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“Sarriball” meets Ronaldo: Warum Sarri bei Juventus Turin funktionieren wird

Nico Scheck

Update 23/06/2019 um 13:03 GMT+2 Uhr

Maurizio Sarri wird ab der kommenden Saison an der Seitenlinie bei Juventus Turin stehen. Zusammen mit Cristiano Ronaldo soll er das schaffen, woran Vorgänger Massimiliano Allegri knapp scheiterte: den Gewinn der Champions League. Doch ist Sarri dafür überhaupt der richtige Mann, nachdem er beim FC Chelsea so viel Kritik einstecken musste? Warum der "Sarriball" bei Juve dennoch funktionieren wird.

Juventus-Superstar Ronaldo (li) spielt ab sofort unter Sarri (re.)

Fotocredit: Getty Images

War das alles von Anfang an so geplant gewesen, dann kann man Sarri nur gratulieren. Ein Wechsel vom SSC Neapel zum direkten Meisterschaftskonkurrenten Juventus wäre vor knapp einem Jahr wohl kaum möglich gewesen.
Stattdessen übernahm der gebürtige Neapolitaner den FC Chelsea. Nach einem, wie er selbst sagt, "harten Jahr" auf der Insel folgte nun die Rückkehr nach Italien - zur "Alten Dame". Ob von vorneherein so geplant oder nicht, Sarri sitzt ab der kommenden Saison bei einem Klub auf der Bank, der Jahr für Jahr nach dem Maximum strebt. Heißt: Meisterschaft, Pokal, Champions League.
Doch ist auch Sarri bereit, nach dem Maximum zu streben? Passt der berühmte "Sarriball" zu Ronaldo, Paulo Dybala und Kollegen? Oder bekommt er ähnliche Probleme wie beim FC Chelsea?

Wenig Zeit, kleiner Kader, viele Probleme bei Chelsea

"F*cking Sarriball!" Diese Rufe der eigenen Fans musste Sarri in der abgelaufenen Spielzeit an der Stamford Bridge immer wieder über sich ergehen lassen. Der Grund: Sein Spielstil, als "Sarriball" bekannt, funktionierte nur mittelprächtig bei den "Blues".
Schnell kam die Kritik auf, Sarri sei unflexibel, stur und leicht ausrechenbar, weil er sein System nicht ändere.
Und tatsächlich: Der beim SSC Neapel noch so erfolgreiche "Sarriball" stockte in der Premier League, teilweise eklatante Niederlagen wie das 0:6 bei Manchester City stießen Sarri zwischenzeitlich bedrohlich nahe an eine Entlassung. Erst danach wich der italienische Star-Coach ein Stück weit von seiner Spielphilosophie ab und ließ deutlich defensiver, dafür mehr auf Konter ausgerichtet spielen. Ist Sarri mit seiner Idee vom Fußball in London gescheitert?
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Maurizio Sarri manager of Chelsea speaks with Eden Hazard during the UEFA Europa League Quarter Final Second Leg match between Chelsea and Slavia Praha at Stamford Bridge on April 18, 2019 in London, England.

Fotocredit: Getty Images

"Vertikales Tiki-Taka"

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Immerhin reichte es am Ende doch zu Rang drei in der Premier League und zum Europa-League-Triumph. Möchte man die Probleme des FC Chelsea unter Sarri verstehen, muss man sich zunächst die Komplexität seines Spielsystems vor Augen führen: Viele, kurze Pässe, am besten mit nur einem Kontakt, um das gegnerische Pressing ins Leere laufen zu lassen.
Anschließend soll der Ball schnell nach vorne befördert werden, weswegen Sarris Spielstil in Neapel oft auch als "vertikales Tiki-Taka" bezeichnet wurde.
Ein System, das im Erfolgsfall viele Tore garantiert, jedoch Zeit braucht, um von den Spielern verstanden zu werden.
Hinzu kamen systembedingte Umstellungen, die nicht fruchteten, an denen Sarri aber zu lange festhielt. Eden Hazard musste sich stellenweise als falsche Neun probieren, N’Golo Kanté spielte plötzlich auf der Acht deutlich offensiver.
Probleme, die so bei Juve nicht zu erwarten sind.

"Ronaldo kann mit Sarri nur besser werden"

Denn: Die Umstellung von Allegri auf Sarri ist, zumindest in der Theorie, fließender als es die Umstellung von Antonio Conte auf Sarri war. Schon unter Allegri spielte Juve meist im 4-3-3. Ein ähnliches System erwartet Davide Bighiani von Eurosport Italien auch unter dem Ex-Napoli-Coach. Zudem ist der Kader deutlich breiter besetzt als es jener der "Blues" war. Mit Cristiano Ronaldo verfügt Sarri nun über DEN Zielspieler im Kader. Bighiani ist sich sicher:
Ronaldo kann mit Sarri auf der Bank nur besser werden.
Seine Begründung: Der offensive Spielstil wird CR7 sehr entgegen kommen. Lässt Sarri im 4-3-3 spielen, wird Ronaldo wohl die Rolle des Mittelstürmers oder aber als einrückender Linksaußen übernehmen.
Wechselt der 60-Jährige aber auf ein 4-3-1-2, wird Ronaldo neben einem weiteren Mittelstürmer angreifen, dahinter Dybala in seiner Lieblingsrolle als Spielmacher.
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Jubelt er auch unter Maurizio Sarri? Cristiano Ronaldo.

Fotocredit: Getty Images

In Turin bahnt sich eine "neue Ära" an

Das Herzstück im Mittelfeld wird nach wie vor Miralem Pjanic bilden, sofern er denn in Turin bleibt. Auch Neuzugang Aaron Ramsey dürfte eine gewichtige Rolle spielen. Weitere Kreativköpfe wie Paul Pogba oder Roma-Youngster Nicolò Zaniolo sind beim italienischen Meister im Gespräch. Beide würden ideal zu Sarris Idee vom Fußball passen.
Ronaldo, Juve und Sarri - eine Beziehung, die funktionieren kann. Die "Gazzetta dello Sport" schrieb sogar von einer "neuen Ära", ein klarer Schnitt nach fünf Jahren Allegri ist es allemal.
Implementiert die "Alte Dame" den "Sarriball" schneller als der FC Chelsea, ist mit Juve in der kommenden Saison auch auf internationalem Parkett zu rechnen.
Denn der Klub strebt nach dem Maximum. Ab Juli dann mit Maurizio Sarri.
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