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Sigi-Heinrich-Blog: Darum bietet die Weihnachts-Blase eine Chance

Sigi Heinrich

Update 24/12/2020 um 17:07 GMT+1 Uhr

Eurosport-Kommentator Sigi Heinrich blickt in seinem neuen Blog genauer auf die viel zitierte Blase, die infolge der Corona-Pandemie das (sportliche) Leben auf den Kopf gestellt hat. Über die Weihnachtsfeiertage, wenn das sportliche Geschehen fast gänzlich ruht, werden Sportstars und Sportfans mit einer neuen Art von Blase konfrontiert, die aber auch eine Chance bietet, wie Heinrich feststellt.

Markus Eisenbichler

Fotocredit: Getty Images

Eine Blase ist, so denke ich mir, gemeinhin rund. Zumindest war es jene, die ich als Kind durch ein Röhrchen erschaffen habe. Wie das schon klingt. "Erschaffen". Toll irgendwie. Ich habe Blasen zum Leben erweckt.
Gut, sie sind dann nur ein paar Sekunden durch die Luft geflogen und dann wich aber auch alles Leben aus ihnen. Die Blase war geplatzt. Leise, fast unmerklich. Aber ich habe natürlich weiter wie verrückt produziert und dem Seifenschaum unermüdlich unter Aufbietung all meiner Kräfte eine kurzfristig sichtbare Form gegeben. Es gibt natürlich noch andere Formen der Blase, auf die ich nur kurz eingehen will. Der Kauf neuer Schuhe etwa, die nur schön sind, aber unbequem, fördert die Blasenbildung ungemein.
Allerdings haben diese mit der Eleganz der Konstrukte aus Kindertagen nichts zu tun. Blut fließt aus ihnen, wenn man sie entfernen will mittels einer natürlich desinfizierten Nadel. Womit wir bei der Form einer Blase wären und so auch ein bisschen bei Weihnachten, denn natürlich entsteht dieser Text inmitten einer Vielzahl von Christbaumkugeln, von denen einige, die durchsichtig sind, an Seifenblasen erinnern. Nur scheinen sie viel stabiler zu sein. Zumindest halten sie so lange, bis der Christbaum umfällt.

Vom Golfplatz zum Basketballspiel

Aber es sieht schön aus und weckt Erinnerungen. Man könnte fast neidisch werden. Die Blase hat nämlich richtig Karriere gemacht und ist vor allem aus dem Sport in diesen Corona-Tagen nicht mehr wegzudenken. Neue Berufe sind entstanden. Die Blasenkonstrukteure etwa. Sie haben es nicht einfach. Eine komplette Sportart muss da plötzlich eingehüllt werden und zwar derart komplett, dass von außen, also von der wirklichen Welt, niemand mehr in diese Blase hineinkommt.
Was in dieser Blase passiert, soll via TV dann zu sehen sein. Angefangen haben sie damit in den USA, wo sonst, dem Land der sogenannten unbegrenzten Möglichkeiten. Manchmal, siehe Politik, stimmt das sogar noch, auch wenn das jetzt kein Thema ist. Auf jeden Fall haben sie in die Blase für die Basketballer, die sie in Orlando aufgebaut haben, alles hineingepackt, was man sich nur vorstellen kann. Oder eben auch nicht mehr vorstellen kann.
Ganze Hotels verschwanden in der Blase mitsamt all den Annehmlichkeiten, die so eine Unterkunft in einem Freizeitpark eben bieten kann. Inklusive - aufgepasst - einem eigenen Golfplatz. Es ist so natürlich eine riesige Blase geworden. Eine gigantische eigentlich. So eine wollte ich auch immer herstellen. Es war wohl noch nicht die Zeit damals. Für Spiele öffnete sich die Blase kurz. So hatte Corona keine Chance und die Akteure blieben vom Virus verschont, zumal ja Zuschauer nirgends zugelassen waren.

Die ganze Sportwelt ist eine Blase

Die deutschen Basketballer haben nachgezogen. Ohne Golfplatz und Disneyworld natürlich. Und jetzt im Winter ist fast die gesamte Sportwelt eine Blase geworden, zu der Skilifte gehören, Abfahrtspisten, Skisprunganlagen, Biathlonstadien und Eishockeyhallen. Das alles mitsamt den dazugehörigen Unterkünften. Da lachen wir längst über den Golfplatz in den USA. Der Fußball gehört natürlich auch dazu. Er war ja, weil er so unbedingt wichtig und systemrelevant ist, früh dran mit der Blasenbildung und den begleitenden Hygienekonzepten, die so wunderbar klangen wie ein süßliches Weihnachtslied.
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Leon Goretzka vom FC Bayern (l.) im Zweikampf mit Thomas Delaney von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Keine Umarmungen, keine Gruppenbildung bei Torjubel. Abstand, Abstand. Nicht auf den Rasen spucken und schon gar nicht ins Gesicht eines Gegenspielers. Für das Begleitpersonal, inklusive Busfahrer, gilt natürlich oberste Maskenpflicht. Das ist wichtig, weil eine Blase, wie wir schon als Kinder erfahren mussten, eine sehr fragile Angelegenheit ist. Es reicht ja nur ein kleiner Schubser und schon platzt sie. Nicht mit Gebrüll. Sie löst sich einfach auf. Das geschieht längst schon in den bislang bestehenden Blasen. Sie sind aufgrund ihrer ausufernden Größe durchlässig geworden und mithin gefährlich.

Corona-Fälle in fast allen Sportarten

Skispringer, Skiläufer, Fußballspieler, ja auch die, Handballspieler oder Biathleten haben sich reihum schon mit Covid-19 infiziert und mussten daraufhin in Quarantäne, eine andere, nicht ganz so schöne Blase. Es geht also in erster Linie nicht um die Größe, sondern um die reine Funktionalität. Doch gerade jetzt, in dieser in diesem Jahr besonders ruhigen Zeit um Weihnachten und Neujahr, stoppt der Betrieb fast gänzlich.
Kaum Sport, nur Wiederholungen. Die Blase ruht und wir mit ihr. Schlimm ist das nicht. Ganz im Gegenteil. Wollten wir nicht schon immer mal dieses oder jenes Buch lesen? Das Monopoly-Spiel ist im Keller verstaubt. Es ist Zeit, die Schlossallee zum Leben zu erwecken (die Badstraße ist für Anfänger, kaum Mieteinnahmen). Eventuell führt die Ruhe sogar zu Gesprächen.
Und siehe da. Plötzlich befinden wir uns, Zuschauer wie Sportler/innen, in der schönsten Blase der Welt. In unserer Familie ...

Verbalathleten: Sigi Heinrich im Eurosport-Podcast

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