WM 2022 in Katar: Kai Havertz bezieht Stellung zur Kritik von Gündogan, Neuer und Rüdiger
Die deutschen Nationalspieler haben bei der WM 2022 in Katar mit extrem scharfer Kritik überrascht - und zwar an der eigenen Leistung und den eigenen Teamkollegen. Nach dem 1:2 gegen Japan nahmen Kapitän Manuel Neuer, Torschütze Ilkay Gündogan und Innenverteidiger Antonio Rüdiger an den Mikrofonen kein Blatt vor den Mund. Wie die deutlichen Worte ankamen, verriet nun Kai Havertz.
Havertz: "Weiß, dass nicht jeder hinter uns steht"
Quelle: Perform
"Es war konstruktive Kritik von Ilkay und Manu. Ich kann die Jungs verstehen", sagte Kai Havertz zwei Tage vor dem Showdown gegen Spanien (So., 20:00 Uhr im Liveticker) auf der DFB-Pressekonferenz. Der öffentlichen Schelte folgte eine interne Aussprache. Es sei an der Zeit gewesen, "sich die Wahrheit zu sagen, von Angesicht zu Angesicht, das macht uns stärker".
Gündogan hatte nach dem 1:2 gegen Japan die Offensive um Mittelstürmer Havertz allerdings zunächst mal öffentlich kritisiert.
"Man hatte das gefühlt, dass nicht jeder den Ball unbedingt haben wollte. Wir haben viel zu oft und viel zu einfach den Ball verloren", hatte der ManCity-Star gesagt.
Havertz hatte am Dienstag irritiert auf die Worte reagiert. "Wir hatten viele gute Torchancen, deshalb weiß ich nicht genau. Ich kann den Frust nach dem Spiel auf jeden Fall verstehen. Jetzt gilt es, positiv zu bleiben, nach vorne zu schauen und Sonntag das Beste draus zu machen", hatte der Chelsea-Profi gesagt.
Havertz nimmt die Kritik wahr
Worte erfahrener Kollegen hätten durchaus Gewicht, meinte Havertz nun. "Da ist keiner sauer", versicherte er: "So eine Kritik tut der Mannschaft gut, weil wir uns weiterentwickeln." Letztlich seien es auch immer nur "Schnipsel, die aus einem Interview gezogen werden" und dann haften bleiben, fügte Havertz an.
Allerdings lasse er es mal "dahingestellt", ob die öffentliche Form der Kritik die richtige sei, meinte der 23-Jährige vielsagend.
Gündogan hatte mit seinen Worten aber auch nicht nur den Angreifer gemeint. Der Mittelfeldmotor hält nämlich eigentlich Stücke auf seinen Kollegen. "Ich erwarte Großes von ihm. Kais Potenzial ist unlimitiert, es gibt keine Grenzen", hatte er schon 2020 gesagt. Und weiter: "Meiner Meinung nach ist Havertz in der spielerischen Anlage noch besser als Ballack."
Havertz behält "den Kopf oben"
Zehn Treffer in 32 Länderspielen sind auch keine so schlechte Quote. Doch gegen Japan hing Havertz nicht zum ersten Mal ziemlich in der Luft und setzte sich kaum in Szene. Er sei "nicht zu 100 Prozent ins Spiel integriert" gewesen, gibt er zu: "Als Stürmer hast du die Verpflichtung, Tore zu schießen, das habe ich gegen Japan nicht geschafft."
Havertz lässt sich von der Kritik "nicht unterkriegen" und behält "den Kopf oben".
Er wisse, dass er die Position im Sturm gegen Spanien gut spielen könne - und werde. Sie bereite ihm schließlich "Spaß". Und die "große Wut", die er nach der Niederlage am Mittwoch verspürt hatte, ist inzwischen auch wieder verraucht: "Mein Fokus liegt darauf, dem Team mit Toren und Vorlagen zu helfen."
Klare Worte von Gündogan, Rüdiger und Neuer
Noch drastischer als über das Spiel nach vorne hatten sich Gündogan, Antonio Rüdiger und Manuel Neuer öffentlich über die Defensivleistung geäußert. "Ich weiß nicht, ob bei einer Weltmeisterschaft jemals ein einfacheres Tor erzielt wurde", monierte Gündogan über den Treffer zum 1:2.
Antonio Rüdiger brandmarkte das entscheidende Tor durch Takuma Asano als "lachhaft". Neuer sprach sogar von einer "Vollkatastrophe".
Man habe gemerkt, "dass der ein oder andere Spieler zu wackeln anfängt. Das muss ganz anders sein. Dass es hier schon ins Bröckeln gerät, ist dramatisch", monierte der Kapitän und bemängelte auch das Aufbauspiel seiner Vorderleute: "Wenn man keine Pässe mit Aussage nach vorne gibt, kommt die Retourkutsche."
Ist Flick zu nett?
Ebenso deutlich wie das Trio dürfte der Bundestrainer im Team-Meeting einen Tag nach der Japan-Partie gewesen sein - auch wenn Flick zuletzt medial schon als "zu weich" angezählt wurde.
Dieser Darstellung widerspricht Havertz. "Wir wissen alle noch von der Schule bei einem Lehrer. Das Letzte, was man dem Trainer vorwerfen kann, ist, dass er nicht klar mit uns redet und uns nicht aufwecken will. Ich glaube, dass vor allem nach dem Meeting jetzt jeder weiß, was Sache ist. Und da jetzt zu sagen, dass er zu nett ist, vollkommen falsch", unterstrich der 23-Jährige
Havertz weiter: "Nett sein ist ein schönes Ding, aber man braucht auch die Klarheit. Ich bin nicht der Typ, der vom Trainer angeschrien werden muss, mir reicht eine sachliche Rückmeldung von einem Trainer. Und wenn die klar ausfällt, weiß ich, was Sache ist."
Alle seien "mit dem Gefühl aus dem Besprechungsraum rausgegangen", das Spiel gewinnen zu können, stimmte Julian Brandt zu: "Wir müssen davon wegkommen, immer davon zu reden, dass wir in einer Scheiß-Situation sind." Das Spiel gegen Spanien "kann der Turnaround für uns sein", betonte Havertz.
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(mit SID)
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Quelle: SID
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