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Barça-Präsident Bartomeu lässt Superliga-Bombe zum Abschied platzen

Eurosport
VonEurosport

Update 28/10/2020 um 17:48 GMT+1 Uhr

Josep Bartomeu, scheidender Präsident des FC Barcelona, verkündet als eine seiner letzten Amtshandlungen die Teilnahme des Klubs an einer zukünftigen Superliga und versetzt damit halb Europa in Aufregung. Der FC Bayern will von den Plänen nichts wissen, die FIFA setze laut Gianni Infantino auf die Klub-WM mit 24 Teams. Für das hochverschuldete Barça zählt sowieso nur eins: Die Kasse muss klingeln.

Josep Maria Bartomeu

Fotocredit: Getty Images

Josep Bartomeu ließ die "Bombe" fast beiläufig platzen. Nur wenige Sätze widmete der scheidende Präsident des FC Barcelona in seiner 35-minütigen Rücktrittserklärung der "European Premier League" - doch die hatten es in sich. Er habe "außergewöhnliche Neuigkeiten", sagte Bartomeu am Dienstagabend: Barça werde "in einer zukünftigen europäischen Superliga" mitspielen, die "die finanzielle Stabilität des Klubs garantiert".
Wie bitte? "EUR joking", wortspielte das englische Boulevardblatt "Sun" tags darauf, also: "Machst du Witze?" Zahlreiche Medien schrieben von einer "Bombe", die spanische "Marca" sieht eine "Gefahr für die Weltordnung des Fußballs". Der britische "Guardian" meinte, der europäische Fußball könnte dank des vergifteten Erbes von Bartomeu "nie mehr derselbe sein".
Karl-Heinz Rummenigge hatte vergangene Woche noch beteuert, er habe "keinen Kenntnisstand" von den Plänen. Der FC Bayern München sei "sehr glücklich" mit der Champions League, das habe er UEFA-Präsident Aleksander Ceferin auch versichert. Außerdem seien die diskutierten Reformen der Königsklasse für die Zeit nach 2024, in der das Finalturnier aus dem Corona-Sommer institutionalisiert werden könnte, "interessant für alle".
Doch Bartomeu bestätigte nun als erster Spitzenfunktionär die Hinterzimmerdeals über eine Superliga, die bereits in der vergangenen Woche ans Licht gekommen waren. Wie diese neue Eliteklasse mit Vereinen aus den fünf aktuellen Topligen in England, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich aussehen soll, wird immer klarer.

Europäische Superliga nach US-Vorbild

Das spanische Sportblatt "AS" berichtete am Mittwoch, dass die "European Premier League" nach dem Vorbild der nordamerikanischen Basketballliga NBA konstruiert werde. 18 Klubs, darunter wohl drei deutsche, ermitteln in Hin- und Rückspielen Play-off-Teilnehmer, die dann um die "Klub-Europameisterschaft" spielen.
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So erklärt Barcelona-Präsident Bartomeu seinen Rücktritt

Laut "AS" sollen "die großen europäischen Vereine" - also nicht nur Barcelona - der Idee bereits grundsätzlich zugestimmt haben. Starttermin: September 2022. Auf- oder Absteiger sind in diesem exklusiven Klub der Super-Reichen nicht vorgesehen. Real Madrid bestätigte der Zeitung, dass es "informiert" sei, aktuell gebe es aber "nichts Neues". Klub-Boss Florentino Perez gilt als Fan der Pläne.
Von der UEFA, die ihr Glitzerprodukt Champions League gefährdet sieht, kam erneut die erwartete Gegenreaktion. Präsident Ceferin habe "mehrfach deutlich gemacht, dass die UEFA gegen eine Superliga ist", teilte sie wortgleich zur vergangenen Woche mit. Die Prinzipien der offenen Ligen seien "nicht verhandelbar", und überhaupt: So eine Superliga sei doch "langweilig".
Das sehen manche Klubs ganz anders. Bartomeu berichtete mit "Stolz", dass es Barça ohne die Unterstützung "von Magnaten und Staaten" gelungen sei, zum wertvollsten Klub der Welt aufzusteigen. Dank der Superliga, die von der US-Bank JP Morgan mit fünf Milliarden (!) Euro finanziert werden soll, könne der Klub "in den Händen der Mitglieder bleiben", also seine Identität wahren.

FC Barcelona in Not: Die Kasse muss klingeln

Aktuell plagen Barça 488 Millionen Euro Schulden, die jüngste Bilanz weist Verluste in Höhe von 97 Millionen Euro auf - Tendenz in Pandemiezeiten: steigend. Eine Superliga wäre für viele der Top-Klubs auch angesichts der steigenden Corona-Belastungen ein finanzieller Befreiungsschlag.
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Das Misstrauensvotum gegen Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu wurde bestätigt

Fotocredit: Getty Images

Die nationalen Ligen empfinden die Pläne als Bedrohung. Spaniens Ligaboss Javier Tebas sprach von einem "Phantom-Wettbewerb". Sollte Barça mitmachen, bedeute dies den "Ruin" des Klubs. Bartomeu, der letztlich über den Dauerstreit mit Superstar Lionel Messi stürzte, zeige seine "Ignoranz gegenüber der Fußball-Industrie" und erlebe ein "trauriges Ende".
Und was sagt die FIFA? Präsident Gianni Infantino betonte zuletzt, der Weltverband habe kein Interesse an einer europäischen Superliga. Er setze auf die neue Klub-WM mit 24 Teams, die 2022 in China Premiere feiern soll. An diesem Turnier, erklärte Bartomeu, werde Barça ebenfalls teilnehmen - sofern das Nachfolge-Präsidium zustimme.
Hauptsache, die Klasse klingelt.
(SID)
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