann hat schon zwei Weltcups gewonnen. Das Weltmeisterquartett (Simon Schempp, Arnd Peiffer, Benedikt Doll, Erik Lesser) zeigte in Hochfilzen seine Qualitäten.
Begeben wir uns auf das glatte Parkett: Scheinbar angetrieben von der nimmermüden Claudia Pechstein haben schon weitere sechs Eisschnellläuferinnen ihr Einzelticket für Südkorea gelöst. Und Aljona Savchenko gewann mit Bruno Massot das Grand-Prix-Finale im Eiskunstlaufen gegen exakt jene Konkurrenz, die auch bei den Olympischen Spielen am Start sein wird. Wenn das kein gutes Omen ist!

Sollen sie alle warten bis PyeongChang?

Und erst die Rodler und die Bobfahrer! Gewinnen die nicht immer? Na ja. Da war doch mal was. Die Spiele von Sotschi etwa, als kein deutscher Bob (die Rodler waren ja topfit) in den Medaillenrängen landete, obwohl man doch im Vorfeld auch oft gewonnen hatte. Und so juckt er schon wieder, der Zeigefinger, frisch durchblutet und warnt. Frühform. Achtung. Erwartungen steigen, Hoffnungen zementieren sich. Und am Ende ist alles eine Luftblase, ein Schneeballsystem, das am Ende ja nie funktioniert?
Ja und? Sollen sie alle warten bis PyeongChang, ehe sie mal vorne landen? Jetzt ist die Zeit, um für sich selbst zu werben, um auch uns Lust zu machen auf dieses Großereignis ab 9. Februar, das bei Discovery live auf vielen unterschiedlichen Plattformen (Eurosport 1, Eurosport 2, Eurosport Player, TLC) zu sehen sein wird. Jetzt können die Wintersportler wenigstens ab und zu mal König Fußball von den ersten Plätzen im Internet und den Schlagzeilen in den traditionellen Medien verdrängen - obwohl natürlich ein eingerissener Zehennagel bei einem Mittelstürmer eines mittelklassigen Bundesliga-Klubs noch immer interessanter zu sein scheint als erfolgreiches Schneegestöber.

Erfolg bringt Selbstvertrauen

Nein, wir können nicht genug bekommen von den guten Ergebnissen. Macht weiter so. Wer jetzt nicht mal gewinnt, wird auch später nicht vorne landen können. Wie auch. Jeder Sieg, jedes Ergebnis, das später mal Medaillen verheißt, bringt neuerlichen Schub für das Selbstbewusstsein, das gerade im Sport so wichtig ist. Und es zeigt vor allem auch der Konkurrenz, was man drauf hat.
Jedes gute Ergebnis wirkt wie ein Treffer im Sparring vor dem Höhepunkt, dem großen Kampf auf der Weltbühne des Sports. Wenn jemand eine ganze Saison lang hinterher läuft oder -springt oder -fährt, dann wäre ein Erfolg ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt nicht mehr als ein Glückstreffer. Und kein Athlet möchte, auch wenn er Gold schürfen will in PyeongChang, als Glücksritter unterwegs sein.
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