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KAA Gent: Moses Simon – von der slowakischen Einöde in die Königsklasse

Dennis Melzer

Update 17/02/2016 um 10:07 GMT+1 Uhr

Kennen Sie das? Sie sitzen morgens gemütlich beim Frühstück und plötzlich schießt Ihnen eine weltbewegende Frage, wie zum Beispiel: "Wo spielt eigentlich Stefan Meierhofer mittlerweile?" durch den Kopf. Stefan Meierhofer? Der 2,02 Meter große österreichische Angreifer, der einst für Köln und Duisburg mehr oder weniger erfolgreich auf Torejagd ging, sogar zwischen 2005 und 2007 bei Bayern spielte.

Moses Simon

Fotocredit: Eurosport

In Zeiten der Smartphones bekam ich die Frage, die mir so sehr unter den Nägeln brannte, innerhalb von Sekunden beantwortet: AS Trencin, dem slowakischen Meister. Smartphone zur Seite gelegt, das Frühstück zuende genossen, meinen Kopf um eine Information mehr bereichert.
(Maierhofer-Tweet)
Dass es sich bei diesem Klub aber nicht ausschließlich um ein Auffangbecken für alternde Profis (Maierhofer ist bereits 33 ), sondern ebenfalls um ein Sprungbrett für aufstrebende Youngster handelt, beweist Moses Simon – ein 20-jähriger Nigerianer, der mittlerweile beim belgischen Meister KAA Gent für Furore sorgt und am Mittwochabend (20:45 im Liveticker) im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League auf den VfL Wolfsburg trifft.
Spieler: Moses Daddy-Ajala Simon
Geburtsdatum: 12. Juli 1995
Geburtsort: Jos (Nigeria)
Nationalität: Nigeria
Größe: 1,68
Fuß: beidfüßig
Position: Linksaußen
Derzeitiger Klub: AAC Gent
Rückennummer: 27
Bisherige Klubs: AS Trencin
In der nigerianischen Großstadt Jos geboren und aufgewachsen, fand Simon schnell den Weg in die berühmte GBS-Fußballakademie, die unter anderem den heutigen ZSKA-Moskau-Angreifer Ahmed Musa hervorgebracht hat. Simons damaliger Mentor und Leiter der Akademie, Ibrahim Ahmed, schwärmte bereits vor drei Jahren von dem Rohdiamanten: "Er hat nicht nur einen unglaublichen Antritt und ist immens schnell, er spielt auch beeindruckend intelligent. Er versucht immer etwas Besonderes und schießt fantastische Tore."

"Nigerianischer Ronaldo" – erst begehrt, dann enttäuscht

Ganz daneben lag der Förderer nicht, denn nur kurze Zeit später streckten einige europäische Topklubs ihre Fühler nach dem "nigerianischen Ronaldo" aus, wie der Flügelflitzer – laut Ahmed – in seinem Land genannt wird. Gerüchten zufolge, signalisierten allen voran Tottenham Hotspur sowie der FC Liverpool großes Interesse an einer Verpflichtung.
Den Zuschlag erhielt allerdings Ajax Amsterdam, wo Simon einen Vorvertrag unterschrieb und sich in der Vorbereitung beweisen sollte. Trotz eines Testspiel-Einsatzes, bei dem der Offensivmann beim 3:0-Sieg über De Graafshap nach seiner Einwechslung den Endstand beisteuerte, nahmen die Niederländer Abstand von einem Transfer.

Umweg über die Slowakei

Eine gewisse Verbindung zu Amsterdam blieb aber bestehen: So wechselte der dynamische Linksaußen zum AS Trencin, einem Klub, der dem ehemaligen Ajax-Spieler Tschen La Ling gehört. Ob sich Simon seinen Sprung auf die große europäische Bühne so vorgestellt hatte, bleibt eher fraglich.
Nichtsdestotrotz ließ das Top-Talent hier durchblicken, welche Fähigkeiten in ihm schlummern. Bei seinem Debüt in der Europa League, erzielte er auf Anhieb einen Hattrick beim 4:0-Erfolg Trencins über den serbischen Vertreter FK Vojvodina Novi Sad.
Auch in der Liga betrieb der Youngster Werbung in eigener Sache. Nach anderthalb Jahren in der slowakischen Fortuna Liga zeichnete er sich für 13 Tore und zehn Vorlagen verantwortlich. Eine Bilanz, die ihn erneut ins Visier größerer Vereine rückte.

Der Schlüssel heißt Vanhaedzebrouck

Für rund 650.000 Euro wechselte Simon von Trencin zum KAA Gent nach Belgien. Ein Karriereschritt, den er – im Nachhinein betrachtet – nicht bereuen sollte. Bei den "Büffeln" traf der damalige U-Nationalspieler auf einen Trainer, der es versteht, mit kleinem Budget, Underdogs und No-Names Großes zu erschaffen.
Hein Vanhaedzebrouck holte mit einer Mannschaft, die über viele Routiniers und verhältnismäßig wenig junge Spieler verfügte, gleich in seinem ersten Jahr die erste belgische Meisterschaft der Vereinsgeschichte nach Gent. Der 52-Jährige mit dem recht ungewöhnlichen Namen gilt gemeinhin als überragender Taktiker.
Und so hielt Simon plötzlich, nach gerade einmal fünf Monaten in Belgien, eine Trophäe in den Händen. Der Tempodribbler entwickelte sich, ähnlich wie die gesamte Truppe, derart rasant, dass man nach wie vor dem Trainerteam und den Verantwortlichen seinen tiefsten Respekt aussprechen muss.

Fit für die "Wölfe"

Simon, der Ende Januar seinen Vertrag bis 2019 verlängert hatte, litt im Vorfeld der Partie gegen die Niedersachsen an einer leichten Verletzung. Am Dienstag gab sein Klub aber grünes Licht für einen Einsatz des Dribbel-Künstlers.
(Vertragsverlängerung)
Die perfekte Mischung aus funktionierendem Mannschaftsgefüge, einem guten Trainerstab und einer handvoll Individualisten, die den berühmten Unterschied ausmachen können, hat Gent sich auch international einen Namen gemacht.
Nicht umsonst mussten namhafte Teams wie der FC Valencia oder Olympique Lyon in der Gruppenphase der Königsklasse den Kürzeren ziehen. Natürlich geht Gent als krasser Außenseiter ins Achtelfinale gegen den deutschen Pokalsieger. Unterschätzen sollte man die Überraschungsmannschaft aber nicht.
Und wie geht es mit Moses Simon weiter? Entwickelt er sich so schnell wie bisher, dann werden die Angebote bald durch die Decke gehen. Gent hat mit der Vertragsverlängerung ein Ausrufezeichen gesetzt. Innerhalb eines Jahres hat der Außenbahnspieler seinen Marktwert fast verzehnfacht, spielt mittlerweile eine tragende Rolle in Nigerias A-Nationalmannschaft und wird irgendwann vermutlich Belgien den Rücken kehren. Eines ist dabei aber gewiss: Mit Stefan Maierhofer wird er nicht mehr zusammenspielen.
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