Manchester United: Red Devils im Dauerchaos - Image des Rekordmeisters zerfällt, letzte Chance in Europa League

Manchester United steckt in einer schweren Krise, die Red Devils spielen ihre schlechteste Saison in der Geschichte der Premier League. Doch auf die Fragen beim Rekordmeister gibt es schon lange keine einfachen Antworten mehr. Die Visionen sind groß, die Realität ist jedoch eine andere. In dieser Saison stellt die Europa League die letzte Chance auf Rettung dar - doch selbst hier droht das Aus.

Bruno Fernandes und Co. erleben eine Saison zum Vergessen

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"Herzschmerz, nichts als Herzschmerz. Er trifft dich, wenn es schon zu spät, wenn du längst am Boden liegst", sang die britische Rock-Queen Bonnie Tyler erstmals vor 47 Jahren. Es ist jene schwermütige Melodie, welche dieser Tage durch das Old Trafford hallt - mit einem kleinen Kniff.
Durch die Anhänger von Manchester United erfuhr der Song "It's a Heartache" nämlich eine Umdichtung, in der trotz der melancholischen Töne eine hoffnungsvollere Zukunft besungen wird. "Rúben Amorim, er bringt die glorreichen Zeiten zurück. Wir stehen hinter ihm, er rettet die Reds Stück für Stück."
Dieser Traum ist im Nordwesten Englands aber noch in weiter Ferne. In der Premier League spielen die Red Devils ihre schlechteste Saison in der Wettbewerbsgeschichte, in der Europa League droht das Aus gegen Olympique Lyon.
Der alte Reflex "Trainer raus und weiter geht's" hat seine Wirkung bei ManUnited längst verloren. Die Wurzeln des Dauerchaos gehen tiefer.

United und sein schlechter Kader-Scherz

Platz 14 in der Tabelle, 38 Punkte nach 32 Spieltagen, zumindest der Abstieg ist rechnerisch nicht mehr möglich. Manchester United bewegt sich in Sphären, in denen man den englischen Giganten vor Jahren selbst in den düstersten Prognosen nicht vermutet hätte.
"Es ist eine wirklich verzweifelte Lage", fasste Vereinslegende Gary Neville gegenüber "NBC" zusammen und nahm kein Blatt vor den Mund. "Dem Kader fehlt es so sehr an Qualität. Sie haben alte Spieler, sie haben junge Spieler, die nicht annähernd so weit sind. Das ist beunruhigend."
Eine Trennung von Coach Amorim, der erst im November 2024 in Manchester angeheuert hat, wäre laut Neville der falsche Schluss: "Das System ist das Problem."
Stürmer, Außenspieler, Verteidiger - geht es nach Neville, ist die Liste der Probleme lang. Angesichts der Tatsache, dass der Rekordmeister in den zurückliegenden zehn Jahren knapp zwei Milliarden Euro für Transfers ausgegeben hat, gleichen derartige Kaderprobleme einem schlechten Scherz.
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Die Sorgenfalten sind in Manchester nicht nur bei Rúben Amorim groß

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Das Image zerfällt in seine Einzelteile

Gerade an der Baustelle in der Offensive sieht man die Ausmaße der jahrelangen Misswirtschaft.
"Wer ist der Stürmer, der zu ManUnited gehen würde?", fragte sich Neville. "Es gibt sieben oder acht Mannschaften an der Spitze der Liga, die einen Stürmer brauchen. Heute geht man nicht mehr zu United, wenn auch Liverpool und Arsenal anklopfen. Das sind massive Probleme." Mit anderen Worten: Das Image zerfällt in seine Einzelteile.
Klub-Mitbesitzer Jim Ratcliffe ist sich der harschen Realität beim zweimaligen Champions-League-Sieger bewusst, kritisierte erst vor einem Monat teure Transfers wie Jadon Sancho, André Onana oder Casemiro. Doch es geht noch weiter.
In den beiden vergangenen Jahren zahlte United darüber hinaus rund 800 Millionen Euro an Gehältern, knapp eine Milliarde Euro Verbindlichkeiten stehen noch aus. 300 Millionen Euro davon sind übrigens noch fällige Transferzahlungen.
Aber wo beginnt man den so bitter notwendigen Systemwechsel? "Man weiß nicht, wo der erste Schritt gemacht werden soll", führte Neville aus. "Es braucht sehr viel Zeit und eine gute Rekrutierung, damit der Verein wieder in die Spur findet."

Letzte Chance: Der "Cup der Verlierer"

Ein Stein wurde von der Klubführung schon mal ins Rollen gebracht. Ob die Richtung stimmt, wird sich herausstellen.
Trotz aller Schulden soll für 2,3 Milliarden Euro nämlich ein neues Stadion gebaut werden. In einer Zeit, in der bereits 250 Angestellten des Vereins gekündigt und die Mitarbeiterkantine aus Kostengründen geschlossen wurde.
"Unser langfristiges Ziel als Verein ist es, die beste Fußballmannschaft der Welt zu haben, die im besten Stadion der Welt spielt", meinte United-Geschäftsführer Omar Berrada hinsichtlich der Arena, die über 100.000 Zuschauer fassen soll. Von dieser Zukunft sind die Red Devils aber noch einige Stufen entfernt.
Der erste Schritt wäre das internationale Geschäft - und darauf hat ManUnited nur noch eine einzige Chance in dieser Spielzeit. In der Europa League steht der Klub im Viertelfinale, nach dem 2:2 im Hinspiel gegen Olympique Lyon samt Patzer von Keeper Onana droht aber selbst im "Cup der Verlierer" (ein legendärer Franz-Beckenbauer-Spruch) das Aus.
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Manchester United ist am Boden

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Ein Durchmarsch zum Titel, zur damit verbundenen Qualifikation für die Champions League und alles ist gut? "Nichts kann unsere Saison retten", gab sich Amorim Anfang März im exklusiven Interview mit TNT Sports (gehört wie Eurosport zur Sendergruppe WBD Sports) brutal ehrlich.
Trophäen in solch schwierigen Zeiten haben die Angewohnheit, Verhältnisse zu beschönigen. "Ich schaue nicht auf die Dinge, um etwas zu retten. Ich will einfach als Trainer besser sein und meine Mannschaft besser machen", so Amorim.
Eine ungewohnt nüchterne Analyse aus den tiefroten Kreisen - dafür jedoch realistisch. Gegen einen Sieg über Lyon im Rückspiel (Donnerstag, ab 21:00 Uhr im Liveticker) und etwas Pokalsilber hätte der Portugiese aber dennoch sicher nichts einzuwenden.
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Quelle: Perform


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