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WM 2018: Drohung gegen Sánchez weckt Erinnerung an Escobar-Mord

VonSID

Update 24/06/2018 um 18:03 GMT+2 Uhr

Nach dem WM-Spiel gegen Japan wurde Carlos Sánchez mit dem Tod bedroht. In Kolumbien weckte das Erinnerungen an den Mord an dem Eigentorschützen Andres Escobar 1994. Jetzt erhielt Carlos Sánchez Morddrohungen, weil er mit seiner Roten Karte für ein absichtliches Handspiel bereits in der dritten Minute die 1:2-Auftaktpleite der Kolumbianer gegen Japan mitverschuldet hatte.

Carlos Sanchez

Fotocredit: Getty Images

Die Meldungen schreckten auch Carlos Valderrama auf. Der schillerndste Fußballer Kolumbiens dachte sofort an Andres Escobar - wie Millionen seiner Landsleute:
Wenn es diese Drohung wirklich gab, dann müssen sie die Verantwortlichen festnehmen. Man darf nicht warten, bis etwas Schreckliches wie mit Andres passiert. Denn ein Fußballspiel ist es nicht wert, dafür zu sterben.
Vor 24 Jahren war Valderamas Nationalmannschaftskollege Escobar auf einem Parkplatz in Medellin blutüberströmt zusammengesunken, von Schüssen durchsiebt, ermordet, zehn Tage nachdem er mit einem Eigentor das WM-Aus in den USA eingeleitet hatte.

Erinnerung an schwärzeste Stunde in Kolumbiens Fußball

Ein Tweet mit den Fotos von Escobar und Sánchez sowie dem Satz "Ich schlage dir einen Traum vor" löste in Kolumbien große Aufregung aus.
Die Polizei versucht, über Spezialisten für Cyberkriminalität herauszufinden, wer hinter dem Twitter-Account Humo Aguila steckt. Bereits wenige Minuten nach der Veröffentlichung des Eintrags war der Account wieder gelöscht worden.
Doch die Drohung war in der Welt - und damit die Erinnerung an die schwärzeste Stunde im kolumbianischen Fußball. Das Ende eines jungen Lebens, eine Bluttat, die bis heute nicht gänzlich aufgeklärt ist.
Humerto Munoz Castro, der im Morgengrauen des 2. Juli 1994 vor der Bar "El Indio" Escobar erschoss und dabei angeblich das Wort "Gooooool" rief, arbeitete als Bodyguard und Fahrer für mächtige Drogenbosse.
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KOLUMBIEN FANS mit einem Transparent des ermordeten Andres ESCOBAR

Fotocredit: Getty Images

Der Verdacht, dass sie den Mord in Auftrag gegeben hatten, weil sie bei Wetten auf den Einzug Kolumbiens ins Achtelfinale viel Geld verloren hatten, lag nahe. Munoz Castro wurde zu 43 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde später auf 26 Jahre reduziert, doch bereits 2005 wurde er trotz vieler Proteste wegen guter Führung entlassen.
Zu den Hintergründen machte er keine Angaben. Deshalb ist auch ein Streit, der in einer Schießerei eskalierte, nicht ausgeschlossen. Die Drogenmetropole Medellin galt in den frühen 1990er Jahren als gefährlichste Stadt der Welt.
Escobar hatte zehn Tage zuvor das folgenschwerste Eigentor der Fußball-Geschichte geschossen. Im Rose Bowl in Pasadena grätschte der 27 Jahre alte Abwehrspieler in der 34. Minute des WM-Vorrundenspiels gegen die USA eine harmlose Hereingabe zum 0:1 ins eigene Tor. Vor 93.689 Zuschauern unterlag Geheimfavorit Kolumbien 1:2, verpasste letztlich das Achtelfinale
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Andres Escobar

Fotocredit: Imago

Escobar ist durch seinen Tod in Kolumbien zur Legende geworden. Bis heute gibt es zahlreiche Fanklubs des Nationalspielers. Die Nachricht vom Mord erschütterte im Juli 1994 nicht nur Kolumbien, sondern überschattete auch das noch laufende WM-Turnier, das Brasilien später gewinnen sollte.
Die kolumbianische Regierung verordnete nach dem Mord an Escobar Polizeischutz für die anderen Nationalspieler, die sich noch im Land aufhielten. Rund 120.000 Menschen säumten bei der Beerdigung die Straßen in Medellin.
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