Tour-Geschichte(n): Aus für Ullrich, Premiere für "Aussie", Thuraus Traumtour beginnt

Andreas Schulz

Update 29/06/2021 um 16:29 GMT+2 Uhr

Die Geschichte der Tour steckt voller Highlights, Dramen, Tiefpunkte: Dabei muss man gar nicht ewig in den Geschichtsbüchern zurückblättern. Wir blicken in unserer täglichen Serie zurück auf besondere Momente, die sich heute jähren - und auf spezielle Tour-Höhepunkte aus deutscher Sicht. Heute u.a. mit Jan Ullrich und dem Fuentes-Skandal 2006 , aber auch Didi Thurau, Rudi Altig und Phil Anderson.

Jan Ullrich 2006 - Tour-Aus wegen Puerto-Affäre

Fotocredit: Getty Images

Der 30. Juni - kein Tour-Tag wie jeder andere:
Für Radsport-Deutschland ist der 30. Juni mit zwei ganz besonderen Ereignissen verbunden, die gegensätzlicher kaum sein könnten: Einmal der Beginn einer unglaublichen Euphorie, andererseits ein Schlag in die Magengrube und Beginn einer anhaltenden Desillusionierung. Fangen wir mit dem Highlight an:
Mitten in der französischen Provinz, im kleinen Städtchen Fleurance, startet 1977 Didi Thurau seinen Siegeszug, der ihn in die Herzen der Massen und die Tour ins Bewusstsein fast aller Deutschen tragen sollte. Mit dem Sieg im Prolog begann für ihn eine Fahrt in Gelb, die 15 Etappen dauern sollte und um den "blonden Engel" das auslöste, was man heute als "Hype" bezeichnen würde.
Nach seinem Coup an jenem Donnerstag gelangen dem damals jüngsten Starter der Tour noch weitere Glanztaten, an die noch zu erinnern sein wird.
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Didi Thurau 1977

Fotocredit: Imago

Ganz anders sind die Erinnerungen an den 30. Juni 2006 - den kein Tour-Fan je vergessen wird, der damals die Nachrichten verfolgte. Was sich in den Tagen zuvor an explosiven Informationen zum Doping-Skandal Fuentes angesammelt hatte, explodierte an jenem Freitag mit ungeheurer Wucht. Die Tour-Veranstalter hatten Einblick in die Ermittlungsunterlagen der spanischen Guardia Civil erhalten und sahen danach nur noch einen Weg, ihr Rennen zu retten. In einem radikalen Schritt setzten sie durch, dass die Fahrer, die offensichtlich in die Blutpanschereien verwickelt waren, nicht an den Start würden gehen dürfen.
Das komplette Team Astana musste daraufhin abreisen, denn nach der "Säuberung" blieben nicht mehr ausreichend Fahrer für ein Aufgebot in Tour-Stärke übrig. Der Spanier Francisco Mancebo, teurer Neuzugang des französischen Rennstalls ag2r, verließ Straßburg. Vor allem aber waren plötzlich die beiden Top-Favoriten für die erste Tour ohne Lance Armstrong nicht mehr tragbar: Ivan Basso und Jan Ullrich mussten von ihren Mannschaften zurückgezogen werden.
Die Ereignisse überschlugen sich, bei T-Mobile etwa drehte der Bus mit allen Fahrern auf dem Weg zum großen Pressetermin plötzlich um, zurück zum Quartier im beschaulichen Blaesheim. Ullrich stellte sich kurz den Journalisten - dann kehrte er der Tour den Rücken und als Fahrer nie wieder zu ihr zurück.
Jan Ullrich bei seinem Aus 2006
Ein historischer Tour-Tag ist der 30. Juni aus viel schöneren Gründen für die Australier: Denn an jenem Datum im Jahr 1981 streifte erstmals ein Profi von "Down under" das "yellow jersey" über. Am Ende der 6. Etappe durch die Pyrenäen war es Phil Anderson, der sich bei seiner ersten Tour gleich die Führung holte - wenn auch nur für einen Tag.
Der damals 23-Jährigen sollte die Tour 13 Mal bestreiten, immer beenden, zwei Etappen und die Nachwuchswertung gewinnen und der Wegbereiter für die so erfolgreichen "Aussies" späterer Jahre sein.
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Phil Anderson bei der Tour de France 1981

Fotocredit: Getty Images

Dass Rudi Altig und der 29. Juni eine spezielle Beziehung hatten, haben wir gestern gesehen. Aber auch der 30. Juni hat in der Tour-Karriere des so erfolgreichen Allrounders einen besonderen Platz: Am 30. Juni 1966 endet seine längste Fahrt in Gelb:
Vom Tour-Start bis zu zehnten Etappe hatte er die Führung inne, erst auf dem Teilstück nach Pau verliert er sie an den Tagessieger Tommasso de Pra. Doch die Glanztaten der Tour 1966 sind damit noch nicht vorbei – aus deutscher Sicht wird der 3. Juli zum nächsten Highlight, nicht nur für Altig…
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Stürze und Kopfstöße: Wilde Sprint-Action im Grenzbereich

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