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Wimbledon 2018 - Roger Federer scheitert in Viertelfinale an Kevin Anderson

Marc Hlusiak

Update 12/07/2018 um 10:26 GMT+2 Uhr

Paukenschlag in Wimbledon. Roger Federer ist im Viertelfinale an Kevin Anderson gescheitert. Der neunten Titel für den Schweizer bei seinem Lieblingsturnier bleibt vorerst ein Wunschtraum. Die Gründe für den Sturz des Rasenkönigs sind vielfältig. Neben dem starken Gegner wird Federer auch eine fragwürdige und viel diskutierte Entscheidung in der persönlichen Saisonplanung zum Verhängnis.

Roger Federer

Fotocredit: Getty Images

Die Enttäuschung drang Roger Federer aus jeder Pore seines schweißgebadeten Körpers. Nach einem Marathon-Match über 4:14 Stunden verließ der König des Rasentennis tief enttäuscht und ohne das obligatorische Autogramme-Schreiben den Court seines Lieblingsturniers. Gegen Kevin Anderson hatte der Schweizer soeben eine 2:0-Satzführung verspielt.

Fast historischer Einbruch

Ein Einbruch mit absolutem Seltenheitswert. Nur zwei Mal unterlag Federer in seiner Grand-Slam-Karriere (266 Major-Matches) seinem Kontrahenten, nachdem er die ersten beiden Sätze für sich entscheiden konnte (Halbfinale der US Open 2011 gegen Novak Djokovic, Viertelfinale von Wimbledon 2011 gegen Jo-Wilfried Tsonga).
"Es war einfach einer dieser Tage, an denen man hofft, irgendwie durch zu kommen", sagte der 36-Jährige:
Ich hatte nie das Gefühl, bei 100 Prozent zu sein. Jetzt fühle ich mich furchtbar.
Furchtbar fühlten sich auch die knapp 11.500 Zuschauer, die das Ausscheiden des vielleicht besten Tennisspielers aller Zeiten live auf der Tribüne mit ansehen mussten. Federer spielte erstmals seit 2015 nicht in seinem "Wohnzimmer" auf dem Centre Court, sondern auf dem kleineren Court Nr. 1.
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Roger Federer

Fotocredit: Getty Images

Nach verhaltenem Applaus für Sieger Anderson verließ das Publikum ebenso fluchtartig die Ränge, wie der Maestro den Rasen. Milos Raonic und John Isner, die anschließend ihr Viertelfinale spielten, taten das vor fast leeren Rängen – was nicht nur mit der Enttäuschung über Federers Aus zusammenhing, sondern auch mit dem parallel stattfindenden WM-Halbfinale der Engländer gegen Kroatien.

Nervenaufreibender fünfter Satz

Dem überglücklichen Sieger dürfte der deutlich merkliche Frust des Publikums herzlich egal gewesen sein:
Roger Federer hier in Wimbledon zu schlagen, diese Erinnerung wird mir für immer bleiben.
Anderson sei "glücklich", müsse sich aber schnell wieder erholen.
Schließlich will ich hier möglichst noch zwei Matches spielen.
In der Tat. Einen 0:2-Satzrückstand gegen den besten Rasenspieler aller Zeiten aufzuholen, kostet Kraft. Allein der fünfte Satz zog sich über knapp 90 Minuten. Beim Stand von 11:11 gelang dem Südafrikaner das entscheidende Break. Ausgerechnet in dem Servicegame, das sich Federer für seinen ersten und einzigen Doppelfehler des gesamten Matches aussuchte.

Fragwürdige Saisonplanung

Dass sich Federer das ganze Spiel über "nicht fit" fühlte, kann an der Tagesform liegen. Die Suche nach den Gründen für die Pleite fängt aber schon deutlich früher an. Der Schweizer verzichtete wie schon im Vorjahr auf die komplette Sandplatz-Saison, nahm sich eine Auszeit, während die Weltelite in Madrid, Rom und Paris auf roter Asche um Titel kämpfte.
"Wir waren uns im Team schnell einig. Wir hatten alle das Gefühl, dass es besser ist, den Körper zu schonen und auf den Belagswechsel zu verzichten", begründete der 36-Jährige die viel diskutierte Entscheidung im März. Nicht ohne Zweifel:
Ich bin gespannt, zu sehen, wie sich das auswirkt.
2017 ging die Idee, die komplette Saison auf den Höhepunkt in London auszurichten, auf. Im Wimbledon-Finale des vergangenen Jahres setzte er sich nach einem klaren 6:3, 6:1, 6:4 gegen Marin Cilic zum achten Mal die Rasenkrone auf. In diesem Jahr überlässt er sie jemand anderem.

Das Ende einer großen Karriere?

Federers Ausscheiden wirft in der Tenniswelt logischerweise auch die Frage nach der Zukunft des Schweizers auf. Immerhin ist die aktuelle Nummer zwei der Welt im fortgeschrittenen Tennisalter (36 Jahre). Nach dem Spiel beruhigte Federer allerdings sofort seine Fans, erklärte, dass es sein Ziel wäre, "nächstes Jahr noch einmal nach Wimbledon zu kommen".
Es wäre auch unvorstellbar, dass ein Champion wie Federer, den heiligen Rasen des prestigeträchtigsten Tennisturniers der Welt nach acht Titeln wortlos verlässt und nicht noch einmal zurückkehrt, um Wiedergutmachung zu betreiben und sich würdig von seinen Fans zu verabschieden.
In diesem Jahr heißt es also: der König ist tot. Das "lang lebe der König" spart sich Federer für 2019 auf .
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