Russland steht nach Dopingskandal vor Ausschluss bei Olympia 2020

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VonEurosport

Publiziert 24/11/2019 um 13:14 GMT+1 Uhr

Russland steht im neuesten Kapitel des Dopingskandals dicht vor dem Aus für die Olympischen Sommerspiele in Tokio, nicht nur DOSB-Präsident Alfons Hörmann fordert rasches Handeln. Die drohenden, harten Maßnamen sind die Konsequenz der vergangenen Jahre, in denen Russland immer wieder in Dopingaffären verwickelt war und kein Anschein von Besserung zu sehen war.

Artyom Makarenko

Fotocredit: Getty Images

Russlands Unbelehrbare stehen vor dem Totalschaden, das Olympia-Aus für Tokio scheint unausweichlich: Die Geduld des Weltsports mit der in Sachen Doping offenbar nicht therapierbaren Skandalnation ist am Ende. "Das Urteil der Prüfkommission und ihre Forderung nach klaren Konsequenzen wiegen schwer", teilte DOSB-Präsident Alfons Hörmann auf SID-Anfrage mit:
Aufgrund der nahenden Olympischen Spiele in Tokio muss die finale Klärung zeitnah erfolgen.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), deren Prüfgremium am Freitag Klartext sprach, könnte am 9. Dezember den Russen, die in der seit einer halben Dekade schwelenden Affäre um weitreichende Manipulation im Spitzensport nicht ansatzweise den geforderten Mentalitätswandel gezeigt haben, endgültig den Stecker ziehen. Beim Urteil müsse, so Hörmann, "der faire und saubere Sport eindeutig im Vordergrund stehen". Und da sieht es für Russland düster aus.

NADA hält es für "den richtigen Schritt"

Das Compliance Review Committee (CRC) der WADA hatte empfohlen, die bereits von 2015 bis 2018 suspendierte russische Anti-Doping-Agentur RUSADA erneut auszuschließen, was zum Olympia-Ausschluss führen könnte und dürfte. Die WADA-Entscheider sollten der Empfehlung folgen - mit Milde oder Verständnis im Weltsport können die Russen jedenfalls nicht rechnen.
"Eine Sperre von weniger als vier Jahren für diesen schwerwiegenden Verstoß mit erschwerenden Umständen nach Jahren der Verweigerung und Täuschung wäre eine weitere Ungerechtigkeit für saubere Athleten", sagte Travis Tygart, Chef der mächtigen amerikanischen Anti-Doping-Behörde USADA.
Der "schwerwiegende Verstoß" hat seinen Hintergrund in der Affäre um mutmaßlich manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor. Mit diesen sollen das genaue Ausmaß des systematischen Dopings in Russland belegt und individuelle Strafen für Athleten möglich werden. Das wollte Russland wohl gezielt verhindern, und deshalb findet eine harte Linie der WADA nun breite Zustimmung. "Wir halten diese Empfehlung des Compliance Review Committees für einen ersten richtigen Schritt", teilte die deutsche Anti-Doping-Agentur NADA mit.

WADA besitzt mehr Sanktionsmöglichkeiten

Die Russen selbst zeigten sich angesichts der breiten Front gegen sie ein Stück weit zwangseinsichtig. RUSADA-Chef Juri Ganus sagte am Samstag, dass die Empfehlung des CRC "im Einklang mit rechtlicher Logik" stehe. Zwei Bedingungen haben die RUSADA erfüllen müssen, diese seien "formal, aber nicht ordnungsgemäß erfüllt worden". Die drohende Suspendierung richte sich aber "nicht gegen die Qualität der Arbeit der RUSADA". Sollte heißen: So schlimm ist das alles doch gar nicht.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verwies auf Nachfrage erneut darauf, dass die Urteilsgewalt im Hinblick auf mögliche Sanktionen bei den weltweiten Dopingbekämpfern liege. "Gemäß den neuen WADA-Regeln, die seit April 2018 gelten, wird dieser Prozess von der Welt-Anti-Doping-Agentur durchgeführt, und das IOC respektiert dieses Verfahren uneingeschränkt", hieß es aus Lausanne. Der Internationale Sportgerichtshof CAS kann das WADA-Verdikt überprüfen, die Russen werden den CAS mit hoher Wahrscheinlichkeit anrufen.
Im Vergleich zu vergangenen Strafmaßnahmen wie im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio und der Winterspiele 2018 in Pyeongchang besitzt die WADA damit inzwischen deutlich mehr Sanktionsmöglichkeiten. Nicht nur der Ausschluss von Olympia und den Paralympics - wo russische Sportler dann möglicherweise jeweils als Einzelathleten unter neutraler Flagge antreten könnten - droht.
Der "International Standard for Code Compliance by Signatories (ISCCS)" der WADA sieht auch ausdrücklich vor, das Russland die Ausrichtung internationaler Meisterschaften verweigert werden kann. Dies betrifft sowohl die Neuvergabe wie auch bereits an Russland vergebene Wettbewerbe.
(SID)
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