La Liga: Der FC Barcelona kommt seit Jahren nicht mehr an frühere goldene Zeiten heran - auch Trainer Xavi wackelt
Publiziert 17/01/2024 um 13:16 GMT+1 Uhr
Die 1:4-Niederlage gegen Real Madrid im Finale der Super Copa hat einmal mehr aufgezeigt, dass der Glanz früherer Jahre beim FC Barcelona verloren gegangen ist. In der Meisterschaft hinken die Katalanen bereits acht Punkte hinterher, der letzte Champions-League-Titel liegt beinahe zehn Jahre zurück. Längst ist auch Trainer und Vereinslegende Xavi Hernández nicht mehr unantastbar.
Xavi rechnet nach Supercup-Pleite mit "heftiger Kritik"
Quelle: Perform
Die Stimmung in der spanischen Presse kochte nach dem 1:4 im Super-Copa-Finale im saudi-arabischen Riad am Sonntagabend hoch. Selbst die Barça nahe Sportzeitung "Mundo Deportivo" sparte nicht mit Kritik.
"Ein zerbrechliches und seelenloses Barca, das mit zehn Mann antrat, fiel mit einem Knall gegen ein weit überlegenes Madrid, wobei Vinicius in 39 Minuten einen Hattrick erzielte."
Die "Sport" ging gar noch einen Schritt weiter: "Barça wurde gedemütigt. Eine Niederlage, die Entscheidungen erfordert."
Seit Jahren bröckelt der Glanz alter Zeiten in der Hauptstadt Kataloniens. Der Weggang von Superstar Lionel Messi, Schulden in Milliardenhöhe - zwar gewann der FC Barcelona im vergangenen Jahr die spanische Meisterschaft, international ist der fünffache Königsklassen-Sieger seit Jahren in die Bedeutungslosigkeit versunken. Nun wackelt nicht nur der Stuhl des Cheftrainers.
Xavi im Zentrum der Kritik - Mannschaft wirkt blutleer
Erschreckend am Auftritt der Blaugrana in Riad war neben der Tatsache, dass sie sich in den Anfangsminuten direkt zwei Treffer durch Reals Vinícius Júnior einfing, vor allem die Reaktion der Elf auf den Rückstand.
Oder besser gesagt: die ausbleibende Reaktion. "So können wir nicht in ein Finale gehen. Wir haben in der Verteidigung und im Pressing schlecht gespielt", sagte der Übungsleiter auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Man darf nicht in einem Finale so schnell mit 0:2 hinten liegen. Die zweite Halbzeit war dann wirklich schlecht."
Das Problem: Zur Halbzeit stand es aus Sicht der Katalanen 1:3, der Trainer hätte in der Pause reagieren und umstellen, oder aber seine Mannschaft wachrütteln und motivieren können. Nach dem Seitenwechsel spielte Barcelona aber gar noch schwächer als zuvor.
Dabei wollte der frühere Weltklasse-Mittelfeldregisseur Real mit frühem Gegenpressing und hochstehenden Außenverteidigern unter Druck setzen. Eine "Selbstmordtaktik", wie die französische Zeitung "L’Équipe" im Nachhinein befand.
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Xavi Hernández
Fotocredit: Getty Images
Flick, Klopp und Márquez werden bereits in Barcelona gehandelt
Für Xavi wird die Luft in Barcelona merklich dünner. So berichtete das katalonische Portal „El Nacional“ zu Beginn der Woche, dass die Klub-Verantwortlichen sich bereits nach neuen Lösungen auf der Trainer-Position umschauen würden.
Dabei fielen in diesem Zusammenhang prominente Namen. Unter anderem sei Ex-Bayern- und Bundestrainer Hansi Flick eine Option, aber auch Jürgen Klopp und Rafael Márquez, Ex-Barça-Profi und Coach der zweiten Mannschaft.
Noch hat der aktuelle Coach allerdings Rückendeckung von seinem ehemaligen Mitspieler und Sportdirektor Deco: "Diese Frage ergibt keinen Sinn. Der Trainer hat unser aller Vertrauen. Eine Niederlage ändert daran gar nichts." Allerdings schloss Xavi selbst am Mittwoch einen Rücktritt nicht mehr aus.
Wie fest Xavi tatsächlich im Sattel sitzt, hängt auch davon ab, wie der FCB die Saison beendet. Noch ist die Blaugrana in drei Wettbewerben vertreten, springt am Ende noch ein Titel bei rum, könnte der 43-Jährige seine Position sichern.
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Robert Lewandowski
Fotocredit: Getty Images
Lewandowski außer Form, Busquets schmerzlich vermisst
Dabei sah alles genau vor einem Jahr noch so gut aus. Damals hatte Barcelona den Erzrivalen aus Madrid im Super-Copa-Finale dominiert, gewann auch dank eines Tors und zweier Assists von Robert Lewandowski mit 3:1. Verteidiger Ronald Araújo ließ sich sogar zu überschwänglichen Aussagen hinreißen: "Eine neue Ära hat begonnen."
In dieser Saison aber, seiner zweiten bei den Katalanen, kommt der Ex-Stürmer vom FC Bayern nicht wirklich in den Tritt. Während der frühere BVB-Star Jude Bellingham inzwischen für Real Madrid La Liga kaputt schießt und bereits 13 Tore erzielt hat, steht Lewandowski erst bei acht Treffern.
In der Königsklasse konnte er bislang erst einmal einnetzen - die schlechteste Quote seit der Saison 2011/12, damals noch im Trikot von Borussia Dortmund.
In dieser Spielzeit hängt Barça Nummer neun zumeist in der Luft. Das liegt auch daran, dass das Gefüge im zentralen Mittelfeld derzeit nicht stimmt. Mit Sergio Busquets verließ im vergangenen Sommer eine der Säulen die Mannschaft in Richtung USA.
Zwar konnte man als Ersatz den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Ilkay Gündogan, von Manchester City für sich gewinnen. Als Balleroberer fehlt ihm allerdings die Zweikampfstärke und Dynamik, auch er konnte das Barça-Spiel bislang nicht an sich reißen. Auch Frenkie de Jong, immerhin seit über vier Jahren im Verein, ist seinen großen Vorschusslorbeeren bislang nicht gerecht geworden. Insgesamt verfügt die Mannschaft einfach nicht über die Qualität aus vergangenen goldenen Zeiten.
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Araujo
Fotocredit: Getty Images
Finanzielles Chaos verhindert "Reset"
Einen "Reset" hatte Xavi nach der Clásico-Niederlage gefordert, einfach "an-" und "ausschalten" wie bei einem technischen Gerät ist bei einer Fußballmannschaft aber nur schwer möglich. Zumal neues Personal in der finanziell prekären Situation eigentlich nicht drin ist.
Der Klub ist in Milliardenhöhe verschuldet. Um in der jüngeren Vergangenheit Neuzugänge wie Lewandowski zu sichern, mussten entweder Anteile an Vereinsvermögen veräußert werden, oder der Fokus auf ablösefreie Stars wie Gündogan gelegt werden.
Das weiß auch der Coach, der sich nach der Niederlage gegen Real zu möglichen Verpflichtungen äußerte: "Im Moment können wir nicht, der Verein kann keine Spieler verpflichten. Die Situation ist, wie sie ist."
Und diese Situation bedeutet eben auch aktuell sportlich nicht ganz oben mitspielen zu können. Auf die ausgerufene "neue Ära" warten sie beim FC Barcelona also weiter.
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