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Tour de France 2016: Kampf ums Podium in Paris zwischen Porte, Quintana, Aru & Co

Andreas Schulz

Update 22/07/2016 um 10:47 GMT+2 Uhr

Ist die Tour de France 2016 schon gelaufen? Ja, was das Gelbe Trikot angeht. Aber hinter Chris Froome tobt ein heißer Kampf um die weiteren Plätze auf dem Podium in Paris zwischen großen Namen wie Nairo Quintana, Richie Porte, Fabio Aru und Alejandro Valverde und Außenseitern wie Bauke Mollema sowie Newcomern wie Adam Yates. Wer wird nach den zwei schweren Bergetappen in den Alpen jubeln können?

Das Podium der Tour de France 2015 in Paris

Fotocredit: AFP

Die Ausgangslage: Nur 68 Sekunden trennen die fünf Fahrer von Platz zwei bis sechs im Gesamtklassement der Tour 2016.
Vor den noch anstehenden zwei kurzen & knackigen Alpenetappen am Freitag und Samstag können sich zudem auch die Fahrer hinter diesem Quintett noch Chancen auf das Podium ausrechnen. Zumal die Formkurve eher für die Herausforderer als die Verteidiger der Podestplätze zu sprechen scheint.
Erfahrung, Regenerationsfähigkeit, taktisches Geschick und Teamstärke werden neben der reinen Form die entscheidenden Faktoren sein in diesem "Siebenkampf". Wem jetzt die Reserven ausgehen, der kann schnell auch noch jene 2:45 Minuten verlieren, die vor der 19. Etappe Rang zwei von Position acht trennen.
Chris Froome kann nach seinem Zeitfahrsieg in Ruhe zusehen, wie sich die Konkurrenz um die Plätze neben ihm auf dem Podest in Paris duelliert. Sky muss nicht mehr jede Attacke sofort unterbinden, das gibt Angreifern etwas mehr Spielraum - gerade jenen, die eher im hinteren Teil der Top Ten lauern. Wer dann wem wann wie hinterherfährt, wird einer der spannenden Aspekte im Alpen-Finale sein.
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Tour: Die Bergankunft auf der 19. Etappe unter der Lupe

Die beiden Etappen bieten mit jeweils weniger als 150 Kilometern perfekte Chancen zu frühen Attacken, auch wenn zwischen den Anstiegen immer wieder Flachstücke anstehen, auf denen Teamarbeit bzw. Allianzen eine ganz wichtige Rolle spielen können. Der extrem steile Einstieg in die Schlusssteigung auf der 19.Etappe und die technische Abfahrt ins Ziel von Morzine auf der 20. Etappe sind Schlüsselstellen auf dem Weg Richtung Podium.
Wichtig könnten auch die Zeitgutschriften im Ziel werden, bei den knappen Abständen zwischen einzelnen Konkurrenten in den Top Ten kann es auf jede Sekunde ankommen. Schlechte Kunde für Ausreißer - wir werden schnell sehen, welche Teams mit Blick auf die Bonifikationen eine Fluchtgruppe an der kurzen Leine halten. Sky wird es sicher nicht tun.
Die Podiums-Kandidaten im Check:
Bauke Mollema (2.): Der Niederländer ist routiniert und erfahren, doch ihm scheint ein wenig die Luft auszugehen. Stark am Ventoux und im Einzelzeitfahren, schwächelnd bei der letzten Bergankunft und im Bergzeitfahren. Die Tendenz zeigt nach unten, zumal sein Trek-Team dezimiert und dessen Routiniers Frank Schleck & Haimar Zubeldia in der entscheidenden Rennphase meist schon abgehängt und damit keine Hilfe mehr sind. Wie 2013 rutscht er von Rang zwei noch einige Plätze nach unten.
Podiums-Chance: 20%
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Richie Porte (BMC), Bauke Mollema (Trek), Chris Froome(Sky) - Tour de France 2016

Fotocredit: AFP

Adam Yates (3./Rückstand auf Platz zwei 0:28): Steht neben Froome noch ein Brite auf dem Podest der Champs Elysées? Der 23-Jährige präsentiert sich bislang unerwartet stark, doch im Schlagabtausch am Schlusswochenende wird ihm gegen die starke Konkurrenz ein Abrutschen im Klassement blühen. Noch nie war der 50. des Vorjahres in einer solchen Situation und wie sein Teamkollege Esteban Chavez beim Giro im Mai hat er kein bergfestes Team als Hilfe zur Seite. Diese Tour ist jetzt schon ein Erfolg für ihn und die Nachwuchswertung fast sicher - das Podium muss warten.
Podiums Chance: 15%
Nairo Quintana (4./Rückstand auf Platz zwei 0:45): Eine Allergie soll also den Kolumbianer bremsen, man hofft auf Regen bei Movistar um den vor drei Wochen als Herausforderer von Chris Froome gestarteten Kletterer noch aufs Podium zu bringen. Wenn er sein Potenzial endlich abrufen kann, ist er sofort wieder der Kronprinz - doch darauf warten wir schon seit Wochen. Fährt Quintana weiter wie bisher, gehört er nicht unter die Top 3 der Tour de France 2016.
Podiums-Chance: 20%
Romain Bardet (5./Rückstand auf Platz zwei 1:05): Der Franzose geht mit Rückenwind auf die letzten Bergetappen. Das Bergzgeitfahren lief für seine Verhältnisse ausgezeichnet, die Form ist auf Topniveau. Der ag2r-Kapitän hat sich mehrfach am Riemen gerissen und auf Attacken verzichtet - wenn er wie nach Culoz in die Offensive ging, war das zumindest überzeugender als bei fast allen anderen Top-Fahrern. Minuspunkt: Sein Team ist etwas schwach auf der Brust. Pluspunkt: Dem starken Abfahrer kommt das Finale nach Morzine wie gerufen. Ein Franzose auf dem Podium - gut möglich, vielleicht sogar als Zweiter wie Mannschaftskamerad Jean-Christophe Péraud 2014.
Podiums-Chance: 55%
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Romain Bardet ( Ag2r - La Mondiale) Tour de France 2016

Fotocredit: AFP

Richie Porte (6./Rückstand auf Platz zwei 1:08): Ohne den Reifenschaden von Cherbourg wäre der Australier schon Zweiter. Scheint bei dieser Tour erstmals ohne schlechten Tag durchzukommen, zeigt sich gerade in den Alpen stark. Hat neben seiner Form noch zwei weitere Trümpfe: Co-Kapitän Tejay van Garderen rangiert im Niemandsland und kann zum Edelhelfer bzw. taktischen Option in Fluchtgruppen werden. Vor allem aber ist Porte ein Freund von Froome, ihm wird der Brite bei Attacken nicht um jeden Preis hinterhersetzen, ihm wird er im Etappenziel keine Zeitgutschrift wegschnappen.
Podiumschance: 70%
Fabio Aru (7./Rückstand auf Platz zwei 2:16): Der Italiener hat im Bergzeitfahren erstmals angedeutet, was er an guten Tagen zeigen kann. Kommt der Leistungsschub jetzt zum Tour-Ende nach bisher eher mauen Auftritten? Das Astana-Team ist ehrgeizig und gut besetzt genug, um auf den kurzen Alpen-Etappen Alarm zu machen - Aru und seine Mannschaftskameraden haben nicht vergessen, wie sie die Vuelta 2015 im letzten Moment noch aus fast aussichtsloser Position in einen Sieg umgemünzt haben. Vincenzo Nibali ist dabei ein taktisches Ass im Ärmel, als Angreifer oder als Pilot auf der letzten Abfahrt der Tour nach Morzine.
Podiums-Chance: 33%
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Alejandro Valverde, Nairo Quintana und Fabio Aru bei der Tour de France 2016

Fotocredit: AFP

Alejandro Valverde (8./Rückstand auf Platz zwei 2:45): Bisher hat sich der 36-Jährige in den Dienst von Quintana gestellt. Doch was, wenn ihm Movistar bei seiner vielleicht letzten Tour nun freie Fahrt gibt? Renninstinkt, Sprintstärke und Abfahrtskünste sind allesamt Pluspunkte für den Spanier - und ihm wird wohl nicht wie Quintana sofort nachgejagt werden. Bleibt er in der Rolle als Edelhelfer, wird er Plätze verlieren. Darf er seine Chance suchen, wäre wie beim Giro vor wenigen Wochen wieder Rang drei möglich.
Podiums -Chance: 25%
Abschließend ist das Quartett auf den Plätzen 9 - 12 der Gesamtwertung auch noch nicht ganz aus dem Rennen. Dafür sind die beiden Alpenetappen zu schwer, das Rennen zu unwägbar, die Qualitäten der Fahrer zu groß und die Chance auf eine erfolgreiche Flucht umso besser, je höher der Rückstand ist. Deshalb sollten Louis Meintjes, Daniel Martin, Joaquim Rodriguez und Roman Kreuziger nicht völlig abgeschrieben werden. Drei oder vier Minuten aufzuholen schien bislang bei dieser Tour nie möglich, doch Giro und Vuelta haben in den letzten Monaten beweisen, wie viel am Ende von drei Wochen noch in Bewegung geraten kann...
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