Champions League: Bayer 04 Leverkusen gewinnt gegen Atlético Madrid - Andrich und Diaby treffen

Die Werkself bemühte sich gegen wie gewohnt defensiv stabile Spanier in der Anfangsphase um Kreativität, wirklich zwingend wurde es aber nur selten. So zielte Robert Andrich in der 7. Minute aus neun Metern halbrechts rechts am Tor vorbei. Wenig später flog ein Volleyschuss des Ex-Unioners aus der Distanz deutlich drüber (11.).

In der Defensive hatte Bayer 04 dann Glück. Infolge eines Eckballs flankte Nahuel Molina von der rechten Seite in den Strafraum, wo der Ball an den Unterarm von Edmond Tapsoba sprang. Der englische Unparteiische Michael Oliver ließ weiterspielen, der VAR checkte die Szene, hatte aber auch kein strafbares Handspiel gesehen (23.).

Wirklich zwingend war in der Folge keine der beiden Mannschaften – einzig Moussa Diaby prüfte Ivo Grbic noch einmal mit einem Aufsetzer aus 18 Metern (44.). Folgerichtig ging es mit einem 0:0 in die Kabinen.

Der zweite Durchgang startete dagegen furios. Diaby spielte im Zentrum Patrik Schick frei, der aus zwölf Metern Torentfernung am Querbalken scheiterte. Den Abpraller setzte Adam Hlozek dann völlig unbedrängt an den linken Torpfosten – doppeltes Aluminium-Pech für Bayer 04 (48.).

Leverkusen wirkte nun zielstrebiger, Atlético musste reagieren. Das tat Trainer Diego Simeone, indem er mit Antoine Griezmann eine weitere Offensivkraft einwechselte (63.). Die Folge: Atlético ließ den Ball nun besser laufen. Der ebenfalls eingewechselte Rodrigo De Paul prüfte Lukas Hradecky mit einem Schlenzer vom linken Strafraumeck (68.).

Auf der anderen Seite hatte erneut Schick die Leverkusener Führung auf dem Fuß. Gleich dreimal setzte der Tscheche in Madrids Strafraum stark nach, in bester Abschlussposition im Fünfmeterraum spitzelte ihm Felipe den Ball dann im allerletzten Moment vom Fuß (70.).

In der Schlussphase brach dann aber endlich der Bann. Der eingewechselte Jeremie Frimpong startete auf der rechten Seite durch und bediente im Zentrum Andrich, der aus 14 Metern überlegt ins linke untere Eck einschob (84.).

Madrid musste nun ins Risiko gehen – und wurde von Leverkusen eiskalt bestraft. Über Callum Hudson-Odoi landete der Ball erneut bei Frimpong, der wiederum sehenswert querlegte. Am linken Fünfmetereck war Diaby mitgelaufen und schob zum entscheidenden 2:0 ein (87.).

In der Nachspielzeit hatte Atlético nichts mehr entgegenzusetzen – so feierte Bayer 04 Leverkusen den ersten Erfolg in der Champions League, der wie ein Befreiungsschlag nach diesem so schwierigen Saisonstart der Werkself wirken könnte.

Jonathan Tah (Bayer 04 Leverkusen): "Ich glaube gerade in dieser Phase tat es einfach sehr, sehr gut gegen diesen Gegner. Da muss man erstmal so eine Mannschaftsleistung auf den Platz bringen. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft."

Gerardo Seoane (Trainer Bayer 04 Leverkusen): "Wir haben heute eine gute Leistung gezeigt und sehr diszipliniert verteidigt. Wir wussten, dass wir nicht so viele Torchancen bekommen würden, und wenn wir sie hatten, haben wir sie ausgenutzt.“

Koke (Atlético Madrid): "Ich hatte das Gefühl, dass wir das Spiel mehr oder weniger unter Kontrolle hatten, weil nicht viel passiert ist, aber dann haben sie bei zwei Gegenangriffen zwei Tore erzielt. Ich denke, wir können viel mehr tun, wir können mehr geben - das haben wir in anderen Spielen gezeigt. Wir müssen selbstkritisch sein."

Diego Simeone (Trainer Atlético Madrid): "Es war ein Spiel, das erst nach 70, 80 Minuten entschieden wurde. Wären wir etwas ruhiger gewesen, hätten wir am Ende bessere Entscheidungen getroffen. Wir haben uns nicht besser entschieden und dann haben sie uns am Ende erwischt. Das erste Tor ist gefallen und dann haben sie das Spiel mit einem sehr guten Konter abgeschlossen. Wir müssen dieses Spiel schnell vergessen. Es ist klar, dass die Gruppe stark ist. Es wird eng werden, wie immer in der Champions League".

Die Erleichterung der Bayer-Fans ist förmlich hörbar.

Mit der Hereinnahme von Jeremie Frimpong wechselte Leverkusens Trainer gegen Atlético Madrid den Erfolg ein. Der Niederländer kam in der 69. Minute für Adam Hlozek und brachte dem Leverkusener Spiel genau das, was es so dringend benötigte: Tempo und Tiefe. Vor beiden Treffern setzte sich Frimpong jeweils entscheidend auf der rechten Außenbahn gegen Mario Hermoso durch und spielte anschließend den entscheidenden Pass. Zuvor war es der Werkself schwergefallen, überhaupt einmal hinter Madrids Abwehrreihe zu kommen und von dort das entscheidende Zuspiel zu finden. Auf der anderen Seite verpufften Diego Simeones offensive Wechsel (unter anderem Antoine Griezmann für Nahuel Molina) wirkungslos. Im Gegenteil: Atlético ließ die defensive Stabilität, die es sonst auszeichnet, plötzlich vermissen. So kam Leverkusen in der Schlussphase zu Kontermöglichkeiten, die die Werkself dann auch eiskalt ausnutzte.

Leverkusen bleibt so etwas wie der Angstgegner von Atlético Madrid in der Champions League – zumindest in Auswärtsspielen. Nur eines von fünf Spielen in der BayArena konnten die Spanier bisher gewinnen.