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WM 2018 - DFB-Team: Diese Weltmeister müssen auf die Bank

Dirk Adam

Update 22/06/2018 um 17:04 GMT+2 Uhr

Beim verpatzen WM-Auftakt gegen Mexiko war von den Weltmeistern wie Sami Khedira, Mesut Özil, Thomas Müller, Mats Hummels und Toni Kroos nicht viel zu sehen. Das Spiel der Deutschen offenbarte jede Menge Unzulänglichkeiten. Keine Dynamik im Mittelfeld, mangelndes Tempo und fehlende körperliche Präsenz. Die Balance zwischen Offensive und Defensive passte nicht. Es ist Zeit für Veränderungen.

Mesut Özil, Sami Khedira

Fotocredit: Imago

Falsche Einstellung. Falsche Aufstellung? Nach den Negativ-Eindrücken des Mexiko-Spiels (0:1) dürften Veränderungen im deutschen WM-Team notwendig sein, um das Ziel Titelverteidigung nicht aus den Augen zu verlieren.
Dazu zählt, dass Joachim Löw einige seiner WM-Helden von 2014 auf die Bank setzen muss. Zwar sträubt sich der Bundestrainer noch, aber in Brasilien zeigte er, dass er notwendige Umstellungen in die Tat umsetzen kann.
Nachdem Deutschland im WM-Achtelfinale gegen Algerien wackelte, zog er Philipp Lahm nach langen Diskussionen (und auch der Verletzung von Skhodran Mustafi geschuldet) aus dem Mittelfeld zurück auf die Position des rechten Verteidigers, was einer der Schlüssel zum Gewinn des WM-Titels war.
Wie reagiert Löw jetzt? Für welche Veränderungen entscheidet er sich? Der Druck ist groß, denn gegen Mexiko präsentierte sein Team alles andere als ein weltmeisterliches Gesicht. Das Mittelfeld benötigt dringend mehr Dynamik und Tempo, die Abwehr muss stabilisiert und die Durchschlagskraft nach vorne erhöht werden.
Eurosport.de macht den Check und nennt die Weltmeister, denen Löw beim nächsten Spiel gegen Schweden eine Pause gönnen sollte.

Gündogan statt Khedira

Sami Khedira zählte gegen Mexiko zu den schwächsten Spielern auf dem Platz. Seine eigentliche Aufgabe, neben Toni Kroos auf der Doppelsechs nach hinten abzusichern, nahm er kaum war. Stattdessen versuchte er immer wieder, Läufe in die Spitze zu starten. Diese gingen meistens schief, hinten fehlte er dann. Khedira bestritt gegen Mexiko gerade einmal drei defensive Zweikämpfe.
Wenn er mit nach vorne rannte, verlor er Ball um Ball. Wie vorm 0:1, als der Juve-Star nach einem Zuspiel von Thomas Müller in den Beinen seines Gegenspielers hängen blieb. Das Ende ist bekannt, Mexiko konterte und schoss den Siegtreffer. Löw war mit Khediras Leistung unzufrieden und nahm ihn in der 60. Minute vom Platz. Für ihn sollte Ilkay Gündogan gegen Schweden in die Startelf rücken.
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Sami Khedira, Ilkay Gündogan

Fotocredit: Imago

Neben Kroos ist Gündogan die eindeutig bessere Variante, um das Team offensiver auszurichten. Der Mann von Manchester City ist technisch stärker, er besitzt ein besseres Stellungsspiel und kann den Takt mit angeben. Zwar wirkt Khedira physisch immer noch stark, aber seine Bewegungen gleichen denen einer Dampfwalze. Gegen Schweden benötigt Löw beweglichere Spieler.
Bank-Wahrscheinlichkeit für Khedira: 60 Prozent

Reus statt Özil

Der Plan des Bundestrainers war eigentlich, Marco Reus für die wichtigen Aufgaben zu schonen. Wenn ein entscheidendes Spiel ansteht, dann jetzt das zweite Gruppenspiel. Nach der Niederlage gegen Mexiko geht's für die Nationalmannschaft am kommenden Samstag gegen die Skandinavier (1:0 gegen Südkorea) bereits um alles oder nichts.
Özil tauchte gegen Mexiko ab, hatte keinen Zug zum Tor und verlor 86 Prozent seiner Zweikämpfe. Im Zentrum sorgte er kaum für Gefahr. Im Strafraum kam Özil nicht einmal zum Abschluss. Sein einziges "Highlight" war ein harmloser Distanzschuss. Hinzu kommt, dass er sich beim Gegentreffer von Hirving Lonzano verladen ließ. Anschließend hob Özil entschuldigend seine Schultern.
Die Alternative für Özil ist Reus, der mit seiner Schnelligkeit und Technik für mehr Überraschung im Angriff sorgen kann. Der formstarke BVB-Profi könnte zu Löws Geheimwaffe werden, wenn er wie beim letzten WM-Test gegen Saudi-Arabien (2:1), als er den Treffer von Timo Werner vorbereitete, in der Zentrale zwischen Julian Draxler und Thomas Müller wirbelt.
Mit diesem Tausch könnte Löw ein Zeichen setzen, obwohl der Bundestrainer wahrscheinlich an Özil festhalten wird.
Bank-Wahrscheinlichkeit für Özil: 40 Prozent

Süle statt Boateng

Nach einem einsamen Kampf gegen Mexiko kritisierte Jérôme Boateng seine Mitspieler. Es klang fast wie ein Hilferuf, weil ihn seine Vorderleute gnadenlos in Stich ließen. Dabei zählte Boateng - zumindest statistisch - zu den schwächsten Spielern auf dem Platz, obwohl er sich teilweise beherzt in die Zweikämpfe warf.
Letztendlich fing Boateng aber nur neun gegnerische Zuspiele ab. Mats Hummels hingegen fast doppelt so viele (17). Noch verheerender war seine Spieleröffnung, die eigentlich zu seinen Stärken zählt. Zehn Fehlpässe waren neben Thomas Müller (10) die meisten im Team. Klar, Boateng stand immer wieder unter Druck. Schwierig, wenn man hinten alleine ist.
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Jérôme Boateng (Deutschland)

Fotocredit: Getty Images

Aber Löw sollte über Alternativen nachdenken. Auch auf dieser Position, denn mit Niklas Süle bietet sich ein robuster Innenverteidiger an. Im November 2017 hat Süle gegen Frankreich (2:2) bereits an der Seite von Hummels gespielt. Er kann als rechter und als linker Innenverteidiger eingesetzt werden. Gegen Brasilien (0:1) und Saudi-Arabien kam er für Boateng rein. Gegen Österreich (1:2) stand Süle in der Startelf.
Boateng selbst ist nach langer Verletzungspause noch nicht in Top-Form. Keine Frage: Die Frische fehlt. Deshalb muss Löw genau abwägen, ob er ihn ersetzt oder nicht.
Bank-Wahrscheinlichkeit für Boateng: 10 Prozent
Neben Khedira, Özil und Boateng bekleckerten sich auch Kroos, Müller und Hummels nicht mit Ruhm. Kroos gewann in der Rückwärtsbewegung nur eins von sieben Duellen - der schlechteste Wert im deutschen Team. Aber an ihm führt in der Startelf ebenso kein Weg vorbei wie an Hummels, der gegen Mexiko nur 52 Ballkontakte hatte und vor dem Gegentreffer an der Mittellinie wegrutschte.
Zwar hätte Löw mit Leon Goretzka für Kroos und Antonio Rüdiger für Hummels zwei passende Alternativen parat, aber diese Optionen wird er kaum ziehen.
Ein Bankplatz für Müller scheint ebenfalls ausgeschlossen, obwohl der Bayern-Profi seiner Form hinterherläuft. Über 90 Minuten gab Müller keinen einzigen Torschuss ab. Statt wie bei der WM 2010 und 2014 explosiv ins Turnier zu starten, wirkt er ausgelaugt. Nichts zu sehen von seiner Torgefährlichkeit, als er 2010 und 2014 jeweils fünf WM-Tore schoss.
Eine Alternative für Müller wäre Julian Brandt, der in den letzten fünf Minuten gegen Mexiko ins Spiel kam und für frischen Wind sorgte. Aber Löw wird an Müller festhalten, obwohl dieser in seinem 91. Länderspiel komplett enttäuschte.
Entscheidet sich Löw für einen Startelfeinsatz von Reus auf der linken Seite, müsste Julian Draxler seinen Platz räumen. Der PSG-Profi stand im ersten WM-Spiel gegen Mexiko etwas überraschend in der Startelf.
Die große Frage vor dem K.o.-Spiel gegen Schweden wird sein, wie viel Mut der Bundestrainer aufbringt, um sein Team zu verändern.

So könnte Deutschland gegen Schweden spielen:

So könnte Deutschland gegen Schweden spielen
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