Giro d'Italia: Drei Dinge, die auffielen - die schärfste Spitze des Bora-Dreizacks und Zabel ist ein Fuchs
VonFelix Mattis
Update 07/05/2022 um 21:40 GMT+2 Uhr
Der Kampf ums Rosa Trikot ist beim Giro d'Italia schon am zweiten Tag voll entfacht: Das 9,2 Kilometer lange Einzelzeitfahren von Budapest produzierte die ersten Abstände im Gesamtklassement - teilweise sogar größere als erwartet. Vor allem Zeitfahrsieger Simon Yates durfte am Ende des Tages natürlich strahlen. Er scheint bereit für den Giro-Sieg - doch das war nicht die einzige Erkenntnis.
Dass Yates im Zeitfahren den Sieg davontragen würde, das hat in Budapest einige überrascht - auch wenn Eurosport-Experte Sean Kelly den Briten am Morgen als seinen Favoriten bezeichnet hatte.
Doch so stark wie sich das 29-jährige Kletter-Ass im Kampf gegen die Uhr - der nie seine Spezialdisziplin war - präsentierte, scheint er nun der große Top-Favorit auf den Gesamtsieg zu sein.
Unter den Mitfavoriten wurde vorsortiert und auch teamintern gab es bei einigen Rennställen wohl am Samstagabend die ersten Klarheiten - dabei zählte ein Deutscher mit viel Pech zu den Verlierern: Emanuel Buchmann.
Zwei andere Deutsche hingegen glänzten: Lennard Kämna mit seiner Zeit über 9,2 Kilometer und Rick Zabel mit der über 1,3 Kilometer. Wieso das wichtig war, lest Ihr hier in den Drei Dingen, die auffielen.
1. Yates ist bereit für den Giro-Sieg - oder?
"Das war sicher mein bestes Zeitfahren", befand Simon Yates (BikeExchange - Jayco) nach seinem fulminanten Sieg in Budapest. Und damit hatte er wohl Recht. Denn dass der Brite, der neben Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) als zweiter großer Top-Favorit auf den Giro-Sieg 2022 gehandelt wurde, ausgerechnet im Kampf gegen die Uhr seinen Kontrahenten ums Rosa Trikot bereits ordentlich einschenken würde, damit war nicht zu rechnen gewesen.
Yates holte auf dem 9,2 Kilometer langen Parcours in Ungarns Hauptstadt beispielsweise 17 Sekunden auf Wilco Kelderman (Bora - hansgrohe), 18 Sekunden auf Joao Almeida (UAE Team Emirates) und 28 Sekunden auf Carapaz heraus - um nur drei der am besten platzierten Mitfavoriten zu nennen. Einzig Tom Dumoulin (Jumbo - Visma), hinter dessen Bergform aber nach den Leistungen der vergangenen Monate ein großes Fragezeichen steht, blieb mit fünf Sekunden Rückstand wirklich auf Tuchfühlung.
Die Abstände zwischen den meisten Mitfavoriten waren zwar klein, der zum Überflieger des Tages aber war doch recht groß angesichts der kurzen Distanz. Yates scheint zum Beginn der Italien-Rundfahrt also bereits in einer überragenden Form und somit bereit für den Giro-Sieg zu sein.
Doch Vorsicht! Schon vor vier Jahren dominierte der Brite die ersten zwei Giro-Wochen und schien klar auf Kurs zu sein, bevor er dann in den Alpen in der schweren Schlusswoche völlig einbrach.
"Es ist mein erster Zeitfahrsieg bei einer Grand Tour, den heißt es auch zu feiern. Aber man muss auf das Gesamtbild schauen in den nächsten Wochen", drückte deshalb auch Yates in Budapest erstmal auf die Euphoriebremse.
2. Kelderman die gefährlichste Spitze des Bora-Dreizacks
Wilco Kelderman ist bärenstark in den Giro gestartet. Nach seinem fünften Platz im Bergaufsprint von Visegrád am Freitag war er auch im Zeitfahren von Budapest einer der Besten und fuhr auf Rang sieben. Der Niederländer ist damit nach zwei Tagen Gesamtfünfter, liegt 24 Sekunden vom Rosa Trikot entfernt.
"Meine Vorbereitung auf den Giro war nicht perfekt, weil ich nach meinem Sturz in Lüttich die letzte Woche nicht trainieren konnte. Aber wenn ich das hier heute sehe, kann ich glücklich sein", meinte Kelderman im Ziel.
Auch wenn die Rundfahrt noch sehr lang ist und die schwersten Tage noch weit weg sind, so scheint sich bereits jetzt abzuzeichnen, welche Spitze des Bora-Dreizacks – das deutsche Team ist mit drei gleichberechtigten Kapitänen in die Rundfahrt gestartet - am schärfsten schneidet.
Jai Hindley schlug sich ordentlich, liegt aber trotzdem bereits 45 Sekunden zurück und Emanuel Buchmann ist beim Giro erneut zu den Pechvögeln zu zählen: Der Tour-Vierte von 2019 stürzte im Zeitfahren und verlor am Samstag ganze 57 Sekunden auf Sieger Yates. Trotz eines guten Auftakts am Freitag hat er daher schon 1:08 Minuten Rückstand aufs Rosa Trikot. Das schmerzt wahrscheinlich mehr, als die Wunden vom Sturz.
3. Rick Zabel ist ein Fuchs
Kannst Du nicht gewinnen, werde kreativ - das dachte sich in Budapest auch Rick Zabel einmal mehr. Der 28-Jährige hat auf den ersten sieben Kilometern des Zeitfahrkurses durch die ungarische Hauptstadt Kräfte gespart und ist ausgeruht an die Schlusssteigung zur Fischerbastei herangerollt, um dort dann den Turbo zu zünden. 2:14,32 Minuten brauchte Zabel für die letzten 1,3 Kilometer zum Zielstrich und war damit der Schnellste auf diesem Abschnitt.
Was das brachte? Das Bergtrikot. Denn für die Bestzeit im Schlussanstieg gab es in Budapest drei Bergpunkte. Zabel liegt nun punktgleich hinter Auftaktsieger Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) im Kampf um das Maglia Azzurra auf Rang zwei der Bergwertung und wird das beliebte Sondertrikot am Sonntag auf der 3. Etappe stellvertretend überstreifen dürfen, weil van der Poel als Gesamtführender das Rosa Trikot trägt.
Damit wird Zabel zum Wiederholungstäter. Schon vor zwei Jahren beim Auftaktzeitfahren in Palermo setzte er alles auf den Bergpreis, der dort direkt nach dem Start in Monreale auf den ersten 1,2 Kilometern vergeben wurde. Und auch dort ging der Coup auf, Zabel fuhr tags darauf in Blau.
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