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EM 2016 - Taktik-Check: Darauf kommt's für Deutschland gegen Italien an

Luca Baier

Update 02/07/2016 um 13:32 GMT+2 Uhr

Am Samstag (21:00 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de) trifft Deutschland einmal mehr bei einem großen Turnier auf Italien. Die Mannschaft von Antonio Conte hat im Achtelfinale ebenso überraschend wie verdient Spanien geschlagen. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check, wie die Squadra Azzurra spielt und zu welchen Mitteln die deutsche Mannschaft dagegen greifen sollte.

Taktik-Check vor Deutschland gegen Italien im EM-Viertelfinale

Fotocredit: SID

Auf einen Wunschgegner hatten sich weder die Spieler noch die Verantwortlichen des DFB-Teams festlegen wollen vor dem Spiel zwischen Spanien und Italien. Beim Anschauen der Partie dürfte sich in den Akteuren schnell das Gefühl breitgemacht haben, nicht wirklich gerne gegen diese Italiener spielen zu wollen.

Zentrale Achse als Prunkstück

Trainer Antonio Conte, der zur kommenden Saison den FC Chelsea übernimmt, lässt in einem sehr flexiblen 3-5-2 spielen. Die zentrale Achse ist dabei das große Prunkstück in der Defensive. Vor dem ewigen Gianluigi Buffon verteidigen seine Turiner Vereinskollegen Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini, davor zieht normalerweise Daniele de Rossi als Sechser die Fäden, der aber am Samstag verletzungsbedingt ausfällt. Ersatzmann Thiago Motta ist gelbgesperrt ebenfalls nicht einsetzbar.
Die Routiniers im Zentrum sind zwar alle nicht wirklich schnell oder beweglich, dafür aber im Zweikampf fast nicht zu schlagen.
Weil Italien extrem kompakt und oft auch tief verteidigt, sind die bespielbaren Räume für den Gegner sehr klein. Es gibt also kaum Raum hinter der letzten Linie, dafür aber viele Zweikämpfe im engen Zentrum. Spielertypen wie Chiellini, Bonucci, Barzagli und de Rossi profitieren davon natürlich, da ihre Stärken so unterstrichen und die Schwächen beinahe komplett kaschiert werden.

Zwischen Fünferkette und Pressing

Da die Außenbahnen im 3-5-2 nur einfach besetzt sind, kommt auf die Flügelspieler sehr viel Laufarbeit zu. Alessandro Florenzi auf der rechten sowie Mattia de Sciglio auf der linken Seite erweitern die Dreierkette bei gegnerischem Ballbesitz also regelmäßig zu einer Vierer- oder sogar Fünferkette. Das Fußballklischees des mauernden Italieners wird also bestens erfüllt – ohne dabei aber die modernen Anforderungen an ein funktionierendes taktisches System zu vernachlässigen.
Contes Team steht nämlich keinesfalls 90 Minuten lang mit einer Fünferkette am eigenen Strafraum. Immer wieder gibt es kurze, aber intensive Phasen, in denen der Gegner früh unter Druck gesetzt wird. Eder und sein Sturmpartner Graziano Pelle laufen die gegnerischen Innenverteidiger mit Tempo an, dahinter verfolgen die Achter Emanuele Giaccherini und Marco Parolo die entgegenkommenden Sechser des Gegners. So lenkt Italien den Ball fast zwangsläufig auf einen der gegnerischen Außenverteidiger, um diesen dann vom Rest der Mannschaft abzuschneiden.
De Sciglio auf der einen und Florenzi auf der anderen Seite laufen den ballführenden Außenverteidiger so an, dass der Pass die Linie entlang nicht oder nur sehr schwierig möglich ist – so soll die Unterzahl auf dem Flügel kompensiert werden. Schnibbeln Hector oder Kimmich den Ball um den heranstürmenden Gegner herum, werden Barzagli (rechts) oder Chiellini (links) den jeweiligen offensiven Außenbahnspieler der DFB-Elf attackieren.

So könnte Deutschland den Riegel knacken

Bei Ausspielen des situativen italienischen Pressings könnte Manuel Neuer eine Schlüsselrolle einnehmen. Wenn Mats Hummels und Jerôme Boateng aggressiv angelaufen werden, muss sich Neuer immer wieder geschickt anbieten, um für ein Drei-gegen-Zwei zu sorgen. So können die Pässe auf die höher stehenden Außenverteidiger besser vorbereitet werden, ohne dass sich einer der deutschen Sechser zu weit fallen lassen muss. Toni Kroos und Sami Khedira werden nämlich für Anschlussaktionen dringend in ihrem natürlichen Revier gebraucht.
Da Italien bei Ballbesitz der gegnerischen Außenverteidiger wie beschrieben die Passwege nach vorne zustellen, sind diagonale Aktionen gefragt. Hector und Kimmich – die passenderweise beide gelernte Sechser sind - könnten ins Zentrum dribbeln und dort zusammen mit Kroos und Khedira Überzahlsituationen gegen Parolo und de Sciglio generieren.
Diese Aktionen sind sowohl gegen das hohe Pressing als auch gegen das tiefe Verteidigen im 5-3-2 sinnvoll: Entweder lassen die italienischen Flügelspieler Hector bzw. Kimmich ins Zentrum ziehen und riskieren dort Unterzahlsituationen oder sie ziehen mit und öffnen so aber den Raum für Draxler und Co. Können die technisch starken, schnellen Spieler freigespielt werden, sodass sie mit Tempo von außen auf die Dreierkette zugehen dürfen, wird es gefährlich.
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