Schwimm-WM 2023: Florian Wellbrock und Co. wollen deutschen Goldglanz heraufbeschwören

Bei der WM in Fukuoka wollen die Schwimmer um Olympiasieger Florian Wellbrock mit sportlichen Erfolgen den schwer angeschlagenen DSV wieder in ein positives Licht rücken. Ein Jahr nach seinem Medaillen-Fünferpack bei der WM in Budapest will Wellbrock nun nachlegen - sein Blick ist dabei fest auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris fokussiert.

Florian Wellbrock und Co. haben ein klares Ziel vor Augen

Fotocredit: Imago

Die Millionenklage von Jan Hempel kommt vor einen Schlichter, mit dem gefeuerten Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow gibt es ein Wiedersehen vor Gericht.
Der Missbrauchsskandal und seine Folgen beschäftigen den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) neben anderen Problemen noch immer - ein bisschen goldener Glanz mit Olympiasieger Florian Wellbrock im fernen Japan wäre da eine willkommene Abwechslung.
"Ich denke schon, dass man den Verband mit einer erfolgreichen WM in ein etwas positiveres Licht rückt, ohne einige Sachen, die in der Vergangenheit passiert sind, schönreden zu wollen - auf gar keinen Fall", sagte der deutsche Schwimmstar vor der Weltmeisterschaft in Fukuoka, die am Freitag beginnt, im "SID"-Interview.
Der Magdeburger will ein Jahr nach seinem Medaillen-Fünferpack bei der WM in Budapest noch einmal nachlegen. "Na ja, ich hatte ja 'nur' zweimal Gold", meinte der 25-Jährige lachend. Zwölf Monate vor Olympia hat Wellbrock vor allem seine Paradestrecken über 1500 m Freistil im Becken und 10 km im Freiwasser im Fokus, auf denen er vor einem Jahr seine WM-Titel verlor.

Blick fest auf Olympia gerichtet

Der Blick richtet sich ohnehin auf Paris 2024, Fukuoka ist zwar nicht die letzte WM vor den Sommerspielen, aber eine "wichtige Standortbestimmung", wie DLV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann betonte, "so wird die Weltspitze vor Olympia nicht noch einmal zusammenkommen." Die nächsten Titelkämpfe im Februar 2024 in Katar werden viele Stars auslassen.
Vor allem dank Wellbrock geht es für die deutschen Schwimmer nach dem absoluten Tiefpunkt mit den medaillenlosen Olympischen Spielen 2016 und der WM 2017 mit nur einmal Silber wieder aufwärts. Der einzige Weltstar im DSV-Team gewann neun der 19 deutschen Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften in den vergangenen vier Jahren.
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Florian Wellbrock mit seinem Gold in Tokio 2021

Fotocredit: Getty Images

"Flo hat sehr großen Anteil am Aufwärtstrend, er zieht als Vorbild weitere Athleten mit", sagte Hansmann dem SID und stellte erfreut fest: "Die Breite ist wieder da, zumindest in der erweiterten Weltspitze."
So haben in Japan vor allem Freiwasser-Europameisterin Leonie Beck und 400-m-Europameister Lukas Märtens sehr gute Medaillenchancen, auch Isabel Gose (Freistil) und Anna Elendt (Brust) könnten laut Hansmann "am Podest kratzen". Die Ausbeute von Budapest - zweimal Gold, fünfmal Silber und zweimal Bronze - möchte der DSV gerne wiederholen.

Fall Hempel überschattet Wasserspringer

Im Wasserspringen ist der Umbruch groß. Buschkow, der nach schweren Vorwürfen zum Umgang mit dem Fall Hempel die Kündigung erhalten hatte, sitzt nach 20 Jahren als Bundestrainer erstmals nicht mehr am WM-Beckenrand. Ein erstes Angebot des DSV lehnte der 65-Jährige beim Gütetermin vor dem Arbeitsgericht ab, Ende des Jahres trifft man sich wieder. Zudem beendete nach Rekord-Europameister Patrick Hausding auch die Olympiadritte Tina Punzel ihre Karriere.
Christoph Bohm, der im Januar zunächst kommissarisch Buschkows Posten übernommen hat, sieht "Riesen-Fußstapfen", die zu füllen sind. Nach je dreimal Gold und Silber bei den Europaspielen "schielen" die Wasserspringer, so Bohm, in Fukuoka in den Synchronwettbewerben "Richtung Medaillen". Noch wichtiger sind aber die Quotenplätze für Paris.
Nach der WM geht für den DSV die Krisenbewältigung weiter: Hempel, der wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs durch seinen ehemaligen Trainer und Vertuschung durch den Verband Schadenersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe fordert, hat einem Schlichtungsverfahren zugestimmt. "Wir werden den Vorschlag des Schlichters abwarten", sagte DSV-Vizepräsident Wolfgang Rupieper dem SID, "der DSV fühlt sich in einer moralischen Verpflichtung. In unserer Satzung ist aber nicht vorgesehen, eine Wiedergutmachungszahlung zu leisten."
Ebenfalls auf der Agenda: Eine Satzungsänderung ist ausgearbeitet, damit im Dezember eine neue Führungsstruktur mit hauptamtlichem Vorstand beschlossen und nach einem Jahr Vakuum an der Spitze wieder ein Präsident gewählt werden kann. Noch offen ist, wie es mit den klammen Finanzen weitergeht, die dringend benötigte Beitragserhöhung ist vorerst "ausgeklammert".
(SID)
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