Juventus Turin: Wie Paul Pogba der Alten Dame neues Leben einhaucht - doch eine große Angst bleibt

Mit altbewährten Mitteln zum Erfolg - so lautet das Credo von Juventus Turin in der kommenden Saison. Massimiliano Allegri will bei den Bianconeri wieder ein Kollektiv auf den Platz schicken und im Kampf um den Scudetto zum ersten Mal seit 2020 wieder ein Wörtchen mitreden. Doch um die Titel-Tristesse der vergangenen Jahre zu beenden, benötigt der italienische Coach vor allem eines: Geduld.

Paul Pogba soll Juventus neues Leben einhauchen

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"Von Misserfolg zu sprechen wäre nicht fair. Ich bewerte, was ich in der Hand habe." Mit seiner gewohnten Gelassenheit und Souveränität beantwortete Allegri die Fragen der Journalisten. Wenige Minuten zuvor wurde Juventus in Villarreal gedemütigt, "seine" Bianconeri flogen zum dritten Mal in Folge im Achtelfinale der Champions League aus dem Turnier (1:1, 0:3).
Der im Sommer 2021 eingeleitete Umbruch war fehlgeschlagen. Ein desaströser Saisonstart (ein Remis, zwei Niederlagen) geriet dank solider Auftritte bald in Vergessenheit, doch die Geschehnisse von Villarreal offenbarten den Klubverantwortlichen eine brutale Wahrheit: ein Spieler wie Dusan Vlahovic allein hievt die Alte Dame nicht zurück auf den Thron.
Um in der anbrechenden Saison wieder in die Spur zurückzufinden, verpflichtete Juve drei große Namen: Paul Pogba, Ángel di María und Gleison Bremer. Vor allem in Rückkehrer Pogba stecken die Tifosi ihre größten Hoffnungen.
Doch eine Reihe von unglücklichen Zufällen offenbarte bereits vor Beginn der neuen Spielzeit einige Probleme in der Kadezusammenstellung. Darüber hinaus wurde eine Angst aus dem Vorjahr erweckt, welche den Umbruch erneut zu gefährden droht.

Juventus: Das ist neu

Zwar hält sich die Liste der Neuzugänge noch in Grenzen, doch die Gewichtigkeit der Spieler unterstreicht die Ambitionen des italienischen Rekordmeisters. Juventus träumt von seinem Image aus den Jahren zwischen 2012 und 2020 - das Bild des schlagbaren Riesen aus den letzten Spielzeiten soll der Vergangenheit angehören.
Während der Wechsel von Matthijs de Ligt in der Bundesliga für großen Trubel sorgte, war man in Turin auf den Abgang des Abwehrspielers längst vorbereitet. Mit Bremer verpflichtete man nämlich einen in der Serie A kundigen Defensivakteur, der sich in den vergangenen vier Jahren ausgerechnet beim Stadtrivalen FC Torino einen Namen machte.
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Gleison Bremer soll das Heft in die Hand nehmen

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Der 25-jährige Brasilianer ermöglicht es Allegri, das Spiel hinten zu beschleunigen und strahlt auch im gegnerischen Strafraum Gefahr aus (elf Tore, drei Vorlagen). Qualitäten, die man sich von de Ligt erhoffte, aber nie zufriedenstellend einfordern konnte.
Den Abgang von Paulo Dybala konnte Juve hingegen noch nicht kompensieren. Der Argentinier kehrte Turin nach sieben Jahren den Rücken und schloss sich der AS Roma an. Seine unbestrittenen Qualitäten am Ball wird die Alte Dame in der kommenden Saison vermissen. Mit der Ankunft von Pogba und di María will man die einstige Verantwortung des 28-Jährigen aber auf mehrere Positionen aufteilen.

Juventus: Die (alte) neue Hoffnung

Mit Pogba installiert Allegri einen seiner Jünger aus glorreichen Zeiten. Wirft man einen Blick auf das Finale der Champions League 2015 gegen den FC Barcelona (1:3) zurück, versteht man den Ansatz hinter der Rückkehr des Weltmeisters. Damals standen mit Andrea Pirlo, Claudio Marchisio, Arturo Vidal und Pogba vier begnadete Mittelfeldspieler auf dem Platz.
In den folgenden Jahren verschwand dieses Bild einer konstanten und verlässlichen Zentrale. Adrien Rabiot, Arthur oder auch Weston McKennie erledigten ihre Aufgaben zwar gewissenhaft, aber selten glänzend.
Pogba soll diese Lücke, die er einst selbst durch seinen Abgang zu Manchester United hinterlassen hat, nun wieder füllen und an der Seite von Manuel Locatelli eine Verbindung zwischen Defensive und Offensive herstellen.
In Turin erhofft man sich, eine bittere Erkenntnis aus der vergangenen Saison beseitigen zu können: Es ist nämlich sinnlos, einen Traum-Angriff aufzubauen, wenn man ihn nicht mit Munition füttern kann. Pogba soll dabei wie bei seinem ersten Aufenthalt bei Juventus zum Zünglein an der Waage werden und beim Spiel nach vorne die nötigen Akzente setzen.

Juventus: Das Fragezeichen

Blickt man bei Juventus auf mögliche Knackpunkte im aktuellen Kader, sticht weniger ein Name als ein Zustand ins Auge. Wojciech Szczesny, Pogba, McKennie und Federico Chiesa fehlen dem Rekordmeister verletzungsbedingt mindestens für einige Wochen.
Nun gehören Verletzungen in der Sport-Welt zum traurigen Alltag, im Fall von Juventus stellen sie aber eine große Gefahr dar. Wie der Kreuzbandriss von Chiesa in der vergangenen Saison offenbarte, fehlt es den Bianconeri auf den entscheidenden Positionen an adäquatem Ersatz.
Der Ausfall von Chiesa brach Juventus in einer ohnehin schwachen Spielzeit endgültig das Genick - und wirft anlässlich der neuerlichen Sorgen um die eigenen Starspieler einen Schatten voraus.
Das größte Fragezeichen steht damit hinter den noch anstehenden Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Um einen erneuten Kollaps in verschiedenen Bereichen zu verhindern, müssen die Verantwortlichen um Präsident Andrea Agnelli noch einmal nachlegen.
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Daumen hoch? Bei Juventus hofft man auf Federico Chiesa

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Juventus: Hier ist noch Bedarf

Juventus' angebliches Interesse an PSG-Star Leandro Paredes unterstreicht, dass sich die Bianconeri der drohenden Gefahr bewusst sind. Gerade im Mittelfeld lechzt die Alte Dame nach Konstanz und Spielintelligenz.
Pogba und Locatelli versprechen als Duo zwar eine erfolgreiche Zukunft, die jüngst aufgekommene Meniskusverletzung des französischen Superstars lässt jedoch ein kleines Fragezeichen hinter dessen Einsatzfähigkeit aufkommen.
Mit Paredes hätte Allegri eine attraktive Alternative im Kader, die sich während ihrer drei Jahre bei Paris Saint-Germain bereits für größere Aufgaben empfohlen hatte. Als Ex-Roma-Spieler verfügt Paredes übrigens über ausreichend Erfahrung in der Serie A.
Aber auch in der Offensive gibt es in Turin Nachholbedarf. Trotz der unbestrittenen Qualitäten von di María darf die These angezweifelt werden, dass ein 34-Jähriger den Angriff des Rekordmeisters wiederbeleben kann. Auf Chiesa muss Juventus nämlich voraussichtlich bis Anfang Oktober verzichten - ob er in der Folge an seine eindrucksvolle Darbietung bei der EM 2021 anschließen kann, bleibt zusätzlich ein Rätsel.
Gerade aufgrund dieser Ungewissheit muss Juventus auf dem Transfermarkt nachlegen. Die Verpflichtung von Eintracht Frankfurts Filip Kostic erweist sich dabei bereits als erster Schritt in die richtige Richtung. Mit Memphis Depay soll der norditalienische Klub bereits den nächsten Offensivspieler nach Turin lotsen. Darüber hinaus steht ein Interesse am zuvor ausgeliehenen Álvaro Morata im Raum.

Juventus: Das kommt auf Allegri zu

Die Geduld des 54-Jährigen - aber auch jene des Klubs - wird in den ersten Wochen und Monaten auf die Probe gestellt. Der Umbruch, der die Alte Dame erneut zu Königin Italiens machen soll, zieht sich trotz namhafter Transfers schleppend dahin. Sind alle Stars jedoch mal fit, rückt der erste Scudetto seit 2020 in greifbare Nähe.
Mit Vlahovic, Chiesa und di María ist der Rekordmeister vorne sehr gut aufgestellt. Nun liegt es an Allegri, dem Offensivtrio durch ein besser besetztes Mittelfeld die nötigen Waffen in die Hand zu geben und aus den einzelnen Mannschaftsteilen wieder ein furchteinflößendes Kollektiv zu bilden.
Dafür bedarf es aber - wie bereits erwähnt - vor allem einer Sache: Geduld.
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Quelle: Eurosport

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