Charles Leclerc und Alexander Albon | Spektakuläres Interlagos-Rennen an der Konsole

Der vierte Saisonlauf der virtuellen Formel 1 hat das bisher spannendste Online-Rennen geliefert. Beim Grand Prix von Brasilien in Interlagos, der wegen der Coronavirus-Pandemie anstelle der eigentlich geplanten Premiere in Zandvoort ausgetragen wurde, gewann am Ende Alexander Albon (Red Bull) vor George Russell (Williams) und Charles Leclerc (Ferrari).

Alexander Albon (Red Bull) hatte in Interlagos am Ende knapp die Nase vor Charles Leclerc (Ferrari)

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Doch der Grand Prix wurde geprägt von einem absolut sensationellen Mega-Duell zwischen Albon und Leclerc, mit Führungswechseln in nahezu jeder Runde. "Hat richtig Spaß gemacht. Es war ein richtiges Rennen", strahlt Leclerc, der Sieger der letzten beiden virtuellen Formel-1-Rennen, trotz seiner ersten Niederlage beim dritten Online-Start in der offiziellen Liberty-E-Sport-Serie.
Ausschlaggebend war letztendlich vermutlich die Strategie. Albon und Leclerc fuhren von der ersten bis zur 36. und letzten Runde fast ununterbrochen Kopf an Kopf. Albon: "Ich war ziemlich überrascht, denn ich dachte, dass wir beide auf Soft-Medium gehen würden. Aber Charles kam früher als wir zum Stopp. Ich glaube, wir hatten die bessere Strategie."
Leclerc wechselte in Runde 12 von Soft auf Hard, Albon vier Runden später von Soft auf Medium. "Von der Pace her war Charles sehr schnell", analysiert der Red-Bull-Pilot und bejaht die Frage, ob die Strategie das Rennen entschieden hat. Denn die Mediums waren in der entscheidenden zweiten Rennhälfte etwas schneller als Leclercs Hards.

Leclerc bekommt Zeitstrafe

Letztendlich fiel die Entscheidung aber durch eine Zeitstrafe gegen Leclerc wegen Überfahrens der Streckenbegrenzung. Der Ferrari-Pilot wusste, dass er mindestens drei Sekunden vor Albon ins Ziel kommen muss, um zu gewinnen. Zwar fightete er bis zum Schluss - doch letztendlich fuhr er als Zweiter über die Ziellinie.
Entschieden habe aber "nicht wirklich" die Strafe, gratuliert er Albon zum verdienten Sieg: "Ich wusste, dass ich die Strafe hatte. Aber ich wollte ja auch Spaß haben und habe Alex weiterhin überholt." Das sehenswerte Duell kostete wertvolle Zeit. "Mir war klar, dass George so rankommen und mich das den zweiten Platz kosten würde."
Albon und Leclerc hatten im ersten Renndrittel gemeinsame Sache gemacht und sich jeweils bei Start und Ziel ohne große Gegenwehr mit DRS überholt. Indem sie sich gegenseitig Windschatten spendierten, konnten sie sich vom Rest des Feldes absetzen. Russell hatte phasenweise bis zu sieben Sekunden Rückstand auf das Führungsduo.

Albon mit besserem Ende für sich

Spätestens ab Runde 31 gab es im Kampf um den Sieg aber kein Pardon mehr. Da kam es zwischen Albon und Leclerc im Infield zur ersten und einzigen Berührung in einem sonst zwar extrem hart, aber nie unfair geführten Duell. Die Zeitstrafe für Leclerc, für den der Druck immer größer wurde, stand da bereits fest.
Albon hatte aber bis zum Schluss keine Zeit zum Durchatmen: "Ich habe nach der Zieldurchfahrt gezittert, so viel Adrenalin hatte ich in meinem Körper! Ich bin heute im Simulator nervöser als im echten Auto. Der Druck war unglaublich", bilanziert er im ersten Interview auf dem "YouTube"-Kanal der Formel 1.
Als er in Runde 21 erstmals mit den weicheren Reifen in Führung ging, schien das Rennen schon zu seinen Gunsten gelaufen. "Ich habe versucht, in aus dem DRS abzuhängen", berichtet Albon. "Aber er blieb dran und überholte mich immer wieder. An einem bestimmten Punkt wurde ich nervös, dass George uns noch kriegt. Es war die Hölle los!"

Russell erbt Rang zwei von Leclerc

Russell kam tatsächlich noch so nahe ran, dass er durch Leclercs Strafe nachträglich vom dritten auf den zweiten Platz befördert wurde. Vor den beiden Mercedes-Testfahrern Stoffel Vandoorne und Esteban Gutierrez, die sich im letzten Rennabschnitt, unbemerkt von den virtuellen TV-Kameras, ebenfalls ein heißes Duell lieferten.
Vandoorne hatte das Rennen von der Pole-Position aus in Angriff genommen, wurde aber in eine spektakuläre Startkarambolage verwickelt. Die hätte eigentlich das halbe Feld eliminieren müssen - aber in der virtuellen Formel 1 gibt es anders als in der echten Welt keine Schäden an den Fahrzeugen.
Unrealistisch auch, dass Sympathieträger Lando Norris (McLaren) das Qualifying als 20. und Letzter beendete - er konnte wegen Verbindungsproblemen mit den F1-2019-Servern nicht fahren. Zumindest im Rennen klappte es für Norris dann besser und er belegte den zehnten Platz, übrigens vor Formel-1-Debütant David Schumacher (Racing Point), dem Sohn von Ralf.
"Es ist nicht gleich wie die Realität. Wird es nie sein", sagt Leclerc über die virtuelle Formel 1. "Aber in der Situation, in der wir stecken, ist das das Beste, was wir kriegen können. Wir haben Spaß. Diese Situation führt dazu, dass George, Alex und ich fast mehr Kontakt haben als sonst, auch in anderen Online-Kategorien. Es macht Spaß, gemeinsam Rennen zu fahren."
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Charles Leclerc (links) im Gespräch mit Alexander Albon

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Leclerc sieht mentale Herausforderung wegen Coronakrise

Vor seinem Duell mit Albon äußerte sich der Ferrari-Pilot zu den Belastungen und Umstellungen für die Fahrer aufgrund der langen Pause wegen der Corona-Pandemie. Mit Blick auf einen voraussichtlichen Saisonstart sieht er vor allem mental Probleme.
"Es wird schwierig sein, die Denkweise und genau die Blase zu finden, in der man sich befinden muss, kurz bevor man ins Auto steigt", erklärt Leclerc im Gespräch mit "Motorsport-Total.com". "Das ist etwas, das man jedes Mal besser macht, wenn man es tut." Entsprechend negativ schlägt sich die lange, unfreiwillige Pause nieder.
Denn: "Wenn man es einmal für längere Zeit nicht mehr tut, dann ist es schwierig, wieder in diesen Zustand zurückzukehren. Ja, es wird also schwierig sein, aber ich versuche, mich zu Hause vorzubereiten, indem ich jede Woche oder so trainiere, mich in diese Zone zu versetzen, auch wenn es nicht darum geht, ins Auto zu steigen."
Stattdessen koche er sich danach höchstwahrscheinlich Pasta, scherzt der Ferrari-Pilot. Trotzdem glaubt er an die Wirksamkeit: "Ich denke, es ist wichtig, dass ich jedes Mal, wenn ich trainiere, versuche, mich so konzentriert wie möglich zu verhalten, wie ich es im Auto tun würde, um mich in dieser Hinsicht weiterzubilden."

Interlagos: Das Ergebnis vom virtuellen Rennen

Bisherige Sieger:
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Ferrari bläst zur Jagd auf Mercedes: So sieht die neue "Rote Göttin" aus

Quelle: SID

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