Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Taktik-Check: HSV - 1. FC Köln - Darauf kommt's im Abstiegskrimi an

Luca Baier

Update 20/01/2018 um 18:19 GMT+1 Uhr

Der Vorletzte empfängt den Letzten: Beim Auswärtsspiel in Hamburg (Samstag, 18:30 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de) will der 1. FC Köln sein nächstes "Endspiel" gewinnen und auf drei Punkte an den HSV heranrücken. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check, worauf es im Abstiegskrimi ankommen wird.

Taktik-Check: Darauf kommt´s im Abstiegskrimi an

Fotocredit: Getty Images

Taktik: HSV-Chaos vs. Kölsche Ruh´

Gerade bei Heimspielen ist der Hamburger SV unter Markus Gisdol ein richtiges Pressingteam. Der Spielaufbau wird schnörkellos über Schnellangriffe am Flügel oder lange Bälle abgehakt, der eigentliche Fokus liegt nämlich auf der Arbeit gegen den Ball. Der Gegner wird sehr hoch angelaufen und wird schon bei Abstößen daran gehindert, kontrolliert aufzubauen.
So will der HSV entweder lange Bälle des Gegners provozieren oder im Idealfall hohe Ballgewinne nah am gegnerischen Tor erzielen. Aus dem nominellen 4-2-3-1 wird bei den Hanseaten oft ein 4-2-1-3, bei dem die offensiven Außenbahnspieler die gegnerischen Innenverteidiger anlaufen - der Mittelstürmer kümmert sich um den tiefsten Mittelfeldspieler des Gegners und läuft bei Bedarf bis auf den Torwart durch. Diese Spielweise sorgt in der Regel für sehr chaotische Spiele mit vielen Richtungswechseln - mit der Unterstützung der Fans werfen die Hamburger hier all ihre Athletik und Willensstärke rein.
Köln hingegen liegt eher der ruhigere Spielrhythmus. Sie erwarten den Gegner im Mittelfeldpressing, setzen die gegnerische Abwehrreihe also nur sporadisch unter Druck. Auch mit Ball lässt man es ruhiger angehen. Unter Stefan Ruthenbeck soll konsequent flach und kontrolliert hinten rausgespielt werden. Dabei zeigt sich immer wieder einer der Sechser nah bei den Innenverteidigern oder reiht sich sogar zwischen ihnen ein. Weil die Außenverteidiger nicht weit vorrücken, braucht der Gegner viel Personal, um Druck auf den Kölner Spielaufbau zu bekommen.
Ein kontrollierter Aufbau gegen das Gisdol-Pressing im Volkspark ist bereits vielen Teams schwergefallen - sogar Bayern und Dortmund haben hier oft auf lange Bälle gesetzt. Köln darf hier nicht zu viel Risiko gehen, Ballverluste in der eigenen Hälfte gegen die schnelle HSV-Offensive werden wohl sofort bestraft.
Prognose: Der HSV kann "sein" Spiel besser durchdrücken, Köln muss sich anpassen.

Schlüsselspieler: Papadopoulos vs. Höger

Die Frage nach den Schlüsselspielern ist vor allem bei den Hamburgern schnell geklärt: Hier führt kein Weg an Kyriakos Papadopoulos vorbei. Der Grieche ist das Gesicht des buchstäblich gegen den Abstieg kämpfenden HSV. Immer am Rande des Regelwerks balancierend - gerne auch mal knapp darüber hinaus - ist er einer der wenigen Konstanten im Hamburger Spiel.
Gegen ihn spielt kein Stürmer in der Bundesliga gerne, gerade bei dem vom HSV provozierten hektischen Spielrhythmus kann er sich im Minutentakt in Zweikämpfe und lange Bälle werfen. Trotz seiner bemerkenswerten Qualitäten im (defensiven) Kerngeschäft offenbart Papadopoulos auch immer wieder eklatante Schwächen: Im Spielaufbau unterlaufen ihm teils haarsträubende Fehler, seine Fehlpässe leiteten schon so manche Großchance und auch einige Gegentore ein.
Auf der anderen Seite ist aktuell Marco Höger als Schlüsselspieler zu nennen. In Abwesenheit des Kölner Kapitäns Matthias Lehmann (fehlte gegen Gladbach angeschlagen, in Hamburg könnte er wieder in den Kader rücken) zog er die Fäden im defensiven Mittelfeld. Trainer Ruthenbeck bescheinigte seinem Sechser die bislang "beste Saisonleistung" und sagte, dass Höger vom gestiegenen Konkurrenzkampf profitiere.
Der ehemalige Schalker hat seine Stärken im Zweikampf und im läuferischen Bereich, zudem ist er ein zuverlässiger Passspieler. In seiner Zeit beim FC Schalke hat er schon viel Erfahrung in wichtigen, hitzigen Spielen sammeln können - zusammen mit seiner aktuellen Form gute Voraussetzungen für eine gute Leistung in Hamburg.
Prognose: Das zu erwartende Spiel ist wie gemacht für die beiden Leistungsträger. Höger ist derzeit jedoch in besserer Form und wird schon aufgrund der Position mehr im Mittelpunkt stehen als Papadopoulos. Dieser wird sich wohl so manches hitzige Duell mit FC-Sturmtank Simon Terodde liefern und wie immer alles in die Waagschale werfen. Papadopoulos wird angesichts der eher passiven Defensivstrategie der Kölner wieder einmal viel Verantwortung im Spielaufbau übernehmen müssen - der FC wird auf die bekannten Fehlpässe lauern und aus der tieferen Abwehrposition kontern wollen.
Eurosport-Check: Köln hat durch den Verlauf des ersten Rückrundenspieltags die große Chance, mit einem Sieg auf Schlagdistanz aufzuschließen - der HSV hingegen steht nach der Niederlage in Augsburg mal wieder unter großem Druck. Aufgrund der Spielanlage der beiden Teams kann man davon ausgehen, dass das erste Tor entscheiden wird. Köln könnte sich bei einem Hamburger Führungstreffer wohl nicht konstruktiv genug aus dem Pressing befreien, der HSV wiederum hätte in Rückstand große Probleme, die tief verteidigenden Gäste auszuspielen, ohne dabei in Konter zu laufen.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung