Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Rusland Chagaev gewinnt den WBA-Kampf gegen Francesco Pianeta in der ersten Runde

VonSID

Update 12/07/2015 um 13:19 GMT+2 Uhr

Francesco Pianeta taumelte durch den Ring, fiel schließlich auf den Hocker in seiner Ecke und vergrub das Gesicht minutenlang unter einem weißen Handtuch. Das Entsetzen war spürbar. Nach nur 177 Sekunden war der Traum vom ersten deutschen WM-Titel im Schwergewichtsboxen seit Max Schmeling geplatzt. Ruslan Chagaev hatte den Herausforderer mit einem linken Haken niedergestreckt.

Ruslan Chagaev besigt Francesco Pianeta bereits in der ersten Runde

Fotocredit: Imago

Die 5000 Zuschauer in der Magdeburger Getec-Arena schwankten zwischen Fassungslosigkeit und Mitleid. Der 1,96 m große Deutsch-Italiener wirkte vom ersten Gong an fahrig und apathisch, fand nie die richtige Distanz. Dabei stand so viel auf dem Spiel. "Ich habe es verschlafen", sagte der Hüne aus Gelsenkirchen nachher, den Tränen nahe. "Es tut mir so leid. Mein Manager Ulf Steinforth hat seit Oktober an diesem Kampf gearbeitet. Es ist einfach dumm gelaufen."
Schon nach 89 Sekunden war der überforderte Herausforderer gegen den "Weißen Tyson" Chagaev zu Boden gegangen. Die Linke des Usbeken hatte erstmals eingeschlagen. "Ich wusste ja von der Gefahr. Im Training lief noch alles perfekt", sagte Pianeta. Steinforth hatte eine Erklärung: "Francesco braucht immer ein, zwei Runden, um in den Kampf zu kommen. Diese Zeit hat er heute nicht bekommen."
picture

Francesco Pianeta geht gegen Ruslan Chagaev zu Boden und verliert den WBA-Kampf

Fotocredit: Imago

Der Promoter hatte nichts unversucht gelassen, um eine tolle Story zu stricken. Im Januar war endlich der deutsche Pass für den im süditalienischen Corigliano Calabro geborenen Europameister eingetroffen. Jetzt fehlte nur noch ein Schritt zum historischen ersten Titel seit Schmelings Zeit als Champ (1930 bis 1932). Dass Pianeta unter diesem Druck zusammenbrach, kann sich Steinforth nicht vorstellen: "Den Eindruck machte er nicht."
Auch für TV-Experte Axel Schulz lag der Blitz-K.o. nicht an der Schmeling-Story. "Daran denkt man nicht im Ring", sagte Schulz, der in den 90er Jahren selbst dreimal vergeblich versucht hatte, Schmelings Erbe anzutreten. Auf eine Rückkehr von Pianeta wollte Schulz nicht unbedingt setzen: "Er hat heute sehr viele Fehler gemacht. Die Aussichten sind nicht gut."
"Wir hätten uns schon gewünscht, dass wir die erste Runde zu Ende kriegen"
Deutschlands führender Box-Sender Sat.1 erlebte ebenfalls einen Albtraum. Gerade mal 2,06 Millionen Zuschauer verfolgten den Fight, deutlich weniger als noch im Mai bei der Niederlage von Felix Sturm (2,74 Millionen). "Wir hätten uns schon gewünscht, dass wir die erste Runde zu Ende kriegen", sagte Sat.1-Boxchef Alexander Rösner: "Aber so ist eben Schwergewicht. Da fliegen halt die Granaten."box
Während die Zukunft von Pianeta ungewiss ist, erlebte Chagaev einen perfekten Abend. Mit wenig Anstrengung verteidigte der in Hamburg beheimatete Tatare seinen Titel. Der weitere Weg für den 37-Jährigen ist vorgegeben. Innerhalb von 90 Tagen muss er ein zweites Mal gegen Fres Oquendo (USA) antreten, den er schon 2014 geschlagen hatte. Der Sieger bekommt es dann mit dem Australier Lucas Browne zu tun. Ein Re-Match mit Pianeta wird es nach diesem Abend wohl nicht mehr geben.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Ähnliche Themen
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung