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Verunglückte Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel in Berlin geehrt

VonSID

Update 02/12/2018 um 12:05 GMT+1 Uhr

Emotionaler Abend für Kristina Vogel: Die nach einem schweren Trainingsunfall im Sommer querschnittsgelähmte zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin ist am Samstag im Berliner Velodrom als Deutschlands Radsportlerin des Jahres ausgezeichnet worden. Die Ehrung am Rande des Heim-Weltcups nahm Bundesaußenminister Heiko Maas vor. Bei den Männern wurde Straßenradprofi Maximilian Schachmann ausgezeichnet.

Kristina Vogel

Fotocredit: Imago

Für einen kurzen Moment schien Kristina Vogel den Kampf mit den Gefühlen zu verlieren. Im Rollstuhl und mit feuchten Augen stand die schwer verunglückte Bahnrad-Olympiasiegerin am Rande des ihr so vertrauten Holzovals im Berliner Velodrom, als Zuschauer und Weggefährten ihren grenzenlosen Respekt mit einem langen Applaus zum Ausdruck brachten.

Voegel: "Ein Drücker, ein Knutscher"

Tränen vergoss Vogel nicht. Und doch hatte sie die emotionale Rückkehr an die alte Wirkungsstätte spürbar bewegt. "Es ist schön, alle wiederzusehen", sagte die elfmalige Weltmeisterin ins Mikrofon des Hallensprechers:
Ich habe gar nicht so viel Zeit für alle. Ein Drücker, ein Knutscher - dann kommt schon der nächste.
Am Rande des Heimweltcups in Berlin wurde die querschnittsgelähmte Vogel am Samstagabend als Radsportlerin des Jahres ausgezeichnet. Ihr erster großer Auftritt vor einem Publikum seit dem folgenschweren Trainingsunfall im Sommer dauerte rund zehn Minuten - und war weit mehr als eine gewöhnliche Preisverleihung.
Als die 28-Jährige um 17.45 Uhr auf die Bahn kam, erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen. Auch Betreuer, ehemalige Kolleginnen und Rivalinnen klatschten. Einige Athleten unterbrachen kurzzeitig ihr Training.

Vogel im Rampenlicht angespannt

Vogel winkte ins Publikum. Auf dem Weg zum Zielstrich, wo ihr Bundesaußenminister Heiko Maas eine gläserne Trophäe überreichte, lächelte sie. Im Rampenlicht wirkte sie aber auch angespannt. Als ihr nach der Ehrung im Innenraum Mitglieder des deutschen Teams um den Hals fielen, schien sie deutlich gelöster. Dies ging längst nicht allen so. Bundestrainer Detlef Uibel etwa konnte nach einer innigen Umarmung seine Tränen kurzzeitig nicht zurückhalten.
Die Trauer über den tragischen Unfall sitzt noch immer tief. Die Erfurterin war am 26. Juni beim Training auf der Betonbahn in Cottbus bei voller Geschwindigkeit mit einem Fahrer kollidiert, der sich ebenfalls auf der Radrennbahn befand. Ihr Rückenmark wurde am siebten Brustwirbel durchtrennt. Im Unfallkrankenhaus Berlin arbeitet Vogel seither intensiv in der Reha.
Mit ihrer Lebensfreude und dem positiven Umgang mit den Folgen ihres Unfalls hat sich Vogel in den vergangenen Monaten viele Sympathien und Bewunderung verdient. "Was mich am meisten beeindruckt hat, ist, wie sie damit umgeht", sagte Maas:
Sie ist als Sportlerin überragend erfolgreich gewesen. Jetzt ist sie jemand, der anderen ganz viel Mut macht. Sie macht einen starken Eindruck.

Welte: "Es ist schmerzhaft, dass sie nicht mehr dabei sein kann"

Ihre langjährige Teamsprint-Partnerin Miriam Welte sah es ähnlich und war dennoch mitgenommen. "Es ist sehr schmerzhaft, dass sie hier auf vier Rädern reinkommt und nicht mehr dabei sein kann. Es tut mir unendlich leid für sie", sagte Welte. Straßenprofi Maximilian Schachmann, der für seine starken Leistungen im Jahr 2018 als Radsportler des Jahres geehrt wurde, sagte: "Wie sie damit umgeht, ist sehr besonders. Ich bin mir sicher, dass sie ihren Weg gehen wird."
Für Vogel war es am Samstag nicht die einzige Anerkennung. Bei der 15. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Düsseldorf war sie zuvor in Abwesenheit zum Persönlichen Mitglied gewählt worden.
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