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Judd Trump mit wechselhaften Leistungen im Crucible Theatre

Rolf Kalb

Update 21/04/2020 um 12:14 GMT+2 Uhr

Bei der virtuellen Weltmeisterschaft steht Judd Trump in der zweiten Runde. Ob ihm das auch bei der richtigen WM jetzt gelungen wäre oder ob er da schon dem Crucible-Fluch zum Opfer gefallen wäre, weiß natürlich niemand. Wir werden es erleben, wenn die WM in der zweiten Jahreshälfte nachgeholt werden wird. Aber wie sieht eigentlich die Crucible-Bilanz des Noch-Weltmeisters aus?

Judd Trum gewann 2019 seinen ersten WM-Titel

Fotocredit: Imago

Im Jahr 2007 qualifizierte sich Judd Trump am Ende seiner zweiten Profi-Saison zum ersten Mal für die WM-Endrunde. In der Qualifikation hatte er Bradley Jones, Shokat Ali, Jamie Cope und James Wattana geschlagen. Trump war damit damals der drittjüngste Spieler, der im Crucible Theatre spielte.
Dort wartete in der ersten Runde Shaun Murphy auf ihn, der zwei Jahre zuvor Weltmeister geworden war. Zunächst hielt Trump noch gut mit. Er holte den letzten Frame der ersten Session und verkürzte damit auf 4:5. In der zweiten Session übernahm er gar mit 6:5 die Führung. Aber ihm fehlte in diesem Schmelztiegel einfach die Erfahrung. So holte Murphy die nächsten fünf Frames und zog mit 10:6 in die zweite Runde ein.

Trump erreicht sein erstes WM-Finale

Erst im Jahr 2011 kehrte Trump ins Crucible Theatre zurück. In den drei Jahren zuvor war er jeweils in der letzten Qualifikationsrunde gescheitert. Aber die WM 2011 sollte ein Paukenschlag werden. Nur zwei Wochen zuvor hatte er die China Open gewonnen, der erste von mittlerweile 17 Ranglisten-Titeln. Mit seinem "frechen Snooker", wie er es selber getauft hatte, stürmte er förmlich durch das Turnier. In der ersten Runde hatte er den damaligen Titelverteidiger Neil Robertson mit 10:8 geschlagen.
Die nächsten beiden Matches gewann er ganz klar: Im Achtelfinale schlug er Martin Gould mit 13:6, im Viertelfinale dann Graeme Dott sogar mit 13:5. Im Halbfinale zeigte Trump dann, dass er nicht mehr ein Grünschnabel war wie noch vier Jahre zuvor. Gegen Ding Junhui lag er mit 14:15 hinten, gewann dann aber die nächsten drei Frames in Folge. Das Match beendete er mit einer 105 zum 17:15.
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Judd Trump (rechts) und John Higgins im WM-Finale von 2011

Fotocredit: Imago

Higgins 2011 eine Nummer zu groß

Im Finale wartete dann aber ein bis in die Haarspitzen motivierter John Higgins auf ihn. Nach abgesessener Sperre wollte es der Schotte sich und der Welt noch einmal beweisen. Am ersten Finaltag musste er aber dem kräftezehrenden Halbfinale (17:14 gegen Mark Williams) am Samstagabend Tribut zollen. So führte Trump nach dem ersten Tag mit 10:7.
Am Montag jedoch spielte der wieder frische Higgins dann seine Erfahrung und seine Vielseitigkeit aus. Das freche Snooker von Trump kam nicht mehr so zum Tragen. So übernahm Higgins in der dritten Session mit 13:12 die Führung. Zum 14:14 glich Trump noch einmal aus, aber dann gewann Higgins vier der nächsten fünf Frames.
Das Ende war typisch für die Willenskraft und die Konzentrationsfähigkeit von Higgins. Im letzten Frame lag er schon mit 0:60 hinten und brauchte später auch Snooker. Er räumte trotzdem von Gelb bis Blau ab, knüpfte Trump dann auf Pink die benötigten sechs Foulpunkte ab, lochte Pink als Double und Schwarz hinterher zum 18:15.

Trump mit wechselhaften Leistungen im Crucible

In den folgenden Jahren war Trump immer im Crucible Theatre dabei, doch seine Bilanz blieb wechselhaft. Immerhin erreichte er 2013 und 2015 das Halbfinale. 2014 und 2018 schaffte er es bis ins Viertelfinale. Aber es gab auch Rückschläge. So verlor er 2017 sein Auftaktmatch mit 8:10 gegen Rory McLeod, weil er mit dem Spiel von McLeod absolut nicht zurechtkam.
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2017 verlor Judd Trump sein Auftaktmatch im Crucible gegen Rory McLeod

Fotocredit: Getty Images

Auch 2018 sah es lange nach einem Aus schon in der ersten Runde aus, bevor er beim 10:9 gegen Chris Wakelin förmlich über die Ziellinie taumelte. Immerhin schaffte er es dann doch noch ins Viertelfinale, wo er ausgerechnet gegen Higgins knapp mit 12:13 verlor.

Trump liefert 2019 sein Meisterstück

2019 lieferte Trump dann aber mit dem Titelgewinn sein Meisterstück ab und brachte so alle Kritiker und Zweifler zum Schweigen. Zwar wackelte er in der ersten Runde bei seinem 10:9 über Thepchaiya Un-Nooh erneut, aber im Laufe der 17 Tage wurde er immer stärker. Im Endspiel agierte er dann bei seinem 18:9 über Higgins vom ersten bis zum letzten Ball atemberaubend. "Ich konnte nichts machen", gestand Higgins ein: "Auf diesem Tisch gab es keinen einzigen Ball, den er nicht spielen konnte."
Als er auf 7:12 verkürzte, schöpfte Higgins noch einmal Hoffnung. Dann aber machte Trump klar, dass er ein Comeback von Higgins nicht zulassen wollte. Mit Breaks von 101, 71 und 126 Punkten zog er auf 15:7 davon. Higgins schlug zwar noch einmal zurück und kam auf 9:15 heran, doch den wichtigen letzten Frame der dritten Session holte sich wieder Trump. Seine 104, ein Maximum-Versuch, war das 100. Century dieser WM. Am Abend machte Trump dann kurzen Prozess: Mit Breaks von 94 und 62 Punkten machte er den Triumph perfekt.
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Judd Trump feiert mit dem WM-Pokal seinen 18:9-Finalsieg über John Higgins

Fotocredit: Imago

Was folgte war wohl die beste Saison, die jemals ein Spieler nach seinem ersten WM-Titel gezeigt hat. Sechs Ranglisten-Turnier hatte Trump gewonnen, bevor die Saison unterbrochen werden musste, und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Er war auch haushoher Favorit für die WM. Das Ende des Crucible-Fluchs (kein Spieler hat nach seinem ersten WM-Triumph auf Anhieb den Titel verteidigen können) schien möglich. Ob Trump an diese Form anknüpfen kann, wenn die WM nachgeholt wird, steht natürlich in den Sternen. Er wird auf jeden Fall hart daran arbeiten.
Herzliche Grüße und bleibt gesund
Ihr / Euer Rolf Kalb
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Grundstein für Finalsieg: Trump spielt höchstes Break des Turniers

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