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Tour de France: Die besten Finals auf den Champs-Elysées in Paris mit LeMond, Fignon, Kittel, Greipel, Cavendish

Andreas Schulz

Update 23/07/2023 um 15:21 GMT+2 Uhr

Die Schlussetappe der Tour de France auf den Champs-Elysées ist das große Finale der Rundfahrt - seit über 40 Jahren gab es dabei im Herzen von Paris nicht nur packende Sprints, sondern auch andere dramatische Rennentscheidungen. Wir präsentieren Euch die Top 10 der Tour-Schlussetappen auf dem Prachtboulevard der französischen Hauptstadt - mit Marcel Kittel, Mark Cavendish, Greg Lemond uva.!

Tour-Finals: Sekundenkrimi und Sprintershows in Paris

Die begeisternde Premiere (1975): Jahrzehntelang fanden die Tour-Finals auf diversen Radrennbahnen von Paris statt, doch der neue Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing unterstützt die Idee sofort, die Ankunft ins Herz der Metropole zu verlegen.
Publikum und Peloton sind begeistert, die Premiere ein voller Erfolg und ab sofort fester Bestandteil der Rundfahrt.
Erster von vielen Sprintsiegern auf den Champs Elysées wird an jenem 20. Juli Walter Goodefroot, der Belgier hat damit seinem späteren Telekom-Schützling Erik Zabel immer diesen Sieg voraus, dem der Berliner Zeit seiner Karriere vergebens nachjagt.
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Walter Godefroot (r) gewinnt auf den Champs Elysées bei der Tour 1975

Fotocredit: Getty Images

Doppelsieg für die Ewigkeit (2009): Es ist der erste Auftritt von Mark Cavendish in Paris, erstmals beendet er eine Tour de France. Und wie! Dass er als dominanter Sprinter jener Jahre dort seine sechste Etappe in dieser Tour-Auflage gewinnt, überrascht nicht. Doch nach drei Wochen zündet er einen Turbo wie es die berühmte Avenue kaum je gesehen hat. Abgerundet wird der perfekte Sprint dadurch, dass Anfahrer Mark Renshaw derart Tempo gemacht hat, dass auch der Australier noch vor allen Rivalen jubelnd über den Zielstrich fährt. Eine einmalige Demonstration des HTC-Duos.
Siegen aber wird Cavendish noch mehrfach in Paris: 2009 ist der Auftakt zu einer Serie, die vier Jahre anhält und den Mann von der Isle of Man zum erfolgreichsten Fahrer der Champs-Elysées-Geschichte macht.
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Cavendishs Sensationssprint auf den Champs Elysées 2009

Seigneur unterbricht die Serie (1994): Dass die Schlussetappe nicht immer den Sprintern gehören muss, beweist Eddy Seigneur. Der Franzose hat aus einer fünfköpfigen Ausreißergruppe heraus die besten Beine und den richtigen Riecher. Auf dem letzten Kilometer hetzt er Frankie Andreu (USA) hinterher und zieht im perfekten Augenblick vorbei.
Der Zeitfahr-Spezialist vom GAN-Team feiert den größten Sieg seiner Karriere, knapp eine halbe Minute vor den Sprintern. Einsame Runden in Paris dreht am selben Tag Jens Heppner. Im Trikot des Deutschen Meisters ist er nach einem Defekt weit hinter dem Feld unterwegs und hat zum Tour-Finale ein zusätzliches Einzelzeitfahren zu absolvieren...
Tour de France 1994, Champs-Elysées: Eddy Seigneur (GAN) siegt
Umsturz beim Revolutionsjubiläum (1989): Frankreich feiert 200 Jahre Revolution - und die Tour hat sich dafür eine besondere Pointe aufgehoben. Ein Zeitfahren beschließt diesmal das Rennen, es führt vom Königsschloss in Versailles zur Place de la Concorde, zwei Symbolen der Umwälzungen der Geschichte. Die 24,5 Kilometer stellen aber auch die Tour auf den Kopf: Greg LeMond gelingt es, im Kampf gegen die Uhr Laurent Fignon noch zu enttrohnen. Mit 50 Sekunden Rückstand geht er auf den Kurs, rast mit futuristischem Equipement in einem Schnitt von 54,5km/h zum Etappensieg.
Hinter ihm gestartet müht sich Fignon, mit Sitzproblemen kämpfend, die Strecke entlang. Der Vorsprung schmilzt, die Spannung steigt. Am Ende wird der Franzose zwar noch Dritter des Zeitfahrens, doch in der Endabrechnung fehlen acht Sekunden zum US-Amerikaner. Nie endet eine Tour knapper.
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Krimi in Paris: Das Zeitfahr-Drama 1989 mit Lemond und Fignon

Der "gekreuzigte Sieger" (2002): Drei Jahre in Serie bringt die letzte Tour-Etappe auch ein Herzschlagfinale im Kampf um das Grüne Trikot. 2002 endet dabei die Serie von Erik Zabel, der zwölf Monate zuvor noch Stuart O'Grady in Paris aus Grün gefahren hatte. Das gleiche Spiel, aber mit umgekehrtem Ausgang erlebt Zabel ein Jahr später. Wieder macht er sich als Jäger auf das letzte Teilstück, diesmal mit einem Punkt Rückstand auf einen anderen Australier, Robbie McEwen.
Nur: 2002 ist der Mann in Grün der Schnellere und kann am Zwischensprint seine Führung minimal ausbauen. Doch wieder entscheidet nach über 3000 Kilometern die letzte Zielgerade über die Trophäe für den besten Sprinter. Und McEwen lässt keinen Zweifel daran, wer das ist. Überlegen holt er die Etappe und damit den "Heiligen Gral der Heiligen Grale - den Sieg auf den Champs Elysées im maillot vert". "Ich war total kaputt", schildert er die Szene, "ich wollte meine Arme zur Jubelpose nach oben nehmen - aber ich kam nur so weit, sie seitlich auszustrecken, dann verließen mich die Kräfte. Ich sah aus, als wäre ich gekreuzigt und so fühlte ich mich auch nach den Anstrengungen und dem Stress dieser drei Wochen."
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Robbie McEwen, Tour de France 2002 in Paris

Fotocredit: Eurosport

"Abdou" räumt sich ab (1991): Der weltpolitische Wandel öffnet die Tour für Fahrer aus Osteuropa - und keiner hinterlässt solchen Eindruck wie Djamolidine Abdoujaparov. Der Sprinter aus Zentralasien nimmt auf nichts und niemand Rücksicht, schon gar nicht auf sich selbst. Als souveräner Führender der Punktewertung startet er in die Schlussetappe der Tour 1991, doch 20 Meter vor dem Zielstrich kommt er unbedrängt zu nahe an die Absperrgitter und stürzt fürchterlich.
Bei Höchstgeschwindigkeit überschlägt sich das kompakte Kraftpaket, entsetzt halten die Zuschauer den Atem an. Doch Abdoujaparov hat Glück im Unglück, verletzt sich nicht schwer, kann sogar die letzten Meter noch absolvieren und so in der Wertung bleiben. Danach aber geht es umgehend ins Krankenhaus - zum ersten und einzigen Mal fehlt ein Gewinner des Grünen Trikots bei der abschließenden Siegerehrung (was Abdoujaparov dann 1993 und 1994 nachholt).
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Tour de France, Champs-Elysées: Abdoujaparov stürzt 1991

Fotocredit: Eurosport

Keine Geschenke (1979): Heute schwer vorstellbar, dass der Tour-Sieger die Flachetappe nach Paris gewinnt. Doch bei Bernard Hinault gibt es keine Spazierfahrten, keinen Nichtangriffspakt - und keine Geschenke. Der Träger des Gelben Trikots setzt sich mit seinem "Kronprinz" Joop Zoetemelk ab, Minuten liegen die nächsten Verfolger zurück.
"Du hast den Tour-Sieg, lass' mich die Etappe gewinnen", bittet der Niederländer, aber da ist er beim Bretonen an der falschen Adresse. Der lehnt ab, gewinnt im "maillot jaune" die Schlussetappe. Zoetemelk wiederum wird im Ziel positiv getestet, erhält zehn Minuten Zeitstrafe, bleibt aber Gesamtzweiter.
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Tour de France 1979, Bernard Hinault und Joop Zoetemelk in Paris

Fotocredit: Getty Images

Perfekte Abendunterhaltung (2013): Zur 100. Tour verlegen die Organisatoren die Zielankunft erstmals in die Abendstunden. Eine Lichtshow am Triumphbogen macht diese Premiere zu einem herausragenden Erlebnis. Erster Sieger im Dämmerlicht ist mit Marcel Kittel der neue Stern am Sprinterhimmel - elf Jahre nach Olaf Ludwig der zweite Deutsche, der auf den Champs Elysées triumphiert.
Im Folgejahr legt Kittel umgehend nach, da ist die Zielankunft aber schon wieder auf 19:00 Uhr "vorverlegt". Und auch André Greipel wird 2015 und 2016 zum Paris-Sieger im Abendlicht.
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Tour de France 2013: Marcel Kittel gewinnt in Paris auf den Champs Elysées

Fotocredit: Getty Images

Letztes Hurra (2005): Das 30. Jubiläum der Champs Elysées bei der Tour wird mit einem kasachischen Sieg begangen. Im Meistertrikot seines Landes stürmt Alexander Winokurow zum Etappensieg bei seinem letzten Tour-Auftritt für Telekom/T-Mobile. Er nutzt den Antritt von Brad McGee als perfekte Vorarbeit und verbessert sich am Schlusstag noch auf Rang fünf der Gesamtwertung.
Doch bald wird nichts mehr wie vorher sein für Winokurow. 2006 wird sein Team im Zuge der Operacion Puerto noch vor Tour-Start ausgeschlossen, 2007 wird er nach zwei Etappensiegen als Blutdoper überführt.
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Alexander Winokurow bei der Tour 2005 in Paris

Fotocredit: Getty Images

Vergessene Vorreiter: Der Blick auf all' die siegreichen Sprinter oder Tour-Sieger lässt manchmal vergessen, dass die ersten Siege in Paris nicht ihnen gehörten. 1977 schon sorgt etwa Didi Thurau in seiner besten Tour für einen deutschen Sieg in der französischen Hauptstadt. Der Schlusstag ist noch auf zwei Etappen verteilt und Thurau beendet das Rennen wie er es begann: mit einem Zeitfahrsieg. Auf den Champs Elysées ist er über 6 Kilometer nicht zu schlagen und bleibt so auch in der Gesamtwertung hauchdünn vor Eddy Merckx.
Am Nachmittag gelingt Alain Meslet der erste Solo-Sieg in Paris - gleichzeitig der erste Erfolg eines Franzosen. Zehn Jahre später (und damit zwei Jahre vor LeMond) sorgt Jeff Pierce für den ersten US-Sieg: Der Außenseiter aus dem Team 7 Eleven setzt sich ebenfalls als Solist durch und sorgt für den dritten Etappensieg der US-Mannschaft.
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Didi Thurau wird 1977 in Paris als bester Nachwuchsfahrer geehrt

Fotocredit: Imago

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