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Tour-Geschichte(n): Drama um Tony Martin im Gelben Trikot, Premiere von Cavendish, Kittel-Sieg, Froome-Aus, Porte-Sturz

Andreas Schulz

Update 07/07/2023 um 16:53 GMT+2 Uhr

Die Geschichte der Tour de France steckt voller Highlights, Dramen, Tiefpunkte: Wir blicken in unserer täglichen Serie zurück auf besondere Momente, die sich am 9. Juli jähren und deren Bilder uns noch vor Augen sind - und auf Tour-Momente aus deutscher Sicht. Heute u.a. mit einer Prügelei, der Premiere von Mark Cavendish, dem Aus für Chris Froome und Tony Martin und dem Sturz von Richie Porte.

"Es war ein Schock": Kwiatkowski über die "Tragödie" um Tony Martin 2015

Der 9. Juli - kein Tour-Tag wie jeder andere:
Die 5. Etappe der Tour de France 2008 sieht den Beginn einer Serie, die noch andauert und vielleicht doch noch zum absoluten Rekord an Tagessiegen bei der "grande boucle" führen könnte.
In Chateauroux sprintet Mark Cavendish erstmals aufs Siegerpodest. Nachdem der Knoten geplatzt ist, packt der Brite gleich noch drei Etappensiege drauf, bevor er die Tour vorzeitig verlässt, um sich auf Olympia in Peking zu konzentrieren.
Inzwischen ist Cavendish der wohl beste Sprinter aller Zeiten geworden, hat 34 Tour-Etappen gewonnen, den Rekord von Eddy Merckx eingestellt - und seine Siegesserie könnte noch weiter ausgebaut werden.
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"Mehr als ein Traum": Cavendish über seinen ersten Sieg bei der Tour 2008

Zwei Jahre später siegt Cavendish wieder am 9. Juli, doch die Geschichten des Tages schreiben 2010 andere. Direkt nach dem Zieleinlauf tragen Carlos Barredo und Rui Costa einen zuvor auf dem Rad begonnenen Disput erst mit Fäusten weiter aus, dann kommt sogar ein Laufrad als Waffe ins Spiel.
Ernsthaft verletzt wird aber niemand - ganz im Unterschied zum Crash hinter der Linie: Dort räumt ein unvorsichtiger TV-Mitarbeiter den australischen Sprinter Robbie McEwen ab, der übel zu Fall kommt.
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Wilde Prügelei im Ziel: Als bei der Tour 2010 die Fäuste flogen

Ganz bitter endet der 9. Juli 2015 für Tony Martin: Im Gelben Trikot stürzt er auf dem letzten Kilometer, wird von Teamkollegen noch ins Ziel eskortiert und schleppt sich unter Schmerzen aufs Podium zur Siegerehrung.
Doch seine Tour ist vorbei, das Schlüsselbein gebrochen und statt das "maillot jaune" vielleicht bis zu den Pyrenäen zu tragen, muss er es in Le Havre abgeben.
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"Es war ein Schock": Kwiatkowski über die "Tragödie" um Tony Martin 2015

Der 9. Juli 2013 markiert den zweiten Erfolg von Marcel Kittel bei der 100. Tour - und den Beweis, dass sein Triumph auf Korsika zuvor kein Zufallsprodukt am Ende einer chaotischen Etappe war.
Denn diesmal fängt Kittel den schon klar führenden André Greipel mit einem Kraftakt noch ab - nachdem zuvor eine grenzwertige Aktion von Mark Cavendish mitten im Sprint-Finale gegen einen Kittel-Teamkollegen für Aufregung sorgt.
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2013: Tour de France - Marcel Kittel gewinnt die 10.Etappe

Fotocredit: Getty Images

Ein schwerer Sturz sorgt dafür, dass bei der Tour 2017 der 9. Juli die 9. Etappe zur dramatischsten des Rennens wurde: Mitfavorit Richie Porte stürzt in der Abfahrt so schwer, dass er das Rennen aufgeben musste - er wäre wohl der größte Rivale von Chris Froome gewesen.
Auch nach dem Sturz bleibt es packend, im Sprint um den Tagessieg jubelt Warren Barguil bereits, doch Rigoberto Uran fing ihn noch ab - obwohl er wegen defekter Schaltung einen alles andere als passenden Gang treten muss.
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Richie Porte stürzte auf der Abfahrt schwer

Fotocredit: SID

Am 9. Juli 2003 wird Lance Armstrong seine eigene Taktik zum "Verhängnis": Damit sein Team im Mannschaftszeitfahren möglichst den letzten Startplatz hat, muss es in der Mannschaftswertung vor jenem Tag führen. Darum geben beim Prolog in Paris nicht nur der Texaner, sondern auch die anderen US-Postal-Fahrer Vollgas. Überraschend fährt nicht der Boss, sondern Victor Hugo Pena die beste Zeit.
Belohnt wird der Kolumbianer dann einige Tage später nach dem Teamzeitfahren: Weil US Postal gewinnt, schlüpft er ins Gelbe Trikot - als erster Südamerikaner überhaupt. Hilft aber nix - am nächsten Tag geht das "maillot jaune" wieder brav Trinkflaschen holen am Teamwagen. Kleiner Trost: Vor dem Start jener Etappe wird er in Champagner aufgewogen:
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Victor Hugo Pena (US Postal), Tour de France 2003

Fotocredit: Getty Images

Fast bis zur Bewusstlosigkeit quält sich ein 31-jähriger Däne im ersten Zeitfahren der Tour 1995: Und bis auf 12 Sekunden kommt er nach 54km an den im Kampf gegen die Uhr eigentlich unantastbaren Miguel Indurain heran. Die Fachwelt ist verblüfft über Bjarne Riis, der bisher nur als solider Helfer bekannt war - und Team Telekom sichert sich seine Dienste.
Doch dass man hier in Seraing den Tour-Sieger 1996 sieht, ahnt wohl keiner. Wie sich die enorme Leistungssteigerung des einstigen Edeldomestiken von Laurent Fignon erklärte, gesteht Mr. 60% dann Jahre später. Eine Erinnerung als Mahnung.
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Bjarne Riis, Team Gewiss - Tour de France 1995

Fotocredit: Imago

Im Jahr 2014 sagt am 9. Juli Chris Froome der Tour Adieu: Der Vorjahressieger streckt schon auf der 5. Etappe die Waffen. Stürze im Regen, noch bevor das Kopfsteinpflaster dieses Teilstücks erreicht ist, zwingen den Briten zur Aufgabe. Später werden Brüche an Hand und Handgelenk festgestellt, selbst bei der Vuelta ist er noch nicht wieder in absoluter Topform.
Bei der Tour scheint erst einmal der Weg frei für Alberto Contador - bis auch den Spanier Tage später das Sturzpech aus dem Rennen wirft.
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Chris Froome: Vorzeitiges Aus bei der Tour de France 2014

Fotocredit: Eurosport

Exakt zwei Jahre später sorgt Froome bei der Tour 2016 für ganz andere Schlagzeilen. In der Abfahrt vom Col de Peyresourde ins Etappenziel Bagnères de Luchon in den Pyrenäen narrt er die Gegner mit einer Attacke über die Bergwertung hinweg.
Mit einer halsbrecherischen Abfahrt hält er die Verfolger um 13 Sekunden auf Distanz, gewinnt die Etappe und zeigt, dass aus dem einstigen Bruchpiloten seiner Anfangsjahre ein versierter Abfahrer geworden ist.
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Tour 2016: Froome attackiert in der Abfahrt

Fotocredit: Eurosport

Schließlich (fast) kein Tag ohne Erik Zabel - doch der 9. Juli sticht tatsächlich heraus. Denn es ist der bunteste Tour-Tag für ihn. Im Jahr 1996 holt der Telekom-Sprinter sich auf der 10. Etappe nach Gap mit dem Tagessieg auch erstmals das Grüne Trikot, das dann für Jahre seine Dauer-Arbeitskleidung werden sollte.
Sechs Jahre später sichert er sich in Reims nach 1998 erneut für einen Tag Gelb: Doch das kann er nicht recht genießen, denn die folgende Etappe ist ein Mannschaftszeitfahren - also Schmerz statt Sightseeing.
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Erik Zabel, Tour de France 2002

Fotocredit: Imago

Im Jahr 2006 schlägt schließlich am 9. Juli die große Stunde des Sylvain Calzati. Auf der 8. Etappe nach Lorient siegt er aus einer Ausreißergruppe heraus mit einem Solo im Finale. Damit wäre dem Franzosen in aller Regel die Titelseite der Zeitungen am nächsten Tag sicher gewesen, doch dann gehörten die Schlagzeilen dem am selben Sonntag ausgetragene WM-Finale der Fußballer mit Zidanes Kopfstoß.
Wobei, Calzati freute sich heimlich dann doch - denn der ag2r-Profi mit italienischen Wurzeln fieberte im Endspiel mit der "squadra azzurra"...
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Sylvain Calzati (ag2r) - Tour de France 2006

Fotocredit: Getty Images

Geschichte schrieb am 9. Juli 2015 dann Daniel Teklehaimanot: An den drei Hügeln jener 6. Etappe gewann er jeweils die Bergwertung und damit schlüpfte er im Ziel in Le Havre als erster Schwarzafrikaner in ein Sondertrikot der Tour de France (aus Südafrika hatte Daryl Impey schon Gelb getragen).
Der Profi aus Eritrea trug das Bergtrikot nur wenige Tage, in den Geschichtsbüchern wird er für immer stehen.
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Daniel Teklehaimanot - MTN-Qhubeka, Tour de France 2015

Fotocredit: Getty Images

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