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Snooker

Mark Allens Sieg in Glasgow und Ronnie O'Sullivans Pläne für eine Alternativ-Tour

Rolf Kalb

Update 18/12/2018 um 09:50 GMT+1 Uhr

Der Sieg von Mark Allen im Finale des Scottish Open überrascht nicht. Der Nordire ist schon lange blendend in Form, während Shaun Murphy gerade aus einem Loch klettert. Dass Allen da mit breiter Brust am Tisch gestanden hat, während bei Murphy die Ungewissheit noch nicht überwunden war, das hat am Ende eine zentrale Rolle gespielt. Gerade deshalb konnte Allen am Ende noch einmal zulegen.

Mark Allen

Fotocredit: Getty Images

Shaun Murphy hat es nach dem Match auf den Punkt gebracht: „Bei 7:6 hatte ich ihn in den Seilen.“ In den Seilen vielleicht, aber den KO-Schlag versetzte Murphy ihm nicht. Da fehlte bei dem jetzigen Wahl-Iren nicht unbedingt der Killerinstinkt, aber vielleicht die Überzeugung, das jetzt auch nach Hause bringen zu können. Shaun Murphy konnte einfach keinen Gang mehr hochschalten. Mark Allen konnte genau das sehr wohl, und das hat ihm am Ende den Sieg gebracht.
Niemand weiß, was passiert wäre, wenn Shaun Murphy seine Chance im 16. Frame genutzt und einen Decider erzwungen hätte. Ich glaube, dass Mark Allen aber auch dann die Stärke besessen hätte, um sich immer noch durchzusetzen. Aber auch unabhängig davon kommentierte Shaun Murphy die entscheidende Szene gewohnt offen und ehrlich: „Ein Miscue bedeutet, dass du schlecht gespielt hast. Das hat nichts mit Pech zu tun“. Dieses Abrutschen vom Spielball brachte ihn ja nach 29 Punkten um seine Chance, als er versuchte, Schwarz zu spielen.

Alternativ-Tour

Ich denke, am Sonntagabend hat Mark Allen eine bessere Beschäftigung für das Midsession Interval gefunden als im Halbfinale. Statt sich zwei Drinks zu genehmigen hat er die 15 Minuten mit seiner Tochter Harleigh gespielt. Ihr wird es gefallen haben, und er war nicht nur absolut fit danach, sondern auch vollkommen entspannt. Das hat ihm geholfen, mit dem Druck zurechtzukommen. Denn unter Druck hat er gestanden, als Murphy vier Frames in Folge gewann.
Noch ein Wort zu Ronnie O’Sullivans „Breakaway-Tour“, über die er seit etwa zwei Wochen öffentlich redet. Dabei geht es darum, dass eine relativ kleine Truppe von Top-Spielern regelmäßig ein Turnier gegeneinander spielt als Alternativ-Tour zur offiziellen Maintour von World Snooker. Ob die wöchentlich spielen wollen, monatlich oder wie auch immer, das wurde nicht deutlich. Ich bin da skeptisch, ob das als Geschäftskonzept wirklich tragen würde. So reizvoll immer die Duelle der Top-Spieler sind: Wenn immer dasselbe kleine Trüppchen unter sich im eigenen Saft schmort, dann wirkt das auf Dauer abgestanden, fürchte ich.
Dass O’Sullivan auch Cao Yupeng und Yu Delu auf diese Alternativ-Tour aufnehmen wollte zeigt auch, dass es dabei in keiner Weise um sportlichen Wert oder gar sportliche und ethische Werte geht (manchmal ist ein einzelnes e sehr wichtig). Die beiden sind gerade wegen erwiesener Spielmanipulationen zu langen Sperren verurteilt worden. Um es klar zu formulieren: So etwas ist Betrug. Da habe ich sofort Zweifel, ob es bei einer derartigen Veranstaltung dann wirklich um sportlich fairen Wettbewerb geht.

Snookerjahr 2018 beendet

Entlarvend war auch, was John Higgins in Glasgow gesagt hat, als er auf diese Idee angesprochen wurde. Er würde sich das anhören, so meinte er, wenn Ronnie da ein Projekt zusammenbrächte. Und dann philosophierte er weiter (ich weiß nicht, ob das eigene Überlegungen waren oder das, was Ronnie ihm gesagt hatte): Man könne dann ja auch andere, bessere Venues nehmen (stimmt bestimmt), und außerdem bräuchten die Sponsoren ja nicht mehr für das volle Feld der 128 Spieler zahlen, sondern nur noch für die „Elite-Truppe“. Aha – danke für den Einblick.
Also erstens bezahlen nicht nur die Sponsoren das Preisgeld. Auch die Lizenzgebühren der TV-Sender tragen zu einem großen Teil dazu bei. Zweitens bekommen derzeit bei den normalen Turnieren ja nicht 128 Spieler Geld, sondern nur 64. Doch viel wichtiger: Was verrät uns diese Überlegung denn? Ganz einfach: Wir haben ein einfacheres Leben, verdienen mindestens genauso viel wie bisher oder sogar mehr, und was die anderen über 100 Spieler machen, die im Moment auf der Maintour sind, ist uns egal. Soll das die Zukunft von Snooker sein? Mir würde da angst und bange.
Damit ist für mich das Snookerjahr 2018 auch beendet (die Qualifikation zum German Masters verfolge ich natürlich auch noch gespannt). Ich freue mich auf ein ruhiges und schönes Weihnachtsfest mit der Familie; für meine Frau und mich wird das in diesem Jahr ja ein besonderes Weihnachtsfest. Ich möchte allen Lesern, Zuschauern und Usern in der Twitter-Community herzlich für die Begleitung in diesem Jahr danken und vor allem auch für die Unterstützungen. Allen wünsche ich ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr. Und gemeinsam können wir uns schon jetzt auf ein bestimmt wieder tolles Snookerjahr 2019 freuen.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
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