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Vettori: "Es ist zu früh"
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Publiziert 30/12/2010 um 11:36 GMT+1 Uhr
Thomas Morgenstern war beim Auftaktspringen der Tournee so überragend, dass sich Sven Hannawald um seinen Rekord aus den Jahren 2001/2002 sorgt, als er alle vier Springen gewann. Ernst Vettori macht Hannawald bei eurosport.yahoo.de aber Mut: "Es ist viel zu früh, um von seinem Rekord zu sprechen."
2010 Ski Jumping Morgenstern Hannawald
Fotocredit: Imago
Der heute 36-Jährige, vor dem damals sein Trainer Reinhard Heß im Skistadion von Bischofshofen auf die Knie ging, diktierte der Reporterschar: "Ich habe Angst, dass Morgenstern meinen Rekord knackt." Dazu besteht Anlass, denn Morgenstern zeigte sich bei seinem fünften Saisonsieg im Einzel auf der Schattenbergschanze in absoluter Galaform.
Dennoch tritt der 24-Jährige selbst auf die Bremse. Nach seinem Triumph sagte er: "Ich gehe von Springen zu Springen, von Schanze zu Schanze, habe Spaß bei der Sache und genieße es." Außerdem ergänzte der Tournee-Zweite der Saison 2007/08: "Ich habe keine Erwartungen. Ich gehe meinen Weg, und der scheint ganz gut zu sein. Es bringt mir nichts, wenn ich ergebnisorientierte Ziele bringe. Ich will gut ins Neue Jahr starten und freue mich auf Garmisch. Ich habe jede Minute, jeden Moment auf der Schanze genossen."
Zum Genuss wird der Druck kommen, denn der dreifache Olympiasieger wird bald erkennen, dass er die große Chance hat, endlich den Tourneesieg seiner beeindruckenden Titelsammlung hinzuzufügen. Ob ihm dann die Lockerheit nicht abhanden kommt, wird sich bei den kommenden drei Springen zeigen. Vielleicht äußerte sich der zweifache österreichische Tourneesieger Vettori gegenüber eurosport.yahoo.de auch deshalb so zurückhaltend auf die Frage nach einem Sieg auf allen vier Schanzen. "Jetzt fährt der Tross erst einmal nach Garmisch und Innsbruck. Wenn der Rekord dann immer noch ein Thema ist, können wir darüber sprechen", sagte der fünfzehnfache Weltcupsieger. Gleichzeitig fügte er aber an, dass "Morgenstern jeden Tag gewinnen kann. Was er in Oberstdorf geleistet hat, war herausragend."
Deutsche überraschen nicht
Das war es in der Tat. Morgenstern liegt nach nur zwei von insgesamt acht Sprüngen 16,5 Punkte vor dem Finnen Matti Hautamäki und 30 Punkte vor den Mitfavoriten Simon Ammann und Andreas Kofler. In Weite umgerechnet sind das neun beziehungsweise 16 Meter – eine Welt im Mikrokosmos der Spitzenspringer. Vettori glaubt, "Morgenstern ist nicht mehr zu schlagen, wenn er die Form halten kann. Der Vorsprung war schon überraschend."
Ganz und gar nicht überrascht zeigte sich der Olympiasieger von 1992 in Albertville von der guten Leistung des deutschen Teams. Nach dem katastrophalen Saisonstart in Skandinavien und zwischenzeitlichen Weltcup-Pausen der Routiniers Martin Schmitt und Michael Uhrmann hat Bundestrainer Werner Schuster sein Team zum ersten Saisonhöhepunkt in Schwung gebracht. Für Vettori eine Selbstverständlichkeit. Gegenüber eurosport.yahoo.de sagte der 46-Jährige Tiroler: "Das ist ein gutes Team. Die Jungs können Skispringen. Das war mir immer klar. Für mich war eher überraschend, dass es zu Beginn der Saison nicht geklappt hat."
Kofler gibt sich kämpferisch
Dennoch hatte wohl im deutschen Lager niemand mit zwei Top-Ten Springern und fünf Athleten unter den Top 20 gerechnet. Severin Freund als Sechster und Michael Neumayer als Achter verhalfen dem DSV zum besten Ergebnis des Winters, das von Richard Freitag auf Platz 13, Martin Schmitt und Michael Uhrmann auf den Rängen 18 und 19 sowie Felix Schoft auf 21, Stephan Hocke drei Plätze dahinter und Maximilian Mechler auf Plaz 29 abgerundet wurde. Damit brachte der DSV acht von elf Springern in den zweiten Durchgang. Zieht man zwei direkte Duelle in Betracht, ist das fast die perfekte Ausbeute.
Stärker als das deutsche Team schnitten freilich die Österreicher ab. Die "Austria-Adler" enteilen der Konkurrenz auch in dieser Saison mit großen Schritten und das obwohl Ausnahmespringer Gregor Schlierenzauer dem Team von Cheftrainer Alexander Pointner derzeit wegen einer Knieverletzung fehlt. Der Springer vom SV Innsbruck-Bergisel trainiert inzwischen aber wieder und könnte beim dritten Tourneespringen vor heimischem Publikum auf die Schanze zurückkehren. Ob er dann eine Gefahr für Thomas Morgenstern darstellt, ist fraglich.
Eine Kampfansage an "Morgi" gab es aus dem eigenen Lager aber dennoch. Andreas Kofler sagte nach dem Springen: "30 Punkte sind eine Menge Holz. Aber ich werde in Garmisch wieder angreifen, ich kann noch freier springen als zuvor. Ich bin zufrieden, der Kas‘ ist noch nicht gegessen, abgerechnet wird am Schluss." Vielleicht ja mit einem vierfachen Triumph des Kärntner Überspringers. Ob sich Pointner dann vor seinem Athleten verneigt, wie einst Heß vor Hannawald? Zukunftsmusik, wenn man dem zurückhaltenden Morgenstern glaubt.
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