Olympia 2022: Deutschlands Snowboarder enttäuschen in Peking - "Wir bringen es nicht auf den Punkt"
VonEurosport
Update 10/02/2022 um 12:41 GMT+1 Uhr
Topfavorit Martin Nörl stürzt im Snowboardcross im Viertelfinale. Für das medaillenlose deutsche Team ist es der nächste Tiefschlag. Sowohl im Parallelslalom als auch beim Snowboard-Cross waren die deutschen Athleten mit berechtigten Medaillenhoffnungen an den Start gegangen, die sich nach kürzester Zeit in Rauch auflösten. Nach dem Wettkampf fanden Athleten wie Betreuer deutliche Worte.
Die Konkurrenten von Martin Nörl waren längst im Ziel, da trudelte der deutsche Topfavorit noch immer mit hängenden Schultern den Berg hinunter. "Ich hatte die Chance, als Favorit bei Olympischen Spielen teilzunehmen - die gibt es wahrscheinlich nur einmal. Deshalb ist die Enttäuschung groß", sagte Nörl.
Als der beste Snowboardcrosser dieses Winters dann mit über zehn Sekunden Verspätung abschwang, war das Olympia-Debakel für die deutschen Mannschaft endgültig perfekt.
"Er wurde abgeräumt, das enttäuscht uns, das fuchst uns", sagte Sportdirektor Andreas Scheid dem "SID" nach einem Rennen, in dem schief lief, was nicht schief laufen durfte.
Schon im Viertelfinale lösten sich sämtliche Medaillenhoffnungen von Nörl in Luft auf: Auf Rang drei liegend raste er im Viertelfinale in den gestürzten Amerikaner Mick Dierdorff hinein.
Enttäuschung und klare Worte von Top-Favorit Martin Nörl
Erst Stefan Baumeister und Ramona Hofmeister im Parallel-Riesenslalom, jetzt Nörl: Drei Hoffnungsträger, deren Gold-Träume im Genting Snow Park von Zhangjiakou allesamt zerplatzten.
Scheid fand dafür klare Worte. "Wir bringen es nicht auf den Punkt. Man braucht dieses Selbstverständnis, hier an den Start zu gehen und zu gewinnen. Das war bei uns nicht da", sagte er: "Wenn es bei Olympischen Spiele richtig zur Sache geht, können manche eben noch zehn Prozent draufpacken."
Nörl suchte allerdings gar nicht erst nach Ausreden. "Wenn ich vorne gefahren wäre, hätte keiner auf der Strecke gelegen", sagte er lapidar zu seinem Sturz. Nach drei Weltcupsiegen in Folge war er in der Form seines Lebens als Goldkandidat angereist, zumindest eine Medaille war fest eingeplant.
Geblieben ist ihm nur Enttäuschung: "Natürlich schmerzt das", sagte er.
Chance auf Wiedergutmachung noch da
Machtlos musste Nörl vom Fuße des Berges zusehen, wie sein Viertelfinal-Konkurrent, Vizeweltmeister Alessandro Hämmerle aus Österreich, im dramatischen Fotofinish zum Olympiasieg fuhr. Ähnlich frustriert hatten zwei Tage zuvor bereits seine Teamkollegen die Entscheidung im Parallel-Riesenslalom verfolgt.
Hoffnung machen derweil die unbekümmerten Jungen aus der Freestyle-Abteilung "Park and Pipe": Annika Morgan, Yannick Angenend, Leilani Ettel und Andre Höflich, der am Freitag mit Superstar Shaun White im Halfpipe-Finale antritt. Sie alle überzeugten im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Scheid sieht mit Blick auf die Spiele 2026 in Mailand/Cortina d'Ampezzo "viel Potenzial".
Für Nörl gibt es am Sonntag im Mixed-Teamwettbewerb mit Jana Fischer noch eine kleine Chance auf Wiedergutmachung, aber "da die Medaille als Ziel auszugeben, wäre überzogen", sagte Scheid.
Für die gebeutelten Snowboarder wäre sie ohnehin nur ein schwacher Trost.
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(SID)
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