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U21: Eurosport-Experte Steffen Freund im Interview "Die Tendenz im Nachwuchsbereich ist negativ"

Tobias Hlusiak

Update 03/09/2016 um 14:38 GMT+2 Uhr

Eurosport-Experte Steffen Freund nimmt im Interview den Status Quo des deutschen Nachwuchses unter die Lupe.

Steffen Freund

Fotocredit: Imago

Eurosport: Herr Freund, wie sehen Sie den Status Quo des deutschen Jugendfußballs im Jahr 2016?
Freund: Die Tendenz ist negativ, das muss man klar sagen. Die U21 und Horst Hrubesch haben diese Entwicklung durch das tolle Olympiaturnier ein bisschen verdeckt. Die Jugendmannschaften waren unter Sammer weiter. Das sind Fakten und die müssen ganz klar angesprochen werden. Ich drücke natürlich allen die Daumen, das ist doch logisch, aber die Tendenz darf man nicht ignorieren. Als Sammer kam und von Titeln geredet hat, genau wie jetzt auch Stefan Kuntz, da wurde oft gesagt, "Platz fünf reicht uns auch, um bei der WM dabei zu sein." Das reicht eben nicht und das kann auch nicht unser Anspruch sein. Ich bin der Meinung, dass die Ausgabe von Titelgewinnen unter Sammer der richtige Weg war.
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Horst Hrubesch erhält den Ehrenpreis der Bundesliga

Fotocredit: SID

Eurosport: Zuletzt war die Durchlässigkeit der U21 zur A-Nationalmannschaft allerdings sehr hoch. Julian Brandt, Julian Weigl, Leroy Sané, Niklas Süle und Max Meyer sind nur einige Beispiele dafür. Ist die Qualität des deutschen Nachwuchses wirklich so hoch oder kommt das für einige der Jungs zu früh?
Freund: Die Entwicklung finde ich super und zu früh ist dieser Schritt selbstverständlich nicht. Dieser Trend ist auch international zu beobachten und ist für mich eine Konsequenz der besseren Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren. Die Spieler sind in jungem Alter heutzutage einfach weiter. Taktisch, technisch und auch psychisch sind sie schneller soweit, für Deutschland zu spielen. Das ist großartig und eine Bestätigung der guten Arbeit. Als ich noch beim DFB war gab es diese Durchlässigkeit noch nicht, aber bereits Matthias Sammer hat dafür gekämpft eine größere Durchlässigkeit und Nähe zur Nationalmannschaft zu schaffen.
Eurosport: Dennoch bleiben viele hochveranlagte Spieler in der U21. Wen würden Sie herausheben?
Freund: Müsste ich mich festlegen, würde ich Mahmoud Dahoud nennen, obwohl er gerade bei Gladbach kaum zu Spielzeit kommt. Er bringt als Fußballer alles mit, was man braucht. Oder auch mein früherer Kapitän Jonathan Tah und Emre Can, der 1994 geboren ist und ebenfalls noch U21 spielen könnte. Es ist ein unglaubliches Potential vorhanden. Aber der Kader verändert sich ständig und es sind einige Spieler in der Lage, wieder in die Mannschaft zu rutschen oder in die A-Nationalmannschaft aufzusteigen, wie jetzt erst bei Süle und Brandt gesehen. Ich freue mich grundsätzlich, dass so viele schon oben an die Tür klopfen und national wie international schon unter Beweis gestellt haben, dass sie in ihrem jungen Alter schon für die A-Nationalmannschaft spielen können.
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Mahmoud Dahoud debütierte für die deutsche U21

Fotocredit: SID

Eurosport: Serge Gnabry hat zuletzt beim olympischen Turnier auf sich aufmerksam gemacht und ist jetzt in die Bundesliga zu Werder Bremen gewechselt. Was haltenSie von ihm?
Freund: Ich habe ihn schon bei seinem Debüt für Arsenal selbst erlebt und konnte seine Qualitäten damals schon sehen. Er war körperlich unglaublich weit, sodass er direkt in der Premier League mithalten konnte. Seine Dynamik, den Zug zum Tor und den Abschluss hatte er auch schon vor vier Jahren. Es hat mich ein bisschen erstaunt, dass er sich nicht durchsetzen konnte. Ich glaube, dass Arsenal einfach eine Nummer zu groß für ihn war. Da kommt irgendwann der Punkt, wo du sagst: "Ich setze mich nicht durch, ich will den Verein wechseln." Ich würde jungen Talenten, die bei großen Vereinen spielen grundsätzlich empfehlen, sich zu Vereinen ausleihen zu lassen, bei denen sie mehr Spielpraxis bekommen. Gnabry hat jetzt vier Jahre verloren, in denen er sich hätte zeigen können. Dass Wenger nach dem Olympischen Turnier mit ihm verlängern wollte, zeigt doch, dass nur Spielpraxis dir die Chance gibt, den nächsten Schritt zu gehen.
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Serge Gnabry

Fotocredit: Imago

Eurosport: Ist Werder Bremen der richtige Schritt für Gnabry?
Freund: Ganz klares Ja. Wenn Zlatko Junuzovic, Max Kruse und Claudio Pizarro fit sind, ist der auch dort der Konkurrenzkampf groß, aber bei weitem nicht so groß wie bei Arsenal. Bei Werder Bremen wird er mehr spielen, weil er ein tolles Olympisches Turnier gespielt hat und dadurch Selbstvertrauen bekommen hat. Ich denke, dass er sich sich jetzt endlich durchsetzen wird.
Eurosport: Sie sind für Eurosport als Experte für die U21 im Einsatz. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Freund: Für Eurosport als Experte bei der U21 dabei zu sein, das ist eine großartige Aufgabe. Dort zu stehen und mit zu beurteilen, welcher Spieler eine große Zukunft vor sich hat oder wer vielleicht gerade stagniert, das ist etwas, was mir unglaublich viel Spaß macht.
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#kickerTalk: Die komplette Sendung mit Kuntz, Augenthaler und Pesic

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