Korkut klammert sich an Normalität

Ignoranz oder Selbstsicherheit? Hannovers Trainer Tayfun Korkut klammerte sich am Tag nach der 0:4 (0:2)-Pleite bei Bayer Leverkusen an die Normalität. "Training am Montag um 10", sagte der angezählte Coach der Niedersachsen mit fester Stimme nach der gut einstündigen leichten Übungseinheit seiner Schützlinge in der WM-Arena am Maschsee.

Tayfun Korkut

Fotocredit: SID

Dabei war der Übungsleiter noch am Vortag in der BayArena wie ein begossener Pudel Richtung Kabine geschlichen. Seine Dauer-Versager würdigte der frustierte Coach keines Blickes.
Derweil wurde bereits über mögliche Nachfolger spekuliert, der oft genannte Mirko Slomka scheint aber nicht der Favorit zu sein.
Was hatte Korkut unter der Woche nicht alles versucht, um seinen Spielern den Ernst der Lage im Abstiegskampf klarzumachen. Das ernüchternde Debakel beim Tabellendritten ließ aber keinen anderen Schluss zu, als dass ihm seine Profis nicht zugehört hatten.
Dass sich Leon Andreasen und Manuel Schmiedebach nach dem Abpfiff noch vor laufenden Kameras in die Haare bekamen, weil Schmiedebach offenbar den obligatorischen Kreis nach Spielende verlassen hatte, passte in das erschreckende Bild, das die Niedersachsen unter dem Bayer-Kreuz abgegeben hatten.
Korkut und Dufner vor dem Aus
Nach der desolaten Vorstellung der Roten mit 0:11 Ecken und 5:25 Torschüssen scheint nicht mehr ausgeschlossen, dass der mächtige Präsident Martin Kind fünf Spieltage vor Schluss doch noch die Notbremse zieht und Korkut, den "Glücksgriff für Hannover" (Kind im vergangenen Sommer), vorzeitig die Papiere gibt.
Ebenso wie der 41-Jährige ist wohl auch Sportdirektor Dirk Dufner bei Kind in Ungnade gefallen. Die Tage des früheren Freiburgers an der Leine scheinen ebenfalls gezählt, selbst wenn der Klassenerhalt mit Ach und Krach geschafft werden sollte. Nach der bisherigen Rückrunde mit 13 Spielen ohne Sieg dürfte sowohl der Kredit von Korkut als auch der von Dufner, den Kind für die Kader-Zusammenstellung verantwortlich macht, verspielt sein.
Dufner äußerte sich nach dem Abpfiff nicht zu Personalfragen, und auch Korkut blieb äußerlich ruhig: "Ich habe mit Herrn Kind noch nicht gesprochen. Ich werde auf jeden Fall weiter alles versuchen, um mit der Mannschaft den Klassenerhalt zu schaffen. Meine Aufgabe ist es, die Mannschaft so gut wie möglich auf das nächste Heimspiel vorzubereiten. Zu allem anderen kann ich nichts sagen."
Der Coach räumte aber ein, dass es nicht für den Klassenerhalt reicht, wenn man die Leistung von Leverkusen als Maßstab nimmt. Gegen Hoffenheim am kommenden Samstag müsse man beweisen, dass die Leistung unter dem Bayer-Kreuz "eine absolute Ausnahme war".
Weiter Rückendeckung der Mannschaft
Während Kind überlegt, ob er angesichts der nach wie vor beängstigenden Situation ebenso wie die Konkurrenz im Norden wie Hamburg und Bremen noch auf das allseits beliebte Allheilmittel Trainerwechsel setzt, erhielt Korkut immerhin Rückendeckung von seinen Spielern.
"An ihm liegt es nicht. Er kann ja schlecht selbst die Bälle aus dem Strafraum köpfen", sagte Weltmeister Ron-Robert Zieler und versprach den frustrierten Fans: "Von uns wird sich keiner aufgeben, wir werden weiter kämpfen und den Klassenerhalt schaffen - entweder direkt oder in der Relegation."
Und Andreasen sagte: "Der Trainer hat unsere volle Unterstützung. Er ist ein sehr guter Trainer und kann nichts dafür, wenn wir nicht das umsetzen, was er uns mit auf den Weg gibt."
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