Pound: "Es ist verstörend und enttäuschend"

Richard Pound, der Kommissionsvorsitzende der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, spricht im Interview über die Doping- und Betrugsaffäre in der russischen Leichtathletik.

Richard Pound

Fotocredit: SID

Herr Pound, wie bewerten Sie die Ergebnisse der Kommission?
Richard Pound (Vorsitzender der unabhängigen WADA-Kommission): Es ist verstörend und enttäuschend, das gesamte Ausmaß zu sehen, was passiert ist. Es ist schlimmer als wir gedacht haben.
Welche Empfehlung sprechen Sie mit Blick auf die Olympischen Spiele im kommenden Jahr aus?
Pound: Für 2016 ist unsere Empfehlung, dass der russische Verband suspendiert wird. Eine unserer Hoffnungen ist es, dass sie die notwendige Arbeit in der Zeit schaffen, damit russische Athleten unter neuen Rahmenbedingungen in Rio starten können. Schaffen sie es nicht, kann dann herauskommen, dass in Rio keine russischen Leichtathleten an den Start gehen können. Ich hoffe sie merken, dass es Zeit für Veränderungen ist.
Wie lange können diese notwendigen Arbeiten dauern?
Pound: Es wird bestimmt mehrere Monate dauern. Es gibt keinen Freifahrtschein.
Würden Sie das System in Russland als staatlich gestützt beschreiben?
Pound: Ich glaube nicht, dass eine andere Schlussfolgerung gezogen werden kann.
Welche Rolle spielt dabei der russische Sportminister Witali Mutko?
Pound: Wir können ihn nicht auf ein Dokument festnageln. Aber es war so weit verbreitet, dass in unserer Schlussfolgerung, er nicht nichts davon mitbekommen haben kann. Und wenn er es mitbekommen hat, ist er ein Mitwisser.
Wie groß ist der Schaden für die Glaubwürdigkeit des gesamten Sports?
Pound: Die Glaubwürdigkeit des Sports hat in den letzten Monaten einige große Rückschläge hinnehmen müssen. Die Korruptionsfälle in der FIFA, jetzt bei der IAAF - das sind zwei der wichtigsten Sportarten der Welt. Die Schwierigkeit für alle, die im Sport involviert sind, ist, dass die öffentliche Meinung dahingeht, dass alle Sportarten korrupt sind.
Was ist ihre Meinung über den Anti-Doping-Kampf in anderen Ländern wie zum Beispiel Kenia?
Pound: Ich denke, dass durch die Dokumentation der ARD deutlich geworden ist, dass Kenia ein echtes Problem hat. Sie haben sehr lange gebraucht, um sich einzugestehen, dass sie ein Problem haben. Wenn sie ihren Job nicht gut machen, wird es jemand anderes für sie machen.
Ist das Ergebnis des Berichts nur die Spitze des Eisbergs?
Pound: Russland ist nicht das einzige Land, das Probleme hat. Und die Leichtathletik nicht die einzige Sportart.
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