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Deutschland - Niederlande | 3 Dinge, die auffielen: Löw wechselt den Sieg aus

Florian Bogner

Update 20/11/2018 um 13:30 GMT+1 Uhr

Beim am Ende erneut enttäuschenden 2:2 (2:0) der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande hat Joachim Löw bei seinen Einwechslungen kein gutes Händchen. Das neue Sturm-Trio bestehend aus Timo Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané sammelt derweil weiter Pluspunkte - und das neue System mit geradliniger Spielweise offenbart seine Tücken. Drei Dinge, die auffielen.

Thomas Müller und Co. nach Deutschland gegen Niederlande

Fotocredit: Getty Images

Mopeds besser als Bromfiets

Niklas Süle hatte den deutschen Dreier-Angriff nach dem Russland-Spiel als "Mopeds" bezeichnet, weil nur wenige Defensiven mit Leroy Sané, Timo Werner und Serge Gnabry Schritt halten können, wenn diese mal Fahrt aufgenommen haben.
Beim 2:2 gegen die Niederlande ging der Knoten der drei erstmals in einem Pflichtspiel so richtig auf: Beim 1:0 spielte Gnabry nach einem Zuspiel von Toni Kroos blitzschnell auf Werner weiter und schaffte so den Raum, den Werner für seinen sehenswerten Abschluss brauchte (9.).
Beim 2:0 wiederum startete Sané, der schnellste Deutsche, im perfekten Zeitpunkt in einen Kroos-Pass. Und auch wenn Sané beim abgefälschten Abschluss Glück hatte - dieses Glück hatte sich der beste Jung-Profi der vergangenen Premier-League-Saison auch erarbeitet (19.).
Gerade dem 22 Jahre alten Ex-Schalker merkt man an, dass ihm das in ihn gesetzte Vertrauen von Bundestrainer Joachim Löw sichtlich guttut; 15 Länderspiele lang war er ohne Torerfolg geblieben, nun traf er gegen Russland und Holland in zwei aufeinanderfolgenden Partien.
"In den letzten beiden Spielen haben sie es sehr gut gemacht, sie waren sehr gefährlich heute. Die drei gehen schon auch sehr gute Wege", lobte Bundestrainer Joachim Löw.
Und auch, wenn logischerweise noch nicht alles perfekt klappte, sorgte der Dreier-Angriff, solange er zusammenspielen durfte, im nicht ganz voll besetzten Schalker Stadion für jede Menge "Ohs" und "Ahs".
Die Oranje-"Bromfiets" hingegen - so nennt man "Mopeds" auf Niederländisch - kamen anders als beim 3:0 im Hinspiel in Amsterdam nicht wirklich zur Entfaltung.
Memphis Depay bliebt als "falscher Neuner" mehr oder weniger komplett blass, der für Steven Bergwijn in die Startelf genommene Quincy Promes rechtfertigte seinen Einsatz bis zu seinem sehenswerten Treffer zum 1:2 (85.) auch nicht wirklich.
Ryan Babel verabschiedete sich derweil kurz vor der Halbzeit mit einer Muskelverletzung, der für ihn eingewechselte Hertha-Profi Javairo Dilrosun musste 23 Spielminuten später ebenfalls verletzt wieder raus.
Dass alle drei nicht zündeten, lag vor allem an der lange gut funktionierenden Dreierkette der Löw-Elf, die sich wenig konteranfällig präsentierte, logischerweise aber auch vom Spielverlauf mit der beruhigenden Führung profitierte.
Probleme bekam die DFB-Abwehr erst, als mit Luuk de Jong ein "echter" Mittelstürmer ins Spiel kam und die Niederlande vermehrt mit hohen Bällen ins Zentrum arbeitete. Als Abwehrkante Virgil van Dijk in den Schlussminuten dann noch als zweiter Stoßstürmer nachrückte, war die Konfusion perfekt.

Löw wechselt den Sieg aus

So gut das Offensivspiel der Deutschen lange aussah, so wenig profitierte es von den Wechseln des Bundestrainers: Dass Joachim Löw zwischen Minute 63 und 80 alle drei Offensiv-Youngster auswechselte, nahm dem DFB-Team jedenfalls ein bisschen das Momentum.
Der für Werner eingewechselte Marco Reus (63.) brachte noch am ehesten ein Überraschungsmoment ins Spiel. Thomas Müller (66. für Gnabry) feierte dagegen ein absolut unglückliches Jubiläum mit vielen zaudernden Momenten und unglücklichen Abspielen.
Leon Goretzka (80. für Sané) war schließlich der Unglückrabe, der mit einem völlig überflüssigen Ballverlust links vor dem eigenen Strafraum das 1:2 der Gäste begünstigte.
"Ein 2:0 fünf Minuten vor Schluss darf man nicht mehr hergeben", moserte der am Ende zum Zuschauen verdammte Werner und fügte sehr treffend an:
Ich glaube, dass dieses Spiel vieles gezeigt hat, was 2018 passiert ist. Man hat gesehen, dass es ging, aber wir haben uns nicht belohnt und es ist am Ende schief gegangen.
An die Klarheit und Zielstrebigkeit ihrer Vorgänger im Spiel kamen die drei Löw-Joker jedenfalls zu keiner Zeit heran und standen so auch ein wenig Pate dafür, dass das DFB-Team den Sieg noch aus der Hand gab.
"Es ist wirklich schade, dass wir uns nicht belohnt haben für ein über weite Strecken schönes und auch erfrischendes Fußballspiel", sagte Müller:
Dass wir hinten raus 2:2 spielen, hat die Mannschaft nicht verdient. Daran waren wir aber auch nicht ganz unbeteiligt.

Die Sache mit dem Ballbesitz

Joachim Löw hat dem Ballbesitzfußball keineswegs abgeschworen - dennoch hat sich das Spiel der Deutschen mit der implementierten Dreierkette und den drei konterstarken Offensivspielern auch entsprechend verändert.
Lange Ballbesitzstafetten sollen mit diesen Spielern jedenfalls so weit wie möglich vermieden werden. Das 1:0 gegen die Niederlande war dafür ein Musterbeispiel: Nach Balleroberung von Mats Hummels links hinten an der eigenen Torauslinie, lief der Angriff schnell über Kroos, Nico Schulz und Gnabry bis Werner nach vorne, der ohnehin selten lange fackelte und meist sofort den Abschluss suchte.
Dass bei vertikaler Spielweise das Risiko steigt und damit logischerweise auch der Ballbesitzanteil sinkt, ist die Kehrseite der Medaille. Am Ende hatte Deutschland in einem Heimspiel weniger Ballbesitz (47,1 Prozent) und auch die schwächere Passquote als die international auch eher unerfahrenen Gäste (85,3 Prozent gegenüber 88,0 Prozent angekommene Bälle).
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Timo Werner (Deutschland)

Fotocredit: Getty Images

Warum das Spiel am Ende noch kippte, konnte sich auch Bundestrainer Joachim Löw direkt nach Abpfiff nicht so recht erklären. Letztlich leistete sich sein Team im zweiten Durchgang zu viele leichte Ballverluste, brachte die weniger werdenden vielversprechenden Angriffe nicht mehr zielstrebig zu Ende und konnte am Schluss nicht mehr auf die Brechstangen-Taktik der Gäste reagieren.
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Van Dijk trifft zum Ausgleich gegen Deutschland

Fotocredit: SID

"Das ist der Preis, den man manchmal für eine junge Mannschaft bezahlen muss. Wir müssen aus den Fehlern lernen", sagte Löw, der den Umbruch im Team noch lange nicht abgeschlossen sieht:
Der Prozess ist im Gange und auch schon ein Stückweit vorangeschritten, wird aber bestimmt noch das ganze nächste Jahr andauern.
Fazit:
Wir haben sehr viel Arbeit vor uns.
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