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Doping bei Nordischer Ski-WM | Spur führt nach Deutschland: Sportmediziner im Fokus

VonSID

Update 28/02/2019 um 11:31 GMT+1 Uhr

Österreichische Behörden und die Staatsanwaltschaft München haben zum großen Schlag gegen ein international organisiertes Dopingnetzwerk ausgeholt. Die Spur führt dabei nach Deutschland. Im Mittelpunkt der Razzien im Rahmen der "Operation Aderlass" soll der in Erfurt ansässige Sportmediziner Mark S. stehen. Das österreichische Bundeskriminalamt (BK) spricht von einer "kriminellen Gruppierung".

Polizei vor dem Teamhotel der österreichischen Mannschaft in Seefeld

Fotocredit: Getty Images

"Diese aus Erfurt agierende kriminelle Gruppierung ist dringend verdächtig, seit Jahren Blutdoping an Spitzensportlern durchzuführen, um deren Leistung bei nationalen und internationalen Wettkämpfen zu steigern", hieß es in einer Mitteilung des BK. Das Ziel: Illegale Einkünfte zu generieren.
Die Ermittlungen liefen bereits seit mehreren Monaten, der Vorwurf lautet auf Verdacht des gewerbsmäßigen Sportbetruges sowie der Anwendung von unerlaubten Wirkstoffen und Methoden zu Dopingzwecken.
Die Maßnahmen - es fanden Zeitgleich Razzien in Seefeld und in Deutschland statt - wurden im Tiroler WM-Ort rund zwei Stunden vor dem Start der WM-Entscheidung im 15-km-Skilanglauf der Männer bekannt. Im WM-Ort wurden zwei Mitglieder der Gruppe sowie fünf Sportler festgenommen, in Deutschland der Sportmediziner S. und ein Komplize, hieß es. Bei den Sportlern handele es sich um zwei Österreicher, zwei Esten und einen Kasachen.
In Seefeld wurde ein österreichischer Skilangläufer sogar auf frischer Tat beim Blutdoping erwischt. Der Sportler wurde mit einer Bluttransfusion im Arm angetroffen und festgenommen. Das bestätigte das österreichische Bundeskriminalamt.

"Es zeigt sich, dass das Anti-Doping-Gesetz wirkt"

"Deutsche Sportler stehen bisher nicht im Fokus unserer Ermittlungen", sagte die Münchner Oberstaatsanwältin Anne Leiding am Mittwoch dem SID.
Zuvor hatte bereits DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach bestätigt, dass beim Verband "die Lage ruhig" sei: "Es fanden keine Untersuchungen statt, weder im Teamhotel noch in Deutschland bei Institutionen, die den DSV vertreten. Nach unseren Erkenntnissen ist auch keiner aus unserem medizinischen Bereich in die Untersuchungen involviert", sagte Schwarzbach.
Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder war konsterniert. "Ich finde es immens bedenklich, dass so nahe bei uns in einer ganzen Trainingsgruppe so etwas betrieben wird, ich bin schockiert", sagte er nach dem 15-km-Rennen am Mittwoch im ZDF: "Trotz des engmaschigen Kontrollnetzes passiert so etwas Schockierendes. Wir müssen alles tun, dass so etwas nicht mehr geschehen kann."
"Das ist für den Sport nicht gut. Schwarze Schafe gibt es leider immer", sagte Sebastian Eisenlauer nach seinem Lauf: "Wichtig ist, dass sie knallhart entfernt werden. Wir können uns glücklich schätzen, wenn die raus sind." Lucas Bögl (Gaißlach) erklärte: "Das stimmt mich extrem traurig. Es sind offenbar größere Probleme vorhanden, als ich gedacht habe. So macht es keinen Spaß." Der österreichische Langläufer Luis Stadlober bezeichnete die Vorfälle als "das Schlimmste, was dem österreichischen Skilanglauf passieren konnte".
Die Staatsanwaltschaft München bestätigte, dass die Ermittlungen durch die Angaben des österreichischen Skilangläufers Johannes Dürr in der ARD-Sendung "Die Gier nach Gold - Der Weg in die Dopingfalle" vom 17. Januar dieses Jahres ausgelöst worden waren. Daraufhin wurde ein Ermittlungsverfahrens gegen Unbekannt eingeleitet, dieses sei nun in ein Ermittlungsverfahren gegen konkrete Beschuldigte übergegangen.
"Die NADA begrüßt das Zusammenwirken der staatlichen Ermittlungsbehörden aus Österreich und Deutschland für den sauberen Sport. Es zeigt sich, dass das Anti-Doping-Gesetz wirkt", teilte die Nationale Anti Doping Agentur mit: "Die NADA unterstützt die Ermittlungen und geht allen Hinweisen aus den Untersuchungsergebnissen nach, die auf Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen auf sportrechtlicher Ebene hindeuten."
Bei der WM in Seefeld zeigten sich viele Funktionäre fassungslos. "Wir stehen unter Schock. Hoffentlich werden jetzt einmal die Drahtzieher erwischt", sagte Österreichs Langlaufchef Markus Gandler dem ORF: "Wir arbeiten Tag und Nacht, um schnelle Ski zu haben und alles. Und dann passiert sowas." ÖSV-Langlaufkoordinator Trond Nystad, Ehemann der deutschen Olympiasiegerin Claudia Nystad, erklärte im ORF: "Ich habe keine Worte dafür, das ist einfach traurig."
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