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EURO 2020: Streit zwischen Mbappé und Giroud - warum sich die Équipe Tricolore nur selber schlagen kann

Marc Hlusiak

Update 15/06/2021 um 09:49 GMT+2 Uhr

Weltmeister Frankreich ist absoluter Topfavorit auf den EM-Titel. Die Qualitätsdichte der französischen Einzelspieler sucht im Teilnehmerfeld der Europameisterschaft ihresgleichen, doch nicht immer formen die besten Spieler auch das beste Team. Der kürzlich aufgebrandete Streit zwischen den Stürmerstars Kylian Mbappé und Olivier Giroud offenbart einmal mehr Frankreichs Achillesferse.

Kylian Mbappé - Frankreich

Fotocredit: Getty Images

Der Kader der französischen Nationalmannschaft, da sind sich die meisten Experten einig, ist der stärkste im Teilnehmerfeld der Europameisterschaft.
Der Weltmeister ist der absolute Topfavorit auf den Titel des in elf europäischen Ländern ausgetragenen Turniers. Die Liste der von Trainer Didier Deschamps Nominierten liest sich wie eine Weltauswahl:
Hugo Lloris im Kasten, Raphael Varane, Lucas Hernández und Supertalent Jules Koundé in der Verteidigung - davor ein Mittelfeld mit Champions-League-Sieger N’Golo Kanté und Paul Pogba, ganz vorne Extraklasse am Fließband: Karim Benzema, Antoine Griezmann, Ousmane Dembélé, Olivier Giroud, Kylian Mbappé …
Ganz ehrlich: Was soll da schiefgehen?

Teamgeist und Zusammenhalt: Frankreichs Achillesferse

Dass die besten Einzelspieler nicht immer die beste Mannschaft formen, ist keine allzu neue Erkenntnis. In großen Turnieren kommt es neben der rein sportlichen Qualität immer auch auf andere Faktoren an.
Teamgeist und Zusammenhalt sind essenziell für ein gutes Miteinander - sowohl auf als auch neben dem Platz. Immer wieder berichten Welt- und Europameister nach ihren Erfolgen, wie wichtig Stimmung und Eingeschworenheit für den sportlichen Erfolg ist.
In Frankreich weiß man, dass genau diese vermeintlich weichen Erfolgsfaktoren die Achillesferse der Équipe Tricolore sind.

Mbappé und Giroud: Ego-Zoff im Frankreich-Sturm

Der nach dem letzten Test der Franzosen gegen Bulgarien aufgebrandete Streit zwischen Mbappé und Giroud ist einmal mehr ein Beleg dafür. Es war lediglich ein Halbsatz des erfahrenen Chelsea-Stürmers, der sich darüber beschwerte, zu wenig Bälle von seinen Offensivkollegen zu bekommen. Dieser aber reichte aus, um bei Sturmkollege Mbappé, an den die Kritik zwischen den Zeilen gerichtet war, für schlechte Laune zu sorgen.
"Es stimmt, dass ich ein bisschen davon betroffen war", offenbarte der 22-Jährige, der die Kritik des Chelsea-Stars inhaltlich nachvollziehen könne. "Was er sagte, hat mich nicht weiter gestört, ich bin ein Stürmer und habe dasselbe Gefühl 365-mal in einem Spiel", erklärte sich Mbappé auf einer Pressekonferenz.
Es war nicht das "was", sondern vielmehr das "wie", das dem PSG-Star aufstieß: "Ich habe ihm in der Umkleidekabine gratuliert, er hat mir nichts gesagt und dann habe ich es aus der Presse erfahren.
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Kylian Mbappé äußert sich zum Giroud-Zoff

Fotocredit: Getty Images

Als 2010 die Mannschaft streikte

Es brodelt also wieder in der Mannschaft von Trainer Didier Deschamps - und das vor dem so wichtigen Auftakt gegen Deutschland am Dienstag (ab 21:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de).
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Franzosen rund um ein wichtiges Turnier durch Nebenkriegsschauplätze das Leben selbst schwer machen.
Unvergessen ist der Trainingsstreik bei der WM 2010 in Südafrika. Der Verbandspräsident schmiss damals Nicolas Anelka aus dem Kader, nachdem der Trainer Raymond Domenech beleidigt hatte. Das Team aber solidarisierte sich mit dem Stürmer und weigerte sich anschließend zu trainieren.
Domenech las damals live im französischen Fernsehen einen Brief vor, in dem die Mannschaft den Streik erklärte. Das Team schied anschließend sang- und klanglos nach der Vorrunde aus.
Auch die Sextape-Erpressungs-Affäre rund um Mathieu Valbuena und Benzema im Jahr 2015, in dessen Folge beide Spieler aus dem Team geworfen wurden, war ein unrühmliches Kapitel französischer Fußball-Geschichte.

Frankreich: Die Gefahr geht vom Team selbst aus

In die Kategorien oben genannter Eskapaden darf die Meinungsverschiedenheit zwischen Giroud und Mbappé freilich noch nicht eingeordnet werden. Sie dürfte dennoch als Warnschuss dienen.
Deschamps ist gut beraten, die Angelegenheit möglichst schnell mit allen Beteiligten zu klären. "Es kann gefährlich werden, wenn es nicht schnell ausgeräumt wird. Immerhin haben sie schon drüber gesprochen", sagt Nationalmannschaftsexperte Maxime Dupuis von Eurosport in Paris und führt aus:
"Die Mbappé-Giroud-Episode erinnert uns daran, dass es diese Mannschaft ein fragiles Gebilde ist. Die Egos sind groß und Mbappé will die Nummer eins sein - dafür muss man nicht zwischen den Zeilen lesen."
Einen Anspruch, den er in Frankreichs Weltauswahl womöglich nicht exklusiv hat - und genau da liegt die Gefahr. Oder anders gesagt: Frankreich kann sich eigentlich nur selbst schlagen.

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Mbappé heiß auf Deutschland: "Von solchen Spielen träumt man als Kind"

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