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Champions League: 3 Dinge, die bei PSV Eindhoven - FC Bayern München auffielen
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Publiziert 01/11/2016 um 23:53 GMT+1 Uhr
Der FC Bayern hat bei PSV Eindhoven mit 2:1 gewonnen und weiter alle Chancen, sich als Gruppenerster für das Achtelfinale zu qualifizieren. Die Holländer begannen forsch, dann setzte sich die individuelle Klasse der Münchner immer mehr durch. Die darf über offenkundige Probleme im Bayern-Spiel aber nicht hinwegtäuschen. Zudem gibt es ein Sorgenkind beim Rekordmeister. 3 Dinge, die auffielen.
Thomas Müller und Arturo Vidal im Spiel gegen PSV Eindhoven gegen FC Bayern München.
Fotocredit: Imago
Tapfere Niederländer & Cocus Masterplan
Mit einem derart forschen und engagierten Beginn von Eindhoven hätte der FC Bayern - gerade nach deren lethargischen Auftritt im Hinspiel - wohl nicht gerechnet. Exemplarisch dafür waren die ersten Sekunden nach dem Anpfiff, als die PSV ohne zu zögern mit der halben Mannschaft in Richtung Manuel Neuers Sechzehnmeterraum stürmte.
So offensiv wie das Team von Phillip Cocu in der Anfangsphase war, hat in den vergangenen Monaten kaum eine Mannschaft gegen Bayern agiert. Das stellte die Ancelotti-Elf prompt vor Probleme, wirkte sie in den ersten Minuten doch sehr fahrig und brachte kaum einen geordneten Spielaufbau zustande.
So engagiert die Leistung PSV Eindhovens auch war, so offenkundig war aber auch, dass das die Niederländer die hohe Intensität nicht über die kompletten 90 Minuten würde durchhalten können. Das wusste auch Cocu, dem bezüglich seiner taktischen Ausrichtung das 1:0 von Santiago Arias (14.) in die Karten spielte. Dass der Kolumbianer bei seinem Treffer unübersehbar im Abseits stand, erkannte der Schiedrichter nicht.
Der Plan war aufgegangen. Eindhoven zog sich mit der Führung im Rücken immer weiter zurück und warf bei bayerischem Ballbesitz ein engmaschiges Netz um den eigenen Strafraum aus. Für die Münchner war da kaum ein Durchkommen. Gelang es Lewandowski, Robben, Müller & Co. doch einmal, war entweder Keeper Remko Pasveer oder das nötige Glück zur Stelle.
Zum Ende hin hätte Eindhoven das Glück aber überstrapazieren müssen, um gegen den deutschen Rekordmeister zu einem Unentschieden zu kommen. Insgesamt geht der Bayern-Sieg in Ordnung, doch die PSV darf auf einen gelungenen Abend zurückblicken.
Fortwährende Bayern-Probleme
Dass die Bayern mit PSV Eindhoven so große Schwierigkeiten hatten, lag nicht nur am Gegner, sondern auch an den eigenen Problemen, die bereits in den vergangenen Wochen zu Tage traten.
Gerade im Offensivspiel fehlte den Münchner der nötige kreative Input, den es braucht, um gegen tiefstehende Gegner zum Erfolg zu kommen. Symptomatisch dafür die vielen hohen Bälle in den Strafraum - teilweise auch aus dem Halbfeld. Diese waren für die PSV-Hintermannschaft keine sonderlich große Herausforderung, zumal sie in der Regel auch die nötige Zeit gewährt bekam, sich entsprechend zu positionieren und zu staffeln.
Wirklich gefährlich wurde Bayern dann, wenn es schnell ging. Dies war oftmals der Fall, wenn sich die beiden Außenverteidiger David Alaba und Philipp Lahm ins Angriffsspiel einschalteten.
So bereitete Alaba die erste Chance durch Müller vor, der den Ball bei seiner Direktabnahme nur knapp neben das Tor setzte (2.). Lahms Vorstoß in der 33. Minute hatte den Elfmeter, den Lewandowski zum Ausgleich verwandelte, zur Folge. Alabas Hereingabe in der 74. Minute verwertete Lewandowski zum 2:1.
Die hoch positionierten Außenverteidiger boten den Niederländern bei den sich bietenden Konterchancen viel Platz. Mats Hummels und Jérôme Boateng standen aber sicher und leisteten sich in der Defensive keine Schwächen. Nachdem Bayern die turbulente Anfangsphase überstanden hatte, fand Eindhoven in der Offensive kaum noch statt.
Gegen individuell bessere Mannschaften könnten die extrem vertikal ausgerichteten Außenverteidiger für den FCB jedoch zum Problem werden. Hier muss Ancelotti an der einen oder anderen Stellschraube drehen.
Der stolpernde Müller
Müller rackerte, Müller mühte sich, Müller wollte. Die fehlende Einstellung kann man dem "Raumdeuter" nicht vorwerfen. Irgendwie - und eigentlich weiß keiner, warum - ist beim Vorzeige-Instinktfußballer derzeit der Wurm drin.
Dabei startete das Spiel für ihn vielversprechend und er hätte bereits in der zweiten Minute die Führung erzielen können: Eine Alaba-Flanke verarbeitete er technisch hochanspruchsvoll und setzte die Kugel lediglich wenige Zentimeter am Pfosten vorbei.
Nach dem gelungenen Auftakt verfiel der 27-Jährige, der in der Bundesliga in dieser Saison noch immer ohne Torerfolg ist und am Wochenende von Carlo Ancelotti eine schöpferische Pause verordnet bekam, in alte Muster. Heißt in diesem Fall: Müller agiert unglücklich, Ball und Beine wollen einfach nicht so, wie Thomas es will.
Und wenn das passiert, dann stolpert Müller. Es sieht einfach etwas ungelenk aus, wenn ihm der Ball drei Meter verspringt oder er beste Tormöglichkeiten aus kürzester Distanz nicht verwerten kann. Seine Chance aus der 72. Minute, als er den Ball eigentlich nur noch über die Linie drücken musste, steht sinnbildlich für seinen Auftritt.
Man darf das nicht falsch verstehen: Müllers Leistung gegen Eindhoven war grundsätzlich nicht schlecht. Für die Mannschaft war er mit seiner Lauf- und Einsatzbereitschaft durchaus wertvoll. Vor dem Tor will es einfach nicht flutschen.
Generell kämpft Müller, der in der 85. Minute für Renato Sanches ausgewechselt wurde, aktuell nicht mit einem Leistungs-, sondern eher mit einem Image-Problem. Die generelle Meinung ("Müller spielt und trifft immer"), spiegelt momentan nicht die Realität wider.
An einem guten Tag erzielt Müller gegen Eindhoven drei Tore und der holländische Käse wäre schon deutlich früher gegessen gewesen. Aber es war (leider) nicht so.
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