9+1: Die besten Importe von Borussia Mönchengladbach bei Bayern München

Samstag steigt der Klassiker zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern. Vorab stellt Eurosport.de eine Hitliste von Spielern auf, die erst in Gladbach glänzten und dann nach München kamen. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Einer wird Lahms Schattenmann, einer schießt "ein Pferd tot", ein dritter entwächst der Pubertät. Und einen anderen erschüttert ein privates Unglück.

9+1: Die besten Borussen-Importe bei Bayern

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9. Sinan Kurt
Junioren-Nationalspieler in der U15, U16, U17, U18, U19. Also ein Ausnahmetalent, mindestens. Projiziert eine Menge Gladbacher Unmut auf sich, als er 2014 mit schnittigen 18 Jahren zu Bayern wechselt. Bei der Borussia rühmen sie den Dribbler zuvor als "Mini-Reus", im verstopften Münchner Verkehrsbetrieb findet er die Ausfahrten nicht: 45 Profi-Minuten in eineinhalb Jahren.
Kurt ist längst zu den Amateuren versetzt, hinunter in die vierte Liga, und Matthias Sammer sammert: "Sinan hat das Problem, dass ihm in der Jugend schon alle gesagt haben, was er für ein super Spieler ist."
8. Alexander Baumjohann
Als er im August 2008 aus Versehen ein Wundertor gegen Bremen erzielt, beschließt Bayern, die Zukunft unmöglich ohne ihn bestreiten zu können. Im Sommer 2009 frohlockt das Mutterschiff: Mission completed.
Der Mittelfeldmann bringt es für Gladbach auf 32 Einsätze (drei Treffer, acht Assists). In seiner einzigen Münchner Halbserie erreicht er sechs Partien mit zwei Vorlagen - Werte, von denen Spieler, denen in der Jugend schon gesagt wurde, wie super sie sind, maximal träumen können. Baumjohann wird dennoch nach Schalke verliehen und ward nie wieder gesehen.
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FUSSBALL Baumjohann Bayern 2009 2010

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7. Marcell Jansen
Fällt bei Gladbach mit flotten Flankenläufen und einer Frisur auf, die Boygroups der 90er geschmeichelt hätte. Steigt letztlich nicht bei den Backstreet Boys, sondern den Bayern Bazis ein, ist allerdings kein Vorsänger und auch keiner fürs mit geschüttelter Mähne vorgetragene Gitarrensolo. Jansen besetzt eher den Part des Kabelträgers, den er freilich gewissenhaft ausfüllt.
Nationalspieler ist er schon vorm München-Umzug 2007. Beim Rekordmeister dominiert Frontmann Philipp Lahm, was die Entscheidung beschleunigt, nach einer Saison den HSV zu präferieren. Wer so etwas macht, hat den Fußball vermutlich nie wirklich geliebt.
6. Karl Del'Haye
Uli Hoeneß in seiner Paradedisziplin: behutsam geäußerte Demut. "Wenn du bei uns nicht Stammspieler wirst, erschieße ich mich", prustet der Bayern-Manager in Richtung Del‘Haye, den alle nur Kalle nennen. Von 1974 bis 1980 wird er in Gladbach zum Multi-Meister, gilt als bester Rechtsaußen Deutschlands und entlockt dem Schwaben Hoeneß 1,265 Millionen D-Mark Ablöse - es ist Bayerns erster Millioneneinkauf. In 74 FCB-Spielen aber trifft er bloß sieben Mal, sitzt meist auf der Bank und schmückt die Annalen anderweitig: Als klischeehafter Prototyp des Transfers, der Bayern ausschließlich dazu dient, um Gegner zu schwächen.
Leider hat das Ganze einen ernsten, traurigen Hintergrund. Del‘Hayes Tochter, bereits mit einem Herzfehler geboren, verstirbt während seiner Münchner Zeit. "Wer ein halbes Jahr auf der Intensivstation ein- und ausgeht, stellt fest, dass es noch andere Dinge im Leben gibt."
5. Dante
Ein wenig Erheiterung ist nun nötig, Dante liefert sie gern. Für Borussia bestreitet er 93 Partien mit acht Toren, und wäre Lachen eine ansteckende Krankheit, würde er jeden infizieren. Des Brasilianers Bilanzen: Nichtabstieg 2011, Champions-League-Quali 2012, verschossener Strafstoß im Elfmeterschießen des Pokal-Halbfinals gegen Bayern (siehe: "Lothar Matthäus").
Der Gladbacher Aufschwung erinnert sie in München daran, früher doch mal Profis aus dem Niederrhein gefischt zu haben. Prompt grinst Dante im roten Trikot. In seiner ersten Saison holt er Meisterschaft, Cup, Champions League, danach holt er sich hauptsächlich Rüffel ab. Ist im dritten Jahr der Abteilungsleiter Bankwärmen, lacht dabei immer noch mehr als die meisten anderen. Inzwischen Wolfsburgs Gute-Laune-Bär.
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Dante gewann 2013 die Champions League mit dem FC Bayern

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4. Patrik Andersson
Herrje, diese Story. Schalke ist Meister. Schalke feiert. Matthias Schober nimmt in Hamburg den Ball in die Hand. Darf er eigentlich - ist ja Keeper. Darf er aber nicht, wenn ein Rückpass vorausging. Ging es, findet Schiri Merk. Ging es nicht, finden die Schalker. Ist jetzt sowas von egal, befugt Stefan Effenberg und bittet Andersson heran.
Letzte Aktion am letzten Spieltag der Saison. Schalke ist Meister. Nach wie vor. Andersson hat für Bayern noch nie ein Tor geschossen, noch nie, nicht eines. Doch Effenberg denkt sich: "Der Patrik kann ein Pferd totschießen, wenn er den Ball richtig trifft!" Interessante Analogie. Jedenfalls trifft Andersson den Ball nicht völlig verkehrt, was wiederum der Grund ist, warum er seit diesem 19. Mai 2001 zu Bayerns Ahnengalerie zählt. In Gladbach ist er von 1993 bis 1999 unterwegs. 174 Spiele, zehn Tore. Bayern genügt eine Schussbewegung. Schalke wird übrigens nicht Meister.
3. Stefan Effenberg
Der "Tiger" besitzt seinen Spitznamen von einer verlorenen Wette aus Gladbacher-Tagen. 191 Mal schnürt er dort die Kickstiefel, 33 Mal faucht er nach eigenen Treffern. Und zweimal wagt er es, seinen Territorialanspruch auf den Süden der Republik auszuweiten - 1990 und 1998 siedelt der gebürtige Hamburger jeweils zum FC Bayern über. Bei der ersten Visite ist Effenberg ein spätpubertärer, therapieresistenter Provokateur, der sich mit jedem fetzt, der ihm den Knicks verweigert. Keine so brillante Idee.
Nach der Zwischenstation Florenz heuert er erneut in Gladbach an, ist weiterhin ein Provokateur, aber wenigstens nicht länger spätpubertär. Dafür Kapitän, Dirigent, Kopf - Cheffe halt. So einer lechzt nach der schillerndsten Bühne, mit 30 wird er wieder Bayer und bleibt es vier Jahre. "Mein Spiritus rector", adelt Ottmar Hitzfeld. Die Champions League 2001 ist Effenbergs persönliche Weltmeisterschaft.
2. Lothar Matthäus
Unfair ist das! Richtig gemein. Wer weiß denn bitte, dass Klaus Augenthaler für Bayern und Norbert Ringels für Gladbach beim Elfmeterschießen im Pokalfinale 1984 scheitern? Eben. Und wer weiß, dass Lothar Matthäus in seinem allerletzten Auftritt vorm Transfer nach München zielsicher die Abendsonne anvisiert? Eben. So ist ihm Stunk gewiss, dem Loddar, als er die "Fohlen" nach 162 Einsätzen mit - für einen Defensivspieler herausragenden - 36 Toren verlässt.
In der Weltstadt München gedeiht er zum Kosmopoliten, der als Aktiver so vieles richtig anstellt und danach so vieles falsch. Vier Saisons bei Inter Mailand splitten seine insgesamt zwölf Jahre Bayern, die ihm neben einer Hauptrolle in der Daily Soap "FC Hollywood" auch jede erdenkliche Trophäe bescheren. Außer der Champions League. Bis heute wird die Auswechslung des damals 38-Jährigen im vermaledeiten 99er Finale diskutiert. Sei's drum: fußballerisch ein Genie.
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Antreiber: Lothar Matthäus machte die Dynamik unverwechselbar

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1. Jupp Heynckes
Platz eins ist dem Triple-Trainer vorbehalten, na klar. Der Spieler Heynckes verschreibt sich (von einem Hannover-Intermezzo abgesehen) ganz seiner geliebten Borussia. Das Resultat sind 218 Bundesligatore sowie vier Meisterschaften. Als Trainer lernt er Bayerns Räumlichkeiten kennen, zunächst 1987, in dessen Folge er zwei Titel einheimst, ehe Hoeneß die Entlassung als "größten Fehler" seiner Manager-Karriere deutet.
Heynckes coacht in Spanien, Portugal, Frankfurt und Schalke. 2006 ereilt ihn Gladbachs Ruf. Die Liaison mündet im Desaster, als gar von Morddrohungen die Rede ist. Eigentlich hat er an diesem Punkt genug. Sein Stempelaufdruck besagt: "Trainer der alten Schule". Also aus der Zeit gefallen. Im Frühjahr 2009 beugt er sich Hoeneß‘ Wunsch, als Fünf-Spieler-Retter zu helfen. The rest is history.
Über Umwege
Sebastian Deisler ist ein Teenager, als er plötzlich "Basti Fantasti" sein soll. Ende des vergangenen Jahrtausends spielt er 17 Mal für Gladbach, bei Hertha BSC erklimmt er die nächste Stufe, 2002 lockt Bayern. Drei Meisterschaften, 62 Einsätze, acht Tore, 14 Vorlagen: sein Zahlenwerk. Dass er mit 27 Jahren vor Körper und Geist kapituliert, passt in keine Datenbank.
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