Alle hinter Domenico Tedesco: Der FC Schalke 04 will aus den eigenen Fehlern lernen

Der FC Schalke 04 hat die ersten fünf Bundesligaspiele verloren, jetzt kommt der FSV Mainz 05. Doch Domenico Tedesco genießt noch immer das Vertrauen des Vereins. Trainer-Kritik: Fehlanzeige! Schalke handelt bei Tedesco so gar nicht wie Schalke - auch, weil sich der 33-Jährige das Vertrauen verdient hat. Die Frage lautet: Wie viele Niederlagen erträgt die ungewohnte Ruhe in Gelsenkirchen noch?

Schalke und die Tedesco-Frage

Fotocredit: Eurosport

Es war eine flapsig gemeinte Bemerkung von Clemens Tönnies in Richtung Domenico Tedesco:
Der Schalke-Aufsichtsratschef spielte auf Markus Weinzierl an, der 2016/17 die ersten fünf Bundesligaspiele als Schalke-Trainer verloren hatte. Tönnies machte die Bemerkung nach der S04-Niederlage in Gladbach, der dritten Schlappe der Saison. Jetzt, zwei Niederlagen später, ist der Schalker Negativrekord zum Bundesligastart eingestellt, Tedescos "Ultimatum", wenn man so will, abgelaufen.
Herrscht auf Schalke also die große Krisenstimmung? Wird Tedesco von Vereinsseite zerrissen? Ist Schalke wieder Chaos-Klub? Die Antwort auf diese drei Fragen lautet schlicht: nein.

Königsblau glaubt an Tedesco

Anders als Weinzierl vor zwei Jahren genießt Tedesco nach wie vor das volle Vertrauen der Spieler, des Vereins - und auch der Fans, die dem 33-Jährigen auch nach der Niederlage in Freiburg applaudierten.
Dass Tedesco in der Krise nicht durch Gelsenkirchen getrieben wird wie viele seiner Vorgänger, hat seine Gründe.
Zum Ersten weiß Sportvorstand Christian Heidel:
Tedesco hat sich in der grandiosen Vorsaison, als die Schalker Vizemeister wurden, einen Bonus erarbeitet, den gerade Heidel, immer ein großer Befürworter Tedescos, nicht so einfach vergessen möchte.
"Olaf Thon hat sich gemeldet. Asa. Anderbrügge. Büskens. Und wahrscheinlich habe ich noch 24 Namen vergessen. Ich habe unfassbar viel Nähe bekommen. Das ist schon rührend", sagte Tedesco am Freitag und wirkte durchaus bewegt: "Ich brenne darauf, das zurückzuzahlen. Es wird Zeit. Die Situation ist Mist. Die Unterstützung ist mir daher sehr wichtig. Mehr kann man mir nicht geben."
Zum Zweiten waren sich alle Verantwortlichen einig, bei der bis dato letzten Niederlage in Freiburg eine "spielerische Verbesserung" erkannt zu haben. Tedesco meinte:
Heidel sprach gar vom bisher "besten Spiel" der Saison.
Zum Dritten sind sich die Königsblauen sicher, dann erfolgreich zu sein, wenn die Neuzugänge endlich einschlagen. Nur das brauche laut Tedesco "noch etwas Zeit". Vor allem "Königstransfer" Sebastian Rudy (für 17 Millionen vom FC Bayern gekommen) sei noch nicht auf dem gewünschten Fitnesslevel und benötige Spielpraxis.

Schalke so gar nicht Schalke-like

Zum vierten, und das ist vielleicht der wichtigste Punkt, wollen die Schalker bei Tedesco augenscheinlich nicht die Fehler der Vergangenheit begehen. Oder, anders formuliert: S04 will sich in Personalfragen nicht mehr vom Druck der Öffentlichkeit oder von persönlichen Emotionen leiten lassen - eben weg vom Image des Chaos-Klubs.
Schalke handelt in der Tedesco-Frage bisher so gar nicht Schalke-like. Und das freut den Trainer sichtlich:
Die Frage lautet nun: Wie lange kann Tedesco noch vom Bonus der Vorsaison zehren? Wann greifen die natürlichen Mechanismen des Fußballgeschäfts? Wie viele Niederlagen dürfen es sein, bis sich Schalke von "einem unserer besten Trainer der vergangenen Jahre" (Heidel) trennen muss?

Kann Tedesco auch Krise?

Eines ist sicher: Der Druck beim kommenden Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 wird nicht geringer. Irgendwann wird Tedesco beweisen müssen, dass er Schalke nicht nur in rosigen Zeiten leiten kann. Dass er die Königsblauen auch aus Krisen führen kann. Dass er die derzeitigen, offensichtlichen Probleme beheben und nicht nur "schönreden" kann (so etwa der Vorwurf der "WAZ").
Tedesco selbst ist sich sicher, dass er das alles kann:
Sollte sie auch besser, denn trotz des großen Vertrauensvorsprungs kann sich auch Heidel der grausigen Realität namens Tabelle nicht verschließen:
Sätze, die der Sportvorstand noch vor dem Freiburg-Spiel von sich gab.

Der Negativrekord droht

Gibt es auch im sechsten Spiel keinen Punkt, ist der negative Startrekord der Bundesligageschichte eingestellt: Fortuna Düsseldorf verlor 1991/92 die ersten sechs Partien - und stieg im Anschluss ab. Ein Szenario, an das auf Schalke noch keiner denken mag. Doch vielleicht bald muss.
Denn verliert S04 tatsächlich das Heimspiel gegen Mainz, steht die neu gewonnene Ruhe in Gelsenkirchen endgültig auf dem Prüfstand. Und selbst aus so einer flapsigen Bemerkung wie der von Tönnies könnte plötzlich bitterer Ernst werden.
Noch zwei Niederlagen darf Tedesco wohl nicht mehr.
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