Kitzbühel-Sieger Sepp Ferstl über Dreßen: "Thomas ist ein armer Hund"

VonSID

Publiziert 21/01/2018 um 11:22 GMT+1 Uhr

Sepp Ferstl, der die berühmte Abfahrt in Kitzbühel 1978 und 1979 gewann, fühlt sich nach dem Überraschungssieg von Thomas Dreßen erlöst: "Thomas ist nur ein armer Hund, weil er jetzt eine Menge durchmachen muss", meinte Ferstl in Bezug auf den Medienrummel. Eine richtige Überraschung war der Erfolg von Dreßen auf der Streif für Sepp Ferstl Senior aber nicht.

Sepp Ferstl Senior

Fotocredit: Eurosport

Sepp Ferstl, Sie haben Thomas Dreßen nach seinem Sieg kurz gesprochen. Was haben Sie ihm gesagt?
Sepp Ferstl (Abfahrtssieger in Kitzbühel 1978 und 1979): Gott sei Dank bin ich jetzt mal abgelöst. Das hältst du auf Dauer ja nicht aus, als einziger deutscher Sieger (lacht). Das ist ein Mythos, der mich noch eine Weile verfolgt hat. Jetzt ist wenigstens mal ein anderer Deutscher da, jetzt kann ich sagen: Frag den doch auch mal. Der Thomas ist nur ein armer Hund, weil er jetzt eine Menge durchmachen muss. Jetzt geht es erst richtig los für ihn.
Wie haben Sie das Rennen erlebt?
Ferstl: Ich habe gewusst, der hats a bisserl drauf. Ich habe ihn schon oft im Training beobachtet. Er fährt in einer super Position, unbekümmert, locker und sauber auf zwei Ski. Er fährt einfach los und bringt es ins Ziel. Das hat man zuletzt schon bei seinem fünften Platz in Wengen gesehen.
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Was kann man von Dreßen noch erwarten?
Ferstl: Von ihm kann man noch einiges erwarten. Er ist jetzt der Überraschungssieger. Mei, der hat ein Gefühl auf der Kante, das haben wenige. Der Beat Feuz (Weltmeister aus der Schweiz, d.Red.) ist auch so ein Gefühlsfahrer, mit dem kann man ihn schon ein Stück weit auf eine Ebene setzen. Thomas ist auch ein richtiger Brackel (bayerisch für Hüne oder Riese), ein bisschen wie der Aksel Svindal (Olympiasieger Aksel Lund Svindal/Norwegen). Das ist für einen Speed-Fahrer schon von Vorteil.
Wie wirkt sich so ein Sieg auf die weitere Karriere aus?
Ferstl: Leben kannst du von einem Kitzbühel-Sieg nicht, aber zehren schon eine Weile. Damals war das natürlich ein Highlight. 1978 (nach Ferstls erstem Sieg, d. Red.) war in Garmisch gleich danach die Weltmeisterschaft, da waren wir Deutschen die Vorreiter, was die Medaillenaussichten anging. Da baut sich schon einiges an Druck auf. Das wird jetzt für die Deutschen vor Olympia in Pyeongchang ähnlich sein. Hoffentlich lässt Thomas sich nicht nervös machen, das wird alles nicht so einfach für ihn. Aber so locker wie er ist und wie er fährt, kann er das vielleicht verkraften.
Wie sehen Sie die Entwicklung der deutschen Mannschaft, zu der ja auch Ihr Sohn gehört?
Ferstl: Sie haben die Mannschaft schon sehr gut aufgebaut. Wenn ich mir die Betreuer davor anschaue, die hatten die Abfahrer schon fast aufgegeben. Das Trainerteam jetzt um Mathias Berthold ist menschlich so gut, wie wir es damals auch hatten. Wenn du mit solchen Trainern arbeitest, dann kommt was Gescheites bei raus. Sie sind auch eine super Truppe, alle Fahrer zusammen. Die Erfolge jetzt sind sehr gut für den DSV, aber auch für den Nachwuchsbereich. Ich war ja selber 25 Jahre Trainer bei mir im Verein (Ferstl trainierte dort seinen Sohn, d. Red.), da sieht man, dass wir ganz gut gearbeitet haben. Wir werden jetzt alle für unsere Arbeit belohnt.
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