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Tour de France: Wetter-Chaos stoppt Alpen-Etappe, Bernal in Gelb

Eurosport
VonEurosport

Update 26/07/2019 um 23:58 GMT+2 Uhr

Die 19. Etappe der Tour de France ist wegen eines Hagelsturms abgebrochen worden. Die Fahrer wurden von der Renndirektion in der Abfahrt vom höchsten Punkt der Tour gestoppt. Ein Hagelsturm und Erdrutsch machte einen Teil der Strecke vor dem Schlussanstieg unpassierbar. Die Jury entschied, die Zeitabstände an der Bergwertung des Col de l'Iseran (37,5 Kilometer vor dem Ziel in Tignes) zu werten.

Julian Alaphilippe y Egan Bernal, Tour de Francia 2019

Fotocredit: Getty Images

Damit wurde Egan Bernal zum großen Gewinner dieser Etappe der Tour de France - der Kolumbianer hatte im Anstieg zur Bergwertung auf 2770m Höhe attackiert und kam 58 Sekunden Vorsprung auf seine direkten Rivalen über den Gipfel und holte sich dort auch acht Sekunden Zeitgutschrift.
Ein Etappensieger wurde auf der 19. Etappe der Tour de France nicht gekürt.
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Tour kompakt: Tränen, Attacken und Abbruch - die dramatische 19. Etappe

Emanuel Buchmann war zusammen mit Steven Kruijswijk, und Geraint Thomas in der ersten kleinen Verfolgergruppe hinter Bernal unterwegs. Julian Alaphilippe im Gelben Trikot hingegen hatte den Anschluss verloren und eine Minute Rückstand auf seine anderen Rivalen.
Bernal übernahm das "maillot jaune" und hat nun die besten Chancen auf den Gesamtsieg in Paris, auch wenn noch eine letzten Bergetappe mit Ziel in Val Thorens am Samstag folgt. Buchmann ist nun Fünfter der Gesamtwertung.
Im Klassement liegt Bernal 48 Sekunden vor Alaphilippe, 1:16 Minute vor Thomas, 1:28 vor Steven Kruijswijk und 1:55 vor Buchmann. Diese Fahrer werden den Tour-Sieg und wohl auch das Podium unter sich ausmachen.
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Hagel-Sturm, Fahrer in Aufruhr: Das kuriose Ende der 19. Etappe

Buchmann fasst die Etappe am Abend so zusammen:
Es war schon eine merkwürdige Situation, als ich im Funk die Nachricht bekommen habe, dass abgebrochen wird. Zuerst haben wir es auch gar nicht geglaubt, aber wir haben dann miteinander gesprochen und alle hatten dieselbe Information. Es wäre auch unmöglich gewesen weiterzufahren, wie man gesehen hat. Ich habe noch nie so viel Eis auf der Straße gesehen. Das Rennen war heute von Anfang an richtig schnell. Am l‘Iseran hat dann Team Ineos das Kommando übernommen, und zuerst hat Thomas, dann Bernal attackiert. Ich war dann in der Gruppe mit Thomas in einer guten Situation und hatte alles Kontrolle. Am letzten Anstieg wäre vielleicht noch etwas möglich gewesen, denn ich habe mich wieder gut gefühlt. Aber es ist, wie es ist. Jetzt wird morgen alles entschieden. Sicherlich werden ein paar Fahrer schon früh attackieren, auch ich kann morgen etwas versuchen, wenn ich gute Beine habe. Morgen braucht man nichts mehr zu sparen, da gilt nur mehr All-in.
Aus dem Rennen war schon früh der zuvor Fünfte der Gesamtwertung: Thibaut Pinot musste die Etappe unter Tränen aufgeben.
Romain Bardet verteidigte sein am Vortag erobertes Bergtrikot, Peter Sagan bleibt auch nach der 19. Etappe im Grünen Trikot.
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Tränen und Tour-Aus: Das ganze Drama um Pinot

Bernal hat Tour-Sieg vor Augen

Gipfelstürmer Egan Bernal, völlig ahnungslos, wurde in rasender Abfahrt von einem Begleitmotorrad gestoppt, dahinter diskutierten die Konkurrenten um Emanuel Buchmann gestenreich auf ihren Velos - und unten im Tal kämpften Mensch und Gerät verzweifelt gegen Hagelmassen und Erdreich auf der Strecke: Die 19. Etappe der Tour de France ist im Wetterchaos der Alpen versunken und kurz vor ihrem Showdown abgebrochen worden - offiziell blieb sie ohne Sieger.
Einen großen Gewinner gab es dennoch: Der kolumbianische Youngster Bernal hatte als Erster die Passhöhe des Col d'Iseran auf 2770m erreicht, kurz bevor die Jury vor der Natur kapitulierte. Die Entscheider wollten zwar keinen Etappensieger küren, werteten die Zeitabstände auf dem Iseran aber für das Gesamtklassement. Bernal durfte damit im geplanten Etappenziel in Tignes das Gelbe Trikot überstreifen - und hat nun den Tour-Sieg dicht vor Augen.
"Auf jeden Fall war die Entscheidung richtig", sagte Ralph Denk, Buchmanns Teamchef bei Bora-hansgrohe, angesichts der im unteren Teil unpassierbaren Abfahrt in Richtung Schlussanstieg: "Es liegen Schnee und Schlamm auf der Strecke. Mit 80km/h wäre das viel zu gefährlich gewesen, man hat eine gute Lösung gefunden."

Buchmann kämpft ums Podium

Am Iseran führte Bernal nach einer fulminanten Attacke das Rennen an, er hatte 50 Sekunden Vorsprung auf eine Gruppe mit Titelverteidiger und Teamkollege Geraint Thomas (Großbritannien) sowie dem deutschen Hoffnungsträger Buchmann. Der Franzose Julian Alaphilippe lag 2:07 Minuten zurück und verlor damit Gelb.
Am Iseran hatte es bereits ein gnadenloses Ausscheidungsrennen gegeben, Buchmann hatte bis dahin mit einem Löwenherzen seine nächste Weltklasseleistung gezeigt. Alaphilippe musste im oberen Abschnitt nach einer Tempoverschärfung abreißen lassen. Für Frankreichs Tour-Träume war der Tag schon zuvor dramatisch verlaufen. Der bisherige Gesamtfünfte Thibaut Pinot vergoss bittere Tränen, als er knapp 40km nach Rennstart wegen einer Muskelverletzung aussteigen musste.
"Es war eine tolle Leistung von Emanuel, aber auch von Gregor (Mühlberger (d. Red.). Wir haben alles richtig gemacht, jetzt gibt es am Samstag die große Finalschlacht", sagte Denk und meinte mit Blick auf Buchmanns Chancen: "Jeder wird alles in die Waagschale werfen. Das Podium ist für Emanuel nicht weit weg. Die Motivation wird da sein, die Beine werden entscheiden."
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Vor einem Jahr: Pinot muss Tour unter Tränen aufgeben

Pinot lässt Frankreichs Fans weinen

Bei Pinot versagten die Beine den Dienst. Der Franzose umarmte unter körperlichen und seelischen Schmerzen noch seinen Teamkollegen William Bonnet, dann stieg er weinend in ein Fahrzeug seiner Mannschaft Groupama-FDJ. Pinot, Dritter von 2014, gab bei der Tour damit nach 2016 und 2017 zum dritten Mal in Serie auf. 2018 war er wegen der Folgen einer beim Giro d'Italia erlittenen Lungenentzündung nicht am Start. In den Pyrenäen siegte Pinot am Tourmalet und besaß noch alle Chancen auf den ersten französischen Toursieg seit Bernard Hinault 1985.
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Die ganze Action und alle Emotionen - so lief die 19. Etappe

Für Buchmann folgt am Samstag "der Showdown" dieser Tour de France. Nach dem Abbruch wird die Etappe noch spektakulärer als ohnehin. Das Teilstück von Albertville nach Val Thorens über 130 km wird die Entscheidung über den Gesamtsieg der Frankreich-Rundfahrt bringen. 33,4 km bergauf werden den Profis nach fast drei Wochen Anstrengung als letzte gewaltige Schwierigkeit abverlangt, fast 1900 Höhenmeter sind zu überwinden. Im höchstgelegenen Skiort Europas wird der Tour-Sieger gekürt - irgendwie passend angesichts der Bilder vom Freitag.
(SID)
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