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Snooker - Stephen-Hendry-Comeback ein spannendes Experiment: "Bin auf alles eingestellt"

Rolf Kalb

Update 03/03/2021 um 12:02 GMT+1 Uhr

Es ist das Top-Thema im Vorfeld und zu Beginn der Gibraltar Open: Fast neun Jahre nach seinem Rücktritt bei der WM 2012 gibt Stephen Hendry sein Comeback. Matthew Selt wird am Dienstagabend sein erster Gegner sein, ausgerechnet ein guter Freund von ihm. Der siebenmalige Weltmeister weiß selber nicht, was ihn erwartet: "Ich bin auf jedes denkbare Ergebnis eingestellt."

Nach neun Jahren Abwesenheit zurück auf der Snooker-Bühne: Stephen Hendry

Fotocredit: Getty Images

Stephen Hendry selber bezeichnet sein Comeback als "Experiment"; ein sehr spannendes Experiment, meine ich. Er will nach den Gibraltar Open auch die WM-Qualifikation mitspielen und dann sehen, wo er steht. Wenn es für ihn Sinn ergibt, wird er auch die nächste Saison spielen. Eines stellt er aber klar: "Den Vollzeit-Spieler Hendry wird es nicht mehr geben." Er würde sich auf einige Events konzentrieren.
Nach seinem Rücktritt hat Hendry ja schon bei einigen Turnieren der Legends-Serie mitgespielt. Bäume hat er da keine ausgerissen. Das ist aber ein Muster ohne Wert, wie er selber eingesteht: "Ich habe diese Events nicht so richtig ernstgenommen und habe mich auch nicht ernsthaft vorbereitet." Das ist jetzt anders. Schon mehr als ein halbes Jahr trainiert er (soweit der Lockdown dies zulässt) mit Stephen Feeney. Der hatte als Coach schon Mark Williams beim Gewinn des WM-Titels 2018 unterstützt.
Als er die Zusammenarbeit mit Feeney aufgenommen hat, da ging es für Hendry noch nicht um ein Comeback: "Ich wollte es wieder genießen können, wenn ich ein Queue in die Hand nehme. Egal, ob ich nur für mich spiele, bei einer Exhibition oder in einem Turnier."
Und er sieht durchaus Grund zur Zuversicht: "Ich treffe die Bälle jetzt besser als zu dem Zeitpunkt, als ich aufgehört habe." Damals habe er gewisse Bälle immer versucht zu vermeiden, weil er sie nicht mehr spielen konnte. "Heute kommen die wieder." Im Training gut zu spielen reicht aber nicht aus, weiß auch Hendry selber: "Ob ich das auf dem Matchtisch umsetzen kann, muss ich abwarten."

Hendry: "Die Atmosphäre in der Arena ist unvergleichlich"

Warum wagt der 52-Jährige aber überhaupt den zumindest temporären Rücktritt vom Rücktritt? Finanzielle Gründe dürften bei ihm wohl keine Rolle spielen. Aber etwas fehlt ihm: "Ich bin ja als TV-Experte bei vielen Turnieren dabei, und diese Atmosphäre in der Arena ist unvergleichlich." Das fehlt ihm offensichtlich, das will er wieder erleben.
Verzichten muss Hendry dabei aber auf Publikum, obwohl er ursprünglich angekündigt hatte, erst sein Comeback zu geben, wenn wieder Publikum zugelassen ist.
Dafür, dass er sein Comeback so lange hinausgezögert hat, hat der Schotte eine einfache Erklärung: "Vorher war mein Spiel einfach noch nicht soweit." Das zeigt, dass er das Comeback schon ernst nimmt.
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Stephen Hendry beim Hongkong Masters 2017

Fotocredit: Getty Images

Trump: Siege von Hendry "würden mich überraschen"

Ob sich seine Hoffnungen aber erfüllen, ist damit natürlich noch nicht gesagt. Judd Trump jedenfalls ist skeptisch. "Es würde mich überraschen, wenn er überhaupt irgendwelche Spiele gewinnen würde", verriet der Weltranglistenerste der "Sun".
Und liefert gleich noch eine Erklärung mit: "Ich glaube, als Stephen sich zurückzog, begann das Niveau bereits noch weiter zu steigen und das hat ihm zu schaffen gemacht." Außerdem verweist Trump darauf, dass die Tour auch in der Breite ein sehr gutes Niveau habe.
Positiver sieht Ronnie O’Sullivan das Hendry-Comeback: "Ich unterstütze ihn. Er ist wahrhaft einer der Größten unseres Sportes." Aber er hat Hendry auch gewarnt: "Ich habe ihm gesagt, er solle nicht zuviel erwarten; er braucht Zeit, um sich wieder einzufinden." Der Grund dafür ist einfach: "Das Spiel hat sich verändert; es ist hart heute."
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Higgins lobt Hendrys Training

Kann das Comeback erfolgreich sein? Hendry selber weiß es nicht, und ich auch nicht. Aber ich finde es spannend. Und was hat er denn zu verlieren? Wenn er scheitert, dann wird er schnell seine Konsequenzen ziehen. Und dann trotzdem noch ein siebenmaliger Weltmeister sein. Sein Ruf würde dadurch kaum angekratzt.
Und wenn es wider Erwarten doch klappt, dann unterfüttert er den Sockel, auf dem er steht, mit einer weiteren Lage. Und wer weiß: John Higgins hat ihn in Milton Keynes beim Training beobachtet und bestätigt, dass Hendry einen guten Eindruck mache.
Ich bin wirklich gespannt auf das Comeback von Stephen Hendry beim Gibraltar Open. Das Turnier wird vom 1. bis zum 7. März ausführlich im TV, im Eurosport Player und bei Eurosport mit Joyn+ übertragen, und auch auf Eurosport.de werden wir ausführlich berichten.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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