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Ilkay Gündogan im Exklusiv-Interview: "Diskussion um Tuchel völlig unverständlich"
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Publiziert 16/02/2017 um 08:26 GMT+1 Uhr
Ilkay Gündogan (26) erlebt in dieser Saison eine Achterbahnfahrt, mit Manchester City in der Premier League, aber auch persönlich. Im Exklusiv-Interview mit Eurosport.de spricht der deutsche Nationalspieler über seine schmerzhafte Arbeit am Comeback. Darüber hinaus nimmt Gündogan Stellung zur Diskussion um Thomas Tuchel, unter dem er beim BVB einst trainierte, und spricht über Mario Götze.
Ilkay Gündogan (li.) spricht über Thomas Tuchel (re.)
Fotocredit: Imago
Das Interview führte Dirk Adam (Twitter: @dirk_adam)
Herr Gündogan, im Dezember haben Sie sich nach einem tollen Saisonstart mit Manchester City das Kreuzband gerissen. Wie gehen Sie mit diesem abermaligen Rückschlag um?
Ilkay Gündogan: Das war extrem bitter. Nach der Knieverletzung im Sommer war mir der Einstieg bei Manchester City hervorragend gelungen, was ein Stück weit für mich und meine Reha spricht. Das war keine Selbstverständlichkeit, sondern harte Arbeit. Bevor die Saison für mich so richtig angefangen hat, ist sie nun schon wieder vorbei. Das ist im ersten Moment einfach wahnsinnig enttäuschend. Jetzt versuche ich mich auf meine tägliche Arbeit zu konzentrieren. Man weiß zwar, dass man zurückkommt, aber das dauert.
In Ihrer Karriere waren Sie bereits zwei Mal schwer verletzt. Hilft Ihnen diese Erfahrung in der jetzigen Phase?
Gündogan: Meine Erfahrungen mit den schweren Verletzungen am Rücken und am Knie helfen mir. Ich kann diese Verletzung ganz gut einordnen. Ich weiß, dass ich an meinem Comeback wirklich hart arbeiten muss. Sechs Monate auf der faulen Haut liegen geht nicht. Intensive Arbeit und Schmerzen gehören zum Alltag dazu. Das Ziel ist, jeden Tag einen Fortschritt zu erzielen. Ich hoffe, dass ich diese Erfahrung zum letzten Mal machen muss und dass ich über mehrere Jahre, vielleicht sogar bis zum Ende meiner Karriere, von solchen Verletzungen verschont bleibe.
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Erneut verletzt: Ilkay Gündogan
Fotocredit: Imago
Manchester City kommt in der Premier League immer besser in Schwung und ist Tabellen-Zweiter. Hat das Team noch eine realistische Chance auf den Titel?
Gündogan: Acht Punkte Rückstand auf Chelsea scheinen schwer aufzuholen zu sein, aber in England ist alles möglich. Die ganze Saison fühlt sich wie eine Achterbahnfahrt an. Wir sind sehr gut gestartet, fast schon rekordverdächtig. Danach folgte ein Tief. In den vergangenen Spielen haben wir wieder zugelegt, obwohl wir nicht immer gut gespielt haben. In den Spielen, in denen wir gut waren, haben wir zuvor Punkte bitter liegen lassen. Das ist selbst für mich etwas schwierig einzuordnen.
Sie hatten in 16 Pflichtspielen fünf Tore erzielt und waren gerade zum Schlüsselspieler gereift. Wie schwer wiegt Ihr Ausfall für die Mannschaft?
Gündogan: Nach so einer Verletzung stehen sofort andere Spieler im Fokus. Die Spieler, die gerade in Form sind, sind immer die wichtigsten. Ich bin es gerade nicht, aber ich kann mit dieser Situation gut umgehen. Ich werde mich auf jeden Fall zurückkämpfen, weil ich es kann. Trainer Pep Guardiola ist in permanentem Austausch mit mir. Wir sehen uns fast jeden Tag auf dem Trainingsgelände. Ich arbeite dort mit voller Konzentration an meinem Comeback. Wir beide sprechen oft miteinander - aber nicht nur über die Verletzung, was ganz gut ist.
Borussia Dortmund spielt eine durchwachsene Saison. Fehlt dem BVB die nötige Qualität?
Gündogan: Beim BVB ist im Sommer eine größere Lücke entstanden, das Team macht eine Entwicklungsphase durch. Es sind viele junge Spieler gekommen, die nicht gleich in diese Positionen hineinwachsen können. Deshalb braucht alles etwas Zeit. Ich denke, dass extrem viel Potenzial in der Mannschaft steckt. Der BVB hat dieses Potenzial schon das eine oder andere Mal auf den Platz bekommen. Darum ist der Mannschaft selbst in dieser Saison noch einiges zuzutrauen.
Was denn?
Gündogan: Ich rechne fest damit, dass der BVB die direkte Champions-League-Qualifikation schafft. Wenn es der Verein dann hinbekommt, den nächsten Schritt zu gehen, kann wieder etwas Großes in Dortmund entstehen. Ich drücke dem BVB weiter fest die Daumen.
Ist Thomas Tuchel der richtige Trainer für Borussia Dortmund?
Gündogan: Ja, so empfinde ich das zumindest. Ich weiß, was er kann. Ich bin froh, dass ich ein Jahr unter ihm trainieren durfte. Ich habe viel von ihm gelernt. Er ist ein wirklich guter Trainer, der zu vielen Vereinen passen würde - aber zu Borussia Dortmund ganz besonders. Für mich ist die Diskussion um ihn völlig unverständlich.
Mario Götze steckt beim BVB in der Krise. Wie kann er sich aus dem Tief befreien?
Gündogan: Ich weiß, wie Mario tickt, was für ein Mensch er ist. Er arbeitet sehr viel und macht sich manchmal ein bisschen zu viele Gedanken. Auf der anderen Seite zeigt es, wie professionell er ist und wie er immer wieder versucht, sich auf jede Situation optimal einzustellen. Deshalb wünsche ich ihm von Herzen, dass er wieder Erfolg hat. Ich glaube fest an ihn und denke, dass er in dieser Saison noch eine wichtige Rolle spielen kann.
Wenn er es nicht packt - wäre dann ein weiterer Vereinswechsel sinnvoll?
Gündogan: Das muss Mario selbst entscheiden. Er hat immer perfekt zu Borussia Dortmund gepasst. Dieser Verein hat ihn zu dem Top-Fußballer gemacht, der er ist. Ich hoffe, dass wir bald wieder den Götze sehen, den wir alle kennen und bewundern.
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