Aus für Olympia und Fußball-WM: Russland für vier Jahre wegen Dopingskandalen gesperrt

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VonEurosport

Update 09/12/2019 um 15:52 GMT+1 Uhr

Olympia-Aus für Russlands Sportler für die Sommerspiele von Tokyo 2020 und die Winterspiele in Peking 2022: Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat im Skandal um manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor eine Vierjahressperre gegen Russland verhängt. Ein Sprecher der WADA bestätigte auch, dass Russlands damit nicht mit einer Mannschaft an der Fußball-WM 2022 in Katar teilnehmen könne.

Olympic flag, Russia flag

Fotocredit: Getty Images

"Wenn sie sich qualifizieren, kann ein Team, das Russland repräsentiert, nicht antreten", sagte Jonathan Taylor, Vorsitzender der zuständigen WADA-Prüfkommission, am Montag in Lausanne: "Wenn ein entsprechender Mechanismus eingeführt wird, können sie beantragen, auf einer neutralen Basis anzutreten. Wie dies konkret in den Teamsportarten gemacht wird, wird von Fall zu Fall entschieden."
Das WADA-Exekutivkomitee folgte in Lausanne mit seiner Entscheidung einstimmig und vollumfänglich einer Empfehlung der unabhängigen Prüfkommission CRC.
Russland hat 21 Tage Zeit, um Einspruch einzulegen. Dann würde der Internationale Sportgerichtshof CAS eine Entscheidung fällen.

FIFA hält sich zur WM bedeckt

Der Fußball-Weltverband FIFA will sich nach der Vierjahressperre gegen Russland noch nicht zu möglichen Konsequenzen für die Sbornaja äußern. Ein FIFA-Sprecher teilte am Montag auf SID-Anfrage lediglich mit, dass die FIFA "die Entscheidung der WADA zur Kenntnis genommen hat. Die FIFA steht in Kontakt mit der WADA und der ASOIF (Vereinigung der olympischen Sommersportverbände, d. Red.), um die Folgen für den Fußball abzuklären".
Laut eines Berichts der englischen Tageszeitung The Telegraph darf Russland die Qualifikationsspiele zur Fußball-WM 2022 ganz normal als Russland austragen. Nur wenn die Sbornaja sich für die WM-Endrunde in drei Jahren qualifiziert, würden die Sanktionen greifen.

Russland beklagt "Hysterie"

Premierminister Dimitri Medwedew hat die verhängte Vierjahressperre gegen Russland wegen manipulierter Doping-Daten als "Fortsetzung der bereits chronisch gewordenen antirussischen Hysterie" bezeichnet. Die Entscheidung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) müsse angefochten werden, sagte der 54-Jährige russischen Medien.
Gleichzeitig räumte Medwedew ein, dass es in Russland "erhebliche" Probleme mit Doping gebe: "Es ist unmöglich, dies zu leugnen."

"Keine Möglichkeit, vor Gericht zu gewinnen"

Juri Ganus, Chef der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, rechnet nicht mit Erfolgschancen bei einem Einspruch gegen die am Montag verhängte Vierjahressperre. "Es gibt keine Möglichkeit, diesen Fall vor Gericht zu gewinnen", sagte Ganus der französischen Nachrichtenagentur AFP. Laut Ganus wird am 19. Dezember auf einer RUSADA-Aufsichtsratssitzung über einen Einspruch entschieden.
Das Urteil, so Ganus, sei eine Tragödie für die sauberen russischen Athleten. Er betonte, schon jetzt würden Sportler überlegen, Russland zu verlassen, um international starten zu dürfen.

NADA: "Russland hatte viele Chancen"

Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) hat die Vierjahressperre gegen Russland begrüßt und die konsequente Umsetzung der wegen der fortgesetzten Manipulationen von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verhängten Sanktionen angemahnt. "Die nun getroffene Entscheidung ist bereits der kleinste gemeinsame Nenner und darf nicht weiter verwässert werden", meinte die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann: "Die Umsetzung der Entscheidung muss mit Blick auf alle anstehenden Sportveranstaltungen Klarheit und Rechtssicherheit schaffen."
Gotzmann wies darauf hin, dass "die Verantwortlichen im russischen Sport und bei der russischen Anti-Doping Agentur viele Chancen hatten, Fehlverhalten einzugestehen und dieses im Sinne des fairen Sports zu korrigieren. Die nun vorliegende eindeutige Beweislage zeigt, dass stattdessen weiterhin manipuliert wurde."
"Das russische Doping hat dem sauberen Sport viel zu lange geschadet. Russland wurde jede Gelegenheit gegeben, reinen Tisch zu machen. Aber stattdessen hat es sich entschieden, weiter zu täuschen und zu leugnen", sagte WADA-Präsident Craig Reedie: "Daher hat das Exekutivkomitee in der strengstmöglichen Art und Weise reagiert. Gleichzeitig wahrt es allerdings auch die Rechte der russischen Athleten, die beweisen können, dass sie nicht von diesen betrügerischen Handlungen profitiert haben."

Teilnahme als "neutrale Athleten" möglich

Die Sanktionen gegen Russland umfassen einen ganzen Strafenkatalog. So wird die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA erneut aus der WADA ausgeschlossen. Russische Sportler dürfen an sportlichen Großereignissen wie Olympischen und Paralympischen Spielen oder Weltmeisterschaften unter bestimmten Voraussetzungen als "neutrale Athleten" teilnehmen.
Russland darf diese Wettbewerbe auch nicht ausrichten oder sich um diese bewerben.
Hintergrund ist der Streit um manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor. Die Aushändigung an die WADA war im September 2018 eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme der RUSADA. Mit dem Datensatz soll das Ausmaß des Dopingskandals belegt und individuelle Verfahren gegen Sportler möglich werden.

Dopingskandal: Russland hat tausende Daten manipuliert

Nach dem Bericht der Prüfkommission seien Tausende Daten gelöscht oder manipuliert worden. Zuletzt war die Rede davon, dass so mindestens 145 Sportler geschützt werden sollten.
Bereits bei den Winterspielen in Pyeongchang 2018 durfte Russland keine eigene Mannschaft stellen. Letztlich gingen 168 Sportler als "Olympic Athletes from Russia" an den Start.
(SID)
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