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Steiniger Weg für Roger Federer: Welches Niveau kann er erreichen?

Tobias Laure

Update 21/06/2020 um 13:11 GMT+2 Uhr

Roger Federer hat nach zwei operativen Eingriffen in diesem Jahr einen steinigen Weg vor sich. Der Genesungsverlauf schreitet langsamer voran als geplant, die Fitness leidet - und auch die Wettkampfhärte wird sich der Schweizer erst erarbeiten müssen, wenn er 2021 sein Comeback gibt. Abgeschrieben wird der 38-Jährige von niemandem, doch die Zweifel wachsen, ob er sein altes Niveau erreichen kann.

Roger Federer

Fotocredit: Getty Images

Man muss sich durchaus Sorgen machen, befand die Schweizer Zeitung "Blick" und fragte bange: "Schafft es Federer nie mehr an die Weltspitze?" Das Blatt bezog sich dabei auf ein Interview, das Star-Coach Brad Gilbert "tennisworldusa.org" dieser Tage gab. Dabei bezeichnete der US-Amerikaner Federers Situation als "beunruhigend".
Beim geplanten Comeback zu Beginn der Saison 2021 ist der Rekord-Grand-Slam-Champion 39 Jahre alt. Gilbert gab zwar zu, dass einstige Größen wie etwa Jimmy Connors im selben Alter bei Grand-Slam-Turnieren stark gespielt hätten, das lasse sich aber nicht vergleichen - und kaum wiederholen. "Das heutige Tennis ist physisch belastender und die Spieler sind fitter", so der ehemalige Coach von André Agassi. Eine Entwicklung, die nahezu in allen Sportarten zu beobachten ist, und die es Federer schwerer machen wird, wieder auf höchstem Niveau anzugreifen.

Gilbert: Zeit arbeitet nicht für Federer

Immerhin: Der Zeitpunkt für die Operation am rechten Knie im Februar und einen weiteren arthroskopischen Eingriff im Juni hätte nicht besser gewählt sein können, nachdem die ATP Tour infolge der Corona-Pandemie seit Monaten pausiert und frühestens Ende August wieder anläuft. Federer will dann im Januar einsteigen, was ihm vier weitere Monate Zeit beschert, fit zu werden und sich in Form zu bringen - zumal die Genesung langsamer vorankommt als geplant.
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Match-Highlights: Federer und Nadal begeistern vor Weltrekordkulisse

Der Faktor Zeit, gibt Gilbert zu bedenken, arbeite aber nicht für den Superstar. "Wenn du so lange ausfällst, auch wenn du 25 oder 26 Jahre alt bist, kann es sechs Monate gehen, bis du die Magie zurückgewinnst." Mit knapp 40 Jahren sei dies eine ungleich größere Herausforderung. Die lange Pause könnte sich als gefährliches Zeitspiel entpuppen.
Federer plant allerdings noch immer langfristig. "Ich weiß, dass ich mich im hinteren Teil meiner Karriere befinde. Aber ich finde auch, dass ich dort lange, lange Zeit bin", erklärte der Schweizer im Dezember des vergangenen Jahres im Interview mit der Presseagentur "AP". Eigentlich hatte sich Federer zum Ziel gesetzt, 2020 "einen der großen fünf Titel zu gewinnen, dazu Olympia". Das Vorhaben hat sich nun von selbst erledigt, aber er wird in der kommenden Saison erneut Anlauf nehmen, um sich diesen Traum zu erfüllen.

Unsicherheitsfaktor Olympia

Mit dem Unterschied, dass es noch schwerer wird. "In den vergangenen Jahren haben sich die körperlichen Beschwerden bei ihm gehäuft", gab die renommierte "Neue Zürcher Zeitung" zu bedenken, nachdem Federer verkündet hatte, in diesem Jahr nicht mehr aufzuschlagen. Neben den Knieproblemen plagte sich der 103-fache Turniersieger mit Rücken-, Hand- und Adduktoren-Beschwerden herum. Die Zeit kann eben selbst ein Roger Federer nicht anhalten.
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Roger Federer (li.) gewinnt 2008 zusammen mit Stan Wawrinka (re.) Doppel-Gold in Peking

Fotocredit: Getty Images

Der lange Ausfall bringt eine weitere Erschwernis mit sich. Federer wird in der Weltrangliste zurückfallen, wenngleich noch völlig offen ist, wie schnell und wie weit. Das Problem: Will der aktuelle Weltranglistenvierte bei den vier Major-Events weiterhin eine entscheidende Rolle spielen, muss er in den ersten Runden Kraft sparen und möglichst klare Siege einfahren. Das wird allerdings umso schwerer, je niedriger Federer gesetzt ist. Es drohen dann schon in frühen Turnierphasen starke Gegner.
Ein Unsicherheitsfaktor bleiben auch die Olympischen Spiele in Tokio, wo Federer sein erstes Einzel-Gold anpeilt. Der Haken: Er muss auf eine von zwei zu vergebenden Wildcards hoffen, da ihm die nötigen Davis-Cup-Einsätze fehlen, die der Weltverband ITF aber zur Bedingung macht.

Federer: "Das Ende muss nicht perfekt sein"

Es gibt also tatsächlich eine ganz Reihe an Faktoren, die daran zweifeln lassen, ob Federer nach dem Comeback die hohen Ziele noch erreichen kann. Und es stellt sich die Frage, was er macht, wenn sich herausstellt, dass es einfach nicht mehr reicht für die großen Erfolge - was mit 39 Jahren nur allzu verständlich wäre.
Ein Thema, dass Medien und Fans wohl mehr umtreibt als ihn selbst. "Ich denke, das Ende muss nicht perfekt sein oder dass man etwas Großes gewinnen muss", erläuterte Federer. "Ich glaube nicht, dass die Leute sich an die letzten Matches von John McEnroe oder Stefan Edberg erinnern. Das weiß keiner. Man weiß, dass sie Wimbledon gewonnen haben und dies und jenes. Dass sie die Nummer eins waren." Er sei der Auffassung, "dass das Ende an sich nicht so wichtig ist". Es fällt allerdings schwer, zu glauben, dass der Perfektionist Federer nicht alles dafür tun wird, irgendwann auf höchstem Level abzutreten.
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