Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen
Opinion
Snooker

Snooker: Die goldene Generation räumt ab: Von wegen Zufall!

Rolf Kalb

Update 06/03/2018 um 09:29 GMT+1 Uhr

Ronnie O’Sullivan vier, Mark Williams zwei, und jetzt auch John Higgins zwei. Die goldene Generation von 1992 räumt in dieser Saison wieder so richtig ab. Die drei, die allesamt 1992 Profis geworden sind, haben nun acht der bisher 16 Ranglisten-Turniere dieser Saison gewonnen. Es mag für das Trio außerordentlich gut laufen in diesem Jahr, aber ein Zufall ist das keinesfalls, im Gegenteil.

John Higgins wins the Welsh Open (Credit WPBSA)

Fotocredit: Eurosport

Natürlich: In der letzten Saison hat keiner aus dem Trio ein Ranglisten-Turnier gewonnen. Mark Williams ist ja auch erst in dieser Spielzeit wieder zu einer wirklich gefährlichen Kraft geworden, nachdem ihm seine Frau Jo erst im letzten Sommer den Rücktritt ausreden musste. O’Sullivan und Higgins immerhin haben in der letzten Saison renommierte Einladungsturniere gewonnen. Das fällt auch nicht vom Himmel. Und bei John Higgins mag der Triumph beim Indian Open noch ein bisschen unter dem Radar geblieben sein. Für den beim Welsh Open gilt das aber nicht.
Wie sehr immer wieder Ausnahmekönner dem Snooker ihren Stempel aufgedrückt haben verdeutlicht ein anderes Zahlenspiel: 320 volle Weltranglisten-Turniere hat es mittlerweile gegeben (seit 1974). Nimmt man die Titel von Steve Davis (28), Stephen Hendry (36), Ronnie O’Sullivan (32), John Higgins (30) und Mark Williams (20) zusammen, dann haben diese fünf 146 der 320 Turniere gewonnen, also fast die Hälfte! Das ist eine beeindruckende Zahl, die die Ausnahmestellung dieses Quintetts eindrucksvoll bestätigt.

Von Dominanz kaum eine Spur

Steve Davis wurde 1978 Profi, Stephen Hendry 1985 und die anderen drei 1992. Und was ist seitdem gekommen? Drängt sich da jemand auf, der diese Rolle übernehmen könnte? Da sind Zweifel angebracht. Klar: Mark Selby, Neil Robertson und Ding Junhui haben immerhin auch schon jeweils 13 Titel geholt. Selby ist gar dreimaliger Weltmeister. Dem traue ich im Moment auch noch am ehesten zu, eine solche Ausnahmestellung erlangen zu können. Im Moment schwächelt allerdings auch er.
Aber: Die großen Fünf waren jeweils schon spätestens mit Anfang 20 das Maß aller Dinge. Selby ist mittlerweile 34 Jahre alt. Er brauchte ungefähr zehn Jahre mehr, um das zu erreichen, was die großen Fünf schon in jungen Jahren für sich beansprucht haben. Und Ding und Robertson? Natürlich gewinnen auch die regelmäßig Titel. Natürlich sind auch die oft genug dabei, wenn es gegen Ende der Turniere um die großen Fleischtöpfe geht. Aber irgendeine Form von Dominanz? Ich lasse mich da gerne Lügen strafen, aber da bleibe ich skeptisch.

Und die Anderen?

Judd Trump oder Shaun Murphy vielleicht? Beide sind tolle Spieler. Beide gehören in die Top Acht der Weltrangliste. Aber beide sind auch ein bisschen die Unvollendeten. Snooker dominieren werden sie meiner Meinung nach nicht. Klar: Auch die goldene Generation hat die Titel nicht immer mit der Schubkarre heimgefahren. O‘Sullivan war vielleicht, abgesehen von den selbst auferlegten Pausen, noch der Konstanteste. Higgins hatte vor ein paar Jahren auch einmal eine Phase, wo fraglich schien, ob der noch immer zu den Ausnahme-Spielern gezählt werden kann. Und Williams musste nach seinem 18. Titelgewinn sieben Jahre auf den 19. Triumph warten.
Aber sie sind alle wieder zurückgekommen. Sie gewinnen nicht alle Titel in dieser Saison, aber sie sind in der Regel dabei, wenn es um den Titel geht. Sie definieren derzeit gemeinsam den Maßstab, an dem sich die anderen orientieren müssen. Da müssen sich die jüngeren Spieler Fragen gefallen lassen. Da sind sie gefordert. Sie sind es, die mich Lügen strafen müssen.
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Rolf Kalb
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Ähnliche Themen
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung