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Serie, Bundesliga-Vorschau: Hertha BSC - Arm und wenig sexy

Fabian Kunze

Update 30/07/2015 um 11:37 GMT+2 Uhr

Der Countdown läuft: Am 14. August startet die Bundesliga in ihre 53. Saison. Bis dahin nimmt eurosport.de jeden Verein unter die Lupe. Heute: Hertha BSC.

Mitchell Weiser: Gelingt bei Hertha der große Durchbruch?

Fotocredit: Imago

Berlin wirbt mit dem Slogan "Arm, aber sexy" - auf Hertha BSC trifft davon jedoch nur der erste Teil zu. Bis zum letzten Spieltag zitterte die "Alte Dame" in der abgelaufenen Saison um ein weiteres Jahr Erstklassigkeit - die Zeiten von Champions League und Anpsruchsfußball sind passé. An der Spree herrscht ein gesunder Realismus, der allen Beteiligten deutlich macht: Es geht auch in dieser Spielzeit um kaum mehr als den Klassenverbleib.
Wer kam und wer ging?
Das Gerüst der Mannschaft blieb im Großen und Ganzen unverändert. Mit Vladimir Darida, der für rund 3,5 Millionen Euro von Absteiger SC Freiburg an die Spree wechselte, und dem ablösefrei vom FC Bayern München verpflichteten Mitchell Weiser haben sich die Berliner im Mittelfeld gezielt verstärkt. Darida soll im Zentrum das kreative Vakuum füllen, Weiser auf der Außenbahn Akzente setzen. Zudem kehrt Stürmer Sami Allagui nach Leihe aus Mainz zurück.
Die Abgänge schmerzen die Hertha wenig: Sowohl John Heitinga (ablösefrei zu Ajax Amsterdam) als auch Marcel Ndjeng (ablösefrei zum SC Paderborn) waren ohnehin nur Ergänzungsspieler. Fabian Holland, dritter feststehender Abgang, war bereits in der vergangenen Spielzeit an den Aufsteiger SV Darmstadt 98 ausgeliehen, der den deutschen Junioren-Nationalspieler nun fix verpflichtete. Zudem wurde Ersatz-Torwart Sascha Burchert an Valerenga Oslo verliehen.
Allerdings würde Hertha gerne weitere Spieler loswerden. Nur wenn noch einige Akteure den Klub verlassen, kann der Vorjahres-15. noch einmal nach Verstärkungen Ausschau halten. Gehandelt werden die Abgänge von Ronny, Änis Ben-Hatira, Peter Niemeyer und Sandro Wagner.
So lief die Vorbereitung:
Vier Siege und vier Unentschieden - so lautet die bisherige Testspielblianz der Berliner. Klingt gut, bedarf aber eines zweiten Blickes: Erfolge gab es gegen Landesligist 1. FC Lübars (7:2), die "DB Nationalmannschaft der Eisenbahner" (10:2), Oberligist FSV Union Fürstenwalde (2:0) und den türkischen Erstligisten Belediyespor (1:0).
Einen Dämpfer setzte es beim 2:2 gegen Regionallist TSG Neustrelitz, ebenso wie beim 2:2 nach 2:0-Führung gegen den FC Fulham aus Englands zweiter Liga. Auch gegen den spanischen Erstligisten und neuen Klub von Ex-Herthaner Patrick Ebert, Rayo Vallecano (1:1), und den österreichischen Bundesliga-Klub SV Grödig (2:2) gab es keine Siege.
Zu den Langzeitausfällen Julian Schieber, Tolga Cigerci und Ben-Hatira gesellten sich in der Vorbereitung nun auch Allagui und Weiser mit Knieblessuren. Während Weiser zum Saisonauftakt sicher fehlen wird, besteht bei Allagui noch Hoffnung, dass er bis zum Ligastart gegen den FC Augsburg fit wird.
Klartext:
"Mir kann man keine Euphorie entlocken", sagte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer im "rbb Fernsehen" mit Blick auf die Saisonziele der Berliner. "Platz 15 bis 10" hält der Reinigungsunternehmer als Platzierung für realistisch und schiebt hinterher: "Vielleicht fang ich mal an zu träumen, wenn es in der Saison richtig gut läuft..."
Damit ist die Stimmung in der Hauptstadt recht gut auf den Punkt gebracht. Weder Fans noch Lokalmedien erwarten von der Hertha mehr herausragenden Fußball oder einen Platz im europäischen Wettbewerb. Solange es nicht wieder eine solche Zitterpartie wie zum Ende der vergangenen Saison gibt, ist das blau-weiße Umfeld zunächst einmal zufrieden.
Die Wunschelf:
So könnte Hertha BSC in der Saison 2015/16 spielen
Mit Nico Schulz und John Anthony Brooks stoßen zwei potenzielle Stammspieler nach U21-EM und Gold Cup erst spät zur Mannschaft. Dafür scheint das Knie von Alexander Baumjohann endlich zu halten. Nach zweit Kreuzband-Operationen gab der Mittelfeldspieler in der Vorbereitung sein Comeback. Dennoch wird sich der 28-Jährige zunächst wohl hintanstellen müssen, denn in der Mittelfeldzentrale hat er mit dem Schweizer Valentin Stocker einen starken Konkurrenten, der unter Trainer Pal Dardai zurück zu alter Stärke fand.
Problemzone:
Die Probleme der Berliner liegen weniger auf dem Platz als vielmehr in der Vergangenheit. Hertha schleppt weiterhin hohe Verbindlichkeiten mit sich herum, die den Spielraum für Neuverpflichtungen und attraktive Gehälter für potenzielle Stars arg begrenzen. 61,2 Millionen kassierte der Klub 2014 aus dem Deal mit Investor KKR - davon ist kein Cent in die Mannschaft gewandert. "Mit dem Einstieg von KKR haben wir die Probleme der Vergangenheit gelöst", verriet Gegenbauer im "rbb". "Jetzt arbeiten wir daran, einen weiteren Investor zu bekommen, um die Möglichkeit zu bekommen, den nächsten Sprung zu machen. Sie bekommen das im Fußball ohne Geld nicht hin."
Bislang gilt jedoch: Kein weiterer Investor, also auch kein nächster Sprung.
Player to watch:
Beim FC Bayern hat Mitchell Weiser sein Können immer wieder aufblitzen lassen. In Berlin muss der 21-Jährige den nächsten Schritt machen und zeigen, dass er nicht nur ein passabler Ersatz für zu schonende Weltstars ist, sondern eine Mannschaft über eine gesamte Saison hinweg mit guten Leistungen stabilisieren kann. Die Chance dazu wird er bekommen, sobald die Innenbanddehnung im rechten Knie ausgeheilt ist.
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Unter genauer Beobachtung von Trainer Pal Dardai: Neuzugang Mitchell Weiser

Fotocredit: Imago

Eurosport-Prognose:
In Berlin regiert die Realität und die heißt: Klassenerhalt - ein ebenso bescheidenes wie erreichbares Ziel für die Hauptstädter. Für einen Platz in der oberen Tabellenhälfte müsste schon ziemlich viel zugunsten der Hertha laufen, für einen Abstieg einiges schiefgehen. Wir halten es wie der Präsident: Einlauf zwischen Platz zehn und 15.
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