Serie: Bundesliga-Vorschau, Darmstadt 98 - Der größte aller Außenseiter

Am 14. August startet die Bundesliga in ihre 53. Saison. Bis dahin nimmt eurosport.de jeden Verein unter die Lupe. Heute: Darmstadt 98.

Der SV Darmstadt 98 will die Aufstiegseuphorie mit in die Bundesliga nehmen

Fotocredit: Imago

Sensationsaufsteiger. Das Wunder vom Böllenfalltor. Auferstanden aus Ruinen. Der Durchmarsch des SV Darmstadt 98 von der 3. Liga in die Bundesliga hat viele Namen. Der teils als "Gegenentwurf zum modernen Fußball" verklärte Verein wird die Liga bereichern, es sportlich aber ganz schwer haben. Alles andere als der direkte Abstieg wäre das nächste Darmstädter Wunder.
Wer kam und wer ging?
Romain Brégerie (Ingolstadt), Hanno Behrens (Nürnberg) und Leon Balogun (Mainz 05). Nur drei wirkliche Stammkräfte haben den SV Darmstadt 98 in der Sommerpause verlassen, ergo holten die Verantwortlichen drei neue Kräfte: Der in Stuttgart verschmähte Konstantin Rausch soll die linke Außenbahn beleben, der Ex-Paderborner Mario Vrancic in der Zentrale die Fäden ziehen und Luca Caldirola die Innenverteidigung dicht machen. Letzterer kam per Leihe aus Bremen, Rausch und Vrancic wurden, wie die zuvor ausgeliehenen Jan Rosenthal und Fabian Holland, fest verpflichtet.
Den Kader der Aufstiegssaison haben die Darmstädter also weitestgehend zusammengehalten, mit Rausch, Vrancic und Caldirola zudem Neuzugänge verpflichtet, die der Mannschaft die Gepflogenheiten der Bundesliga näherbringen können. Bei den drei Neuverpflichtungen wird es aber wohl nicht bleiben, Präsident Klaus-Rüdiger Fritsch sagte unlängst: "Wir werden am 15. August eine wettbewerbsfähige Mannschaft aufs Feld schicken."
So lief die Vorbereitung:
Die tatsächliche Form der "Lilien" ist die große Unbekannte. Der FC Viktoria Urberach (9:0), die TSG Balingen (1:0) und der Kehler FV (10:0) gelten nicht gerade als Härtetests. Die Saisoneröffnung gegen Rot-Weiß Erfurt ging nach 2:0-Führung knapp verloren (2:3), doch Erfurt befand sich da schon deutlich weiter in der Vorbereitung. Bevor es ab dem 7. August im DFB-Pokal richtig ernst wird, testet Darmstadt noch gegen Viktoria Aschaffenburg und Betis Sevilla.
Klartext:
"Fakt ist, dass wir nicht antreten, um uns im Vorfeld zu ergeben." Diese Worte sagte Präsident Fritsch während der Saisoneröffnung am 18. Juli. Dass Darmstadt der eigenen Chancenlosigkeit in Deutschlands Eliteklasse aufmüpfig entgegentritt, unterstrich Trainer Dirk Schuster kürzlich in einem "FAZ"-Interview: "Ja, wir schießen mit Spatzen auf Kanonen, aber wir waren auch in der zweiten Liga das gallische Dorf mit dem kleinsten Etat und sind nach oben durchmarschiert."
Die Wunschelf:
Da es bis zum Ligabeginn noch einige Neuverpflichtungen geben soll (Rechtsverteidiger, Sechser, Stürmer), kann bislang nur spekuliert werden. Im vergangenen Jahr ließ Dirk Schuster entweder ein klassisches 4-4-2 mit Doppelsechs oder das allseits beliebte 4-2-3-1 spielen. Diese Formationen werden wohl auch in dieser Saison zum Einsatz kommen. Vor Torwart Christian Mathenia wird Luca Caldirola in der Innenverteidigung aller Voraussicht nach gesetzt sein. Im Test gegen Erfurt wurde er flankiert von Florian Jungwirth, Aytac Sulu und Fabian Holland. In der Schaltzentrale dürften Mario Vrancic und Jérôme Gondorf auflaufen, auf den Flügeln Konstantin Rausch und Marcel Heller. Vorne ruhen die Hoffnungen auf Jan Rosenthal als "Zehner" sowie Dominik Stroh-Engel und Marco Sailer in der Spitze.
picture

Saison 2015/16: Die Wunschelf von Darmstadt 98

Fotocredit: Eurosport

Nicht einverstanden mit der Aufstellung? Mach's besser und stelle dein eigenes Wunsch-Team auf!
Problemzone:
Hinten, Mitte, vorne. Überall gibt es kleinere und größere Probleme, nur eine Handvoll Spieler hat überhaupt Erstliga-Erfahrung. Mit fast dem gleichen Kader war sich Dirk Schuster vor einem Jahr nicht sicher, ob die Mannschaft überhaupt in der 2. Liga die Klasse halten könne.
Player to watch:
Im Winter kam mit Yannick Stark der „verlorene Sohn“ zurück nach Darmstadt. Ein absoluter Wunschspieler von Trainer Schuster, doch dann reichte es nur für 78 Minuten Einsatzzeit in der gesamten Rückrunde. Der einst beste Sechser der 2. Liga durchlebte nach dem Missverständnis bei 1860 München auch in Darmstadt ein gebrauchtes Halbjahr. Starks Spielverständnis passte einfach nicht zur "Lang-und-weit-Taktik" von Dirk Schuster, die so vortrefflich funktioniert hatte. Der 24-Jährige muss sich jetzt aufdrängen, um in der Heimat auch sportlich wieder Fuß zu fassen und den Traum Bundesliga auch auf dem Platz miterleben zu können. Immerhin macht Trainer Dirk Schuster Stark Hoffnungen: "Jetzt hat es in der Vorbereitung jeder selbst in der Hand. Yannick ist ein ernsthafter Anwärter auf die Sechserposition."
picture

Yannick Stark will in Darmstadt endlich durchstarten

Fotocredit: Imago

Eurosport-Prognose:
SpVgg Greuther Fürth, Eintracht Braunschweig, SC Paderborn. Allesamt etwas überraschend in der Bundesliga, allesamt eine Bereicherung, allesamt als Letzter abgestiegen. Der neue Darmstädter Slogan lautet "Wir Lilien. Aus Tradition anders." Der Sensationsaufsteiger wird die Liga mit Sicherheit auf seine Weise aufmischen und es wäre ihnen zu wünschen, dass Jahr nicht ganz unten zu beenden. Wirklich realistisch ist das jedoch nicht.
Video:
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung