Eurosport
MotoGP: Valentino Rossi ätzt gegen Winglet-Flügel
Von
Publiziert 22/03/2016 um 22:11 GMT+1 Uhr
Viele Jahre blieb das Potenzial des aerodynamischen Abtriebs in der MotoGP ungenutzt, doch spätestens als Ducati in der vergangenen Saison auffällige Flügel montieren ließ, waren alle Hersteller an diesem Thema interessiert. Yamaha zog im Laufe der Saison 2015 nach, Honda präsentierte beim finalen Vorsaisontest in Katar erstmals kleine Flügel an der Verkleidung der RC213V.
Valentino Rossi
Fotocredit: AFP
Den Ästheten sind die Flügel ein Dorn im Auge. Zudem gibt es Sicherheitsbedenken. Valentino Rossi verzichtet meist auf die Verwendung der Flügel, während Teamkollege Jorge Lorenzo seine M1 in Katar mit schaufelähnlichen Flügeln an der Kanzel ausrüsten ließ. "Ich mag die Flügel grundsätzlich nicht, weil sie ziemlich hässlich aussehen", stellt Rossi klar. "Zudem fühle ich beim Fahren keinen Unterschied."
Einen spürbaren Unterschied haben die aerodynamischen Kreationen aber für den Fahrer, der hinterher fährt. "Es stimmt, dass die Flügel vor allem in Hochgeschwindigkeitskurven ziemlich oft Turbulenzen verursachen. Wenn man einem Motorrad mit Flügeln folgt, dann kann das eigene Motorrad an Stabilität verlieren", schildert Rossi, der in den Winglets aber keine grundsätzliche Gefahr erkennt: "Ich denke nicht, dass sie gefährlich sind."
Beim Rennwochenende in Australien erlebte Honda-Werkspilot Dani Pedrosa eine Schrecksekunde, als er der Ducati Desmosedici von Andrea Iannone folgte. "Es entstehen Turbulenzen. Wenn man hinterher fährt oder überholt wird, dann verliert die Front den Kontakt und man verliert die Kontrolle. Das Motorrad ist dann sehr unruhig", beschreibt der Spanier die Probleme.
"Turbulenzen außer Kontrolle"
Honda-Markenkollege Cal Crutchlow beobachtete den Vorfall auf Phillip Island aus der Verfolgerposition: "Die Turbulenzen sind außer Kontrolle. Ehrlich gesagt sind die Turbulenzen unglaublich, wenn man hinter eine Ducati fährt. Ich dachte, dass Pedrosa abfliegt, als er auf Phillip Island hinter Iannone fuhr", stellt der Brite klar.
"Diese Teile sind ziemlich radikal, doch sie sind erlaubt", grübelt Crutchlow, der die Verwendung der Flügel kritisch sieht: "Man stelle sich vor, sie schlitzen einem Fahrer das Bein auf. Alle meinen, dass die Flügel vorher abbrechen, doch das muss nicht zwangsläufig stimmen. Woher wollen sie wissen, dass sie vorher abbrechen?", fragt sich der LCR-Honda-Pilot.
/origin-imgresizer.eurosport.com/2016/03/20/1820375-38404751-2560-1440.jpg)
Jorge Lorenzo,, Valentino Rossi und Marc Marquez
Fotocredit: AFP
Ein Verbot der Flügel ist momentan nicht zu erwarten. Für die Saison 2016 wurde das Reglement leicht angepasst. An der Außenkante müssen die Flügel nun einen vorgeschriebenen Rand einhalten. Außerdem dürfen sie die Breite der Verkleidung nicht überschreiten. "Ich werde mich nicht für ein Verbot aussprechen, weil sie den Regeln entsprechen. Sie haben gut gearbeitet", lobt Crutchlow die clevere Ducati-Strategie.
"Wenn ich eine Ducati fahren würde, dann würde ich sie auch haben wollen", stellt der ehemalige Ducati-Werkspilot klar. Und auch Rossi schreibt die Winglets noch nicht ab: "Ich werde sie ein anderes Mal probieren, um es besser zu verstehen", bemerkt der 37-jährige Italiener, der von den Vorteilen noch nicht überzeugt ist: "Ich bin mir nicht sicher, ob es Unterschiede gibt."
Kommission beschließt Winglet-Verbot in Moto2
Die Grand-Prix-Kommission traf sich im Rahmen des Katar-Grand-Prix in Losail, um das Reglement in der Moto2 und in der Moto3 anzupassen. Wie gewohnt traf Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta auf die Verantwortlichen des Motorrad-Weltverbandes FIM, der Teamvereinigung IRTA und der Herstellervereinigung MSMA. Das Treffen fand am 19. März statt. Es wurden Anpassungen im Bereich der Aerodynamik und der Kraftübertragung beschlossen.
Die brisanteste Änderung stellt das Verbot der aerodynamischen Hilfsmittel dar. In der MotoGP erfreuen sich Winglets großer Beliebtheit. Nachdem Ducati zum Saisonstart 2015 mit großen Flüglen überraschte, zogen Yamaha und später auch Honda nach. Die Flügel wurden immer größer und inspirierten auch die Ingenieure der Moto2- und Moto3-Maschinen.
Dominique Aegerter ging in Katar mit Luftleitstäben am Heck auf die Strecke. Die seltsam anmutenden Flügel sollten die Luft für die Hinterherfahrenden verwirbeln und dadurch den Windschatten-Effekt reduzieren. Diese aerodynamischen Hilfsmittel sind in der Moto2 ab sofort verboten.
Die Grand-Prix-Kommission hat in einem Statement festgelegt:
Die wenig eleganten Winglets dürfen in der MotoGP weiterhin verwendet werden.
Neben dem Verbot der Flügel gab es beim Meeting in Katar noch eine weitere Änderung am Reglement. In der Moto2 dürfen ab Mai nur noch zwei geprüfte Schaltautomaten verwendet werden. Zudem muss ein Sensor angebracht werden, der Daten sammelt, die bei der technischen Kontrolle ausgelesen werden können. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Problemen mit den Getrieben, weil die Teams die Unterbrechungszeiten immer kürzer einstellten. Dadurch landeten die Fahrer regelmäßig im Leerlauf.
/origin-imgresizer.eurosport.com/2016/03/20/1820270-38402651-2560-1440.jpg)
Katar-Sieger Lorenzo: "Reifen-Poker ging auf"
Quelle: Eurosport
Ähnliche Themen
Werbung
Werbung