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Der Abgang von Maldini
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Publiziert 05/03/2008 um 11:55 GMT+1 Uhr
Dieses Aus tut doppelt weh. Die späten Treffer von Arsenals Cesc Fabregas und Emmanuel Adebayor warfen nicht nur den Titelverteidiger AC Mailand aus der Champions League, sondern sorgten auch für den endgültigen Abgang einer italienischen Fußball-Legende
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So wurde aus dem "ewigen" Paolo Maldini gestern Nacht das traurige "Paulchen". Der Rekordnationalspieler hatte den Traum von der Titelverteidigung in der Königsklasse - dieser Traum fand gestern ein jähes Ende. Ganz im Stile eines großen Sportlers nahm Maldini die Pleite aber gelassen hin. "Arsenal hat es verdient weiterzukommen, weil sie besser gespielt haben." Ganz unaufgeregt, wie sein Defensiv-Spiel.
Die Enttäuschung dürfte bei dem Mann, der in seiner großen Karriere nie den Club wechselte, dennoch tief sitzen. Maldini betonte bereits zu Beginn seiner letzten Profi-Saison, wie wichtig ihm der erneute Gewinn der "Königsklasse" mit Milan sei. Vor allem, da es seine letzte Spielzeit sei. Schließlich wollte der 39-Jährige mit der neunten Europacup-Endspiel-Teilnahme abtreten. Dann wäre er auch der alleinige Rekordhalter in dieser Kategorie gewesen. Doch die "Rossoneri" scheiterten an einem Gegner, der praktisch als Gegenentwurf zum "Denkmal" Maldini gesehen werden kann.
Mit einem Altersschnitt von 24,5 Jahren gehört das Team von Trainer Arsene Wenger zu den jüngsten Spitzenteams in Europa - auch der 38-jährige Jens Lehmann passt da nicht so recht ins Bild und saß erneut nur auf der Bank. Der Kader von Milan ist da deutlich "reifer": Das kickende Personal bringt es auf einen Schnitt von genau 30,2 Jahren.
Arsenal reif und geduldig, Milan kühl und abgezockt
Auf der einen Seite der große AC Mailand als vernunftgesteuertes Fußball-Schwergewicht mit Maldini als Abwehrchef und Patron, auf der anderen Seite die "Gunners", das verspielte Gör, das den Aufstand probt und dabei ins offene Messer rennt - so einfach hätten wir die Fußball-Welt gerne. Ist sie aber nicht. Arsenal zeigte sich geduldig, reif und intelligent. Milan gewohnt kühl und abgezockt, aber auch mit Offensivdrang. Den Ausschlag gaben am Ende Fabregas' 30-Meter-Hammer und ein von Adebayor abgeschlossener Konter in der Nachspielzeit.
"Arsenal ist eine sehr gute, junge und enthusiastische Truppe. Sie haben die Qualifikation verdient, weil sie uns in London und Mailand unter Druck gesetzt und es uns nicht gestattet haben zu spielen, wie wir es gern wollten", analysierte Mailands Trainer Carlo Ancelotti das Achtelfinale gegen den Londoner Club.
Arsenals Coach übte sich ebenfalls in Lob des Gegners. Aus den Worten Wengers schimmerte jedoch durch, dass er die Spielanlage beider Teams nicht tauschen möchte. "Ich habe noch immer großen Respekt vor Milan. Es ist weiterhin eine fantastische Mannschaft", sagte der Franzose. "Ich denke, dass wir ein großartiges Spiel gemacht haben. Wenn man beide Spiele betrachtet, ist die Qualifikation voll verdient. Wir haben die Partie dominiert und Pirlo und Kaka keinen Platz gegeben. Diesbezüglich waren wir heute Abend perfekt."
Maldini: Modell und Model in einem
Kein Zweifel: Wenger sieht das Potenzial für den ganz großen Wurf in der Königsklasse. Für Milan ist nach dem Scheitern in der Champions League die Titeljagd in dieser Saison schon beendet. Der AC liegt in der Serie A bereits 18 Punkte hinter Spitzenreiter und Stadtrivale Inter, auch im Pokal scheiterten Maldini und Co. früh.
Damit bleibt Maldini noch mehr Zeit für seinen Zweitjob als Dressman für eine große Modekette. Aber ob Model oder Modell: In den Herzen der Tifosi wird das Abwehr-Ass immer ein Vorbild bleiben. Also doch ein "ewiger Paolo". Das Trikot mit Maldinis Rückennummer "3" soll bei Milan übrigens nie mehr vergeben werden - außer ein neuer Maldini würde eines Tages bei den "Rossoneri" anheuern.
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