Sicher und souverän: TSG 1899 Hoffenheim lässt Hannover 96 keine Chance

In den ersten 45 Minuten lieferte Hannover 96 einen offensiven Offenbarungseid ab. Nicht einen einzigen Torschuss gab die Mannschaft von Thomas Doll, die nach dem 2:0 im Kellerduell gegen den 1. FC Nürnberg eigentlich mutig auftreten wollte, im ersten Spielabschnitt ab.

Defensiv lieferte 96 hingegen Fehler über Fehler ab und lud ohnehin bissige Kraichgauer so regelrecht zum Toreschießen ein.

Julian Korb köpfte einen Ball unbedrängt in die Spielfeldmitte. Joelinton übernahm und dribbelte sich vor das Tor von Michael Esser. Mit der rechten Fußspitze spitzelte der Brasilianer die Kugel anschließend durch die Beine von Esser zum 1:0 ins Netz (4.).

Auch im Anschluss ging es immer in eine Richtung. Joelinton (11.) und Kerem Demirbay (19.) scheiterten. So war es Ishak Belfodil vorbehalten, der eine Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld mit dem Nacken zum 2:0 ins Tor weiterleitete (14.).

In der Folge entstand eine fast dreiminütige Unterbrechung, in welcher der Video-Assistent sich die Szene mehrfach anschaute. Ein Regelverstoß war aber beim besten Willen nicht zu entdecken, so dass der Treffer letztlich zu Recht anerkannt wurde.

Nach dem Seitenwechsel passierte das für neutrale Zuschauer schier Unglaubliche. Die extreme Überlegenheit der Sinsheimer wurde nur noch größer. Hannover hatte Schwierigkeiten, über die Mittellinie zu kommen - Hoffenheim vergab beste Torchancen in Serie. Demirbay traf gleich doppelt das Aluminium (53./70.). Nico Schulz (67.) und Andrej Kramaric (58.) scheiterten jeweils am starken Esser genau wie Belfodil (55.). Joelinton legte den Ball, nachdem Esser endlich einmal geschlagen war, dass über das leere Tor auf das Tornetz (58.).

Einzig Demirbay vermochte es mit einem platzierten Linksschuss aus 16 Metern ins rechte untere Eck noch, den Spielstand zu verändern und zumindest teilweise in Bahnen zu lenken, die der Überlegenheit der Gastgeber Rechnung trug.

Während der Blick für 1899 nun eindeutig erneut nach Europa geht, muss man schon ein hoffnungsloser Optimist sein, um diesen Niedersachsen den Klassenerhalt noch zuzutrauen.

Julian Nagelsmann (Trainer TSG Hoffenheim): "Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit mal kurz Gas weggenommen haben, aber ansonsten den Gegner unfassbar dominiert haben. Wir haben im zweiten Abschnitt dann sieben bis acht tausendprozentige Chancen gehabt. Ich bin aber auch mit dem 3:0 voll zufrieden. Das war eine Demonstration."

Michael Esser (Hannover 96): "Wir sind mit dem frühen Gegentor ganz schlecht ins Spiel gekommen. Es war dann ein ganz schweres Spiel. Wir müssen viel mutiger auftreten, die Bälle mehr fest machen und halt auch defensiv nicht ansatzweise so viel zulassen."

Nico Schulz (TSG 1899 Hoffenheim): "Ich glaube, dass wir heute von der ersten bis zur letzten Minute ein sehr souveränes Spiel gemacht haben und auch in der Höhe verdient gewonnen haben. Hannover wusste, dass es bei uns schwer wird und das haben wir eindrucksvoll bewiesen."

Das 2:0 durch Ishak Belfodil wurde knappe 150 Sekunden durch den Video-Assistenten überprüft, obwohl es dafür eigentlich keinen Anlass gab, da Abseits dank der kalibrierten Linie direkt ausgeschlossen werden konnte.

Thomas Doll durchlebte während der 90 Minuten einige Facetten eines Bundesliga-Trainers. Extrem engagiert zu Beginn und mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr frustriert bis hin zur Resignation saß Doll in der zweiten Hälfte vermehrt kopfschüttelnd am Rand.